Ältestes Fossil der Erde?
Versteinerte Bakterien entfachen erneut wissenschaftlichen Disput
Anordnungen, die wie gut erhaltene mikrofossile Bakterien und Cyanobakterien aussehen, die 3,465 Milliarden Jahre alten Apex Cherts aus Westaustralien, stellen derzeit den ältesten morphologischen Beweis für Leben auf der Erde dar. Zumindest, fragt man Dr. James William Schopf vom Institute of Geophysics and Planetary Physics der Universität von Kalifornien, der die ersten Spuren von Leben auf der Erde 1993 in Gesteinsformationen entdeckt hat.
Aber was wie Leben aussieht, muss noch lang keines gewesen sein - zu dem Schluss kommen Dr. Martin Brasier und seine Kollegen vom Earth Sciences Department der Universität von Oxford in der neuen Ausgabe von Nature. In der gleichen Ausgabe veröffentlichen Schopf und sein Forscherteam die Ergebnisse ihrer jüngsten Untersuchungen über den präkambrischen Fund.
Ursprünglich konnte Schopf seine These von den versteinerten Bakterien nur mit den Mitteln der klassischen Paläontologie nachweisen - eine umstrittene Methode, da Bakterien wenig Substanz besitzen, die die Morphologie erst anwendbar macht. Dementsprechend schwer ist es, fossile Bakterien von gewöhnlichen Vertiefungen im Gestein, die zufällig das Aussehen von Bakterien haben, zu unterscheiden.
Mit Hilfe der so genannten Laser-Raman-Spektroskopie, mit der man die Form und die chemische Zusammensetzung mikroskopischer Strukturen studieren kann, will Schopf diesmal endgültig den Beweis erbringen, dass es sich bei den 60nm großen Gebilden tatsächlich um fossile Mikroorganismen aus der Erdfrühzeit handelt.
Laut Schopf, der zu den Ersten gehört hat, die Zweifel an der Echtheit der angeblichen Mikrofossilien aus dem Mars-Meteoriten anmeldeten, erfordert eine letztendliche Identifizierung versteinerter Mikroben, die wesentlich für das Verständnis des Präkambriums ist, unter Umständen mehr, als die traditionelle Paläontologie bieten kann:
By combining optically discernible morphology with analyses of chemical composition, laser-Raman spectroscopic imagery of individual microscopic fossils provides a means by which to address this need. Here we apply this technique to exceptionally ancient fossil microbe-like objects, including the oldest such specimens reported from the geological record, and show that the results obtained substantiate the biological origin of the earliest cellular fossils known.
Brasier und sein Team sehen das anders. Sie haben das Apex-Chert-Originalmaterial sowie neuere gesammelte Proben mittels optischen sowie elektronischen Mikroskopen, Digital-Image-Analyse, Mikro-Raman-Spektroskopie und anderen geochemischen Techniken untersucht:
We reinterpret the purported microfossil-like structure as secondary artefacts formed from amorphous graphite within multiple generations of metalliferous hydrothermal vein chert and volcanic glass. Although there is no support for primary biological morphology, a Fischer-Tropsch-type synthesis of carbon compounds and carbon isotopic fractionation is inferred for one of the oldest known hydrothermal systems on Earth.
Sollten sie damit Recht behalten, wäre der Nachweis für das erste Leben auf der Erde nicht vor dem Zeitalter des Proterozoikum zu beziffern, sondern rund eine Milliarde Jahre später.