Wie China die Lieferung von Panzern an die Ukraine sieht

Chinesische Medien haben einen ganz eigenen Blick auf die Panzerdebatte. Bild: pxhere.com, CC0

Thema spielt untergeordnete Rolle. Medien sehen USA hinter Eskalation. Auch Rolle der Nato wird kritisch bewertet. Telepolis-Serie: Positionen der Mitglieder des Sicherheitsrats (Teil 4).

Der konkrete Vorgang der Nato-Panzerlieferungen an die Ukraine fand in China zu Beginn des Jahres zunächst kaum Beachtung. Viel wichtiger waren im Reich der Mitte Themen wie die Aufrüstung Japans oder das erste halbwegs normale Neujahrsfest seit vier Jahren und die Rückkehr zur normalen Wirtschaftsaktivität – also das Ende der Zero-Covid-Politik.

Die englischsprachige Zeitung der Kommunistischen Partei Chinas, Global Times, erwähnt die Entscheidung zur Lieferung der US-amerikanischen Abrams-Panzer nicht einmal.

Die chinesische Suchmaschine Baidu wies am 26. Januar zur Begriffskombination "ukraine abrams opinion" zwar 33.600 Treffer auf – darunter befanden sich aber fast ausschließlich nachrichtliche Angebote.

Nur einzelne Meinungsäußerungen

Das Portal 163.com schrieb Ende Januar in einem ansonsten weitgehend nachrichtlichen Text:

Die zunehmende Einmischung der Nato in den Konflikt birgt die Gefahr einer ernsthaften Eskalation. Die militärische und politische Führung Russlands hat die Nato mehr als einmal gewarnt, dass solche Interventionen unweigerlich zu gefährlichen Konsequenzen führen.

Das Nachrichtenportal The Paper hat den Verhandlungserfolg von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) – wenn das Junktim "Deutsche Leopard-Panzer fahren nur mit amerikanischen Abrams in die Ukraine" denn eines ist – klar umrissen:

"Unter Druck hat Deutschland seine Position zwar aufgeweicht, aber nicht nachgegeben, sondern die USA in die Pflicht genommen", schrieb das Portal am 25. Januar.

The Paper schloss den Kommentar mit einem Verweis auf eine Äußerung des US-Kongressabgeordneten Seth Moulton: "Ich denke, die USA sollten ein paar Panzer liefern (...). Das nennt man Führung."

INews vertrat hingegen zugleich die Auffassung, die deutsche Bundesregierung müsse sich "nicht allzu viele Gedanken über die Lieferung von Panzern aus deutscher Produktion an die Ukraine" machen.

Schließlich habe Deutschland bereits Offensivwaffen wie die Panzerhaubitze PzH2000 an die Ukraine geliefert. Der Kommentar betont auch die "schwere historische Last", die Deutschland mit der Lieferung von Kampfpanzern trage.

Geopolitischer Kontext wird betont

Natürlich gehen die chinesischen Berichte auch auf die russischen Reaktionen auf die erneute Eskalation ein. Und manchmal begnügen sich chinesische Medien in ihrer Meinungsäußerung mit einer wertenden musikalischen Untermalung ihrer Meldungen, wie in einem Video der South China Morning Post.

Wenn es nicht um Nachrichten geht, widmen sich die chinesischen Medien im Kontext des Krieges in der Ukraine meist dem geopolitischen Kontext. Ein anschauliches Beispiel ist eine Karikatur vom 19. Januar in der China Daily.

Es zeigt einen fröhlich lächelnden "Uncle Sam", der der Zerstörung der europäischen Autonomie zusieht - ohne aber zu bemerken, dass deren endgültiger Zusammenbruch auch ihn selbst treffen würde.

Weitaus schärfer ist ein Kommentar in der China Daily von Mitte November 2022. Darin empfahl die Zeitung der Nato, sich vor einer "Zombie-Apokalypse" zu hüten.

Denn das Bündnis habe "die legitimen Sicherheitsinteressen Russlands ignoriert" und in der Folge die US-Regierung "von einem hirntoten Bündnis in einen blutrünstigen Zombie" verwandelt. Als Relikt des Kalten Krieges hätte die Nato ohnehin längst zu Grabe getragen werden müssen.

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