49-Euro-Ticket wird zum Verkaufsschlager: 250.000 verkaufte Tickets in drei Tagen
Bahn-Managerin: Perspektivisch könnte jeder fünfte Deutsche das Ticket nutzen. Personalmangel könnte ÖPNV-Angebot einschränken. Linke fordert günstigeres Ticket für Berlin und Brandenburg.
Das 49-Euro-Ticket könnte ein Erfolg werden. Innerhalb von nur drei Tagen verkaufte die Deutsche Bahn rund 250.000 Deutschlandticket. Das sagte DB-Regionalverkehrschefin Evelyn Palla der Bild am Sonntag.
Die Bahnmanagerin geht davon aus, dass die Nachfrage in Zukunft hoch bleiben wird. "Wir rechnen damit, dass bundesweit rund sechs Millionen Menschen mit dem Deutschlandticket erstmals ein Abo für den Nahverkehr abschließen werden", so Palla.
Damit aber nicht genug: Palla geht davon aus, dass Fahrgäste, die bislang ein anderes Abo-Modell nutzen, zum neuen Angebot wechseln könnten. Sie rechnet damit, dass damit weitere elf Millionen Menschen das Deutschlandticket nutzen könnten. "Das sind dann insgesamt 17 Millionen Nutzer", sagte sie.
Sollte die Prognose eintreffen, könnte dies zu einer erheblichen Belastungsprobe für den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) werden. Im vergangenen Jahr hatten Kommunen sowie Umwelt- und Fahrgastorganisationen mehr Geld von der Bundesregierung für den Ausbau des ÖPNV gefordert. Damit viele Menschen auf Busse und Bahnen umsteigen, sein eine "Angebotsoffensive" notwendig, hieß es damals.
Verkehrsunternehmen hatten damals gefordert, dass die mit dem Ticket verbundenen "Einnahmeverluste und Zusatzkosten vollständig und dauerhaft von Bund und Ländern ausgeglichen" würden. Um den ÖPNV attraktiver zu machen, müssten etwa mehr Busse angeschafft werden; aber auch mehr Busfahrer müssten eingestellt werden.
Diese Probleme scheinen bis heute nicht gelöst worden zu sein. Nun beklagten etwa die Christdemokraten im Landtag von Baden-Württemberg, dass der Fachkräftemangel das Erreichen der Klimaschutzziele im Verkehrssektor beeinträchtigen könnte. "Der Engpass werden die Busfahrer sein", sagte jetzt der verkehrspolitische Sprecher der CDU-Fraktion, Thomas Dörflinger, gegenüber der Deutschen Presse-Agentur (dpa).
Ziel der grün-schwarzen Landesregierung ist es, die Fahrgastzahlen bis zum Jahr 2030 zu verdoppeln. Dafür müsste allerdings der ÖPNV drastisch ausgebaut werden. Ziel ist es, dass in den Hauptverkehrszeiten auf dem Land mindestens alle 30 Minuten ein Bus fährt, in den Ballungszentren sogar mindestens alle 15 Minuten.
Im vergangenen Herbst hatte allerdings Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) erklärt, dass man wohl nicht alle Ziele erreichen könne. "Man kriegt eben nicht alles auf einmal hin", hatte er gesagt und dabei auf das Deutschlandticket verwiesen. Weil man es mitfinanzieren müsse, müssten anderswo Abstriche hingenommen werden.
Dass es nicht ohne einen Ausbau des Verkehrsangebots geht, darauf hatten im letzten Jahr auch andere hingewiesen. Der verkehrspolitische Sprecher der CDU-Fraktion im Landtag von Mecklenburg-Vorpommern, Daniel Peters, hatte erklärt: In Städten mit funktionierendem Nahverkehr bringe das Ticket einen sehr überschaubaren Entlastungseffekt. Menschen im ländlichen Raum, die keinen funktionierenden ÖPNV vorfinden, werden das Ticket aber kaum nutzen können.
Sozialverbände hatten das 49-Euro-Ticket im vergangenen Jahr auch als zu teuer kritisiert. Diese Kritik nahm die Berliner Linke nun erneut auf und forderte ein 29-Euro-Nahverkehrsticket für alle Menschen in Berlin und Brandenburg. Zudem solle es ein Sozialticket für bedürftige Menschen in beiden Bundesländern geben, das nur neun Euro kosten soll.
Dass sich die Linken mit ihrer Forderung durchsetzen können, scheint allerdings unwahrscheinlich zu sein. Allein für Berlin würden Mehrkosten für die Landeskasse in Höhe von 300 bis 470 Millionen Euro im Jahr entstehen. Es ist zweifelhaft, dass sich auch die Landesregierung von Brandenburg für Kosten in ähnlicher Höhe begeistern könnte. Im Aufsichtsrat des gemeinsamen Verkehrsverbunds VBB hatte es dazu bisher auch vor allem schwierige Diskussionen gegeben.
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