Afghanistan: Kalifatsterroristen gegen Taliban
IS-Division Chorasan soll zur Ermordung von Mullah Omar aufgerufen haben
Der BBC zufolge gab es in den letzten Wochen im Osten Afghanistans "ernste Zusammenstöße" zwischen Taliban und IS-Dschihadisten, die für das syrisch-irakische Terrorkalifat kämpfen und von dort ihre Befehle empfangen. Inzwischen sollen sich die Kämpfe über mehrere Bezirke der Provinz Nangarhar ausgeweitet haben, in der eine etwa zweieinhalb Prozent starke arabische Minderheit lebt und in der Osama bin Ladens Bergfestung Tora Bora lag.
Im Internet verwendet diese IS-Gruppe statt des Ländernamens Afghanistan ("Land der Paschtunen") den historischen Namen Chorasan ("Land der aufgehenden Sonne"). Außerdem droht sie den vorwiegend paschtunischen Taliban mit der Enthauptung und der Zerstörung ihrer Häuser, wenn sie sich nicht dem Kalifat unterwerfen. Dazu postet sie Fotos von erschossenen und geköpften Taliban.
In Nangarhar sollen die IS-Division Chorasan Paschtunen außerdem dazu gedrängt haben, den Talibanführer Mullah Omar zu töten, weil es nur einen Kalifen geben könne: Abu Bakr al-Bagdadi. Vorher hatten Taliban-Sprecher an die Adresse des IS verlautbart, es könne in Afghanistan keine "zwei Banner" geben, weil das "die Mudschaheddin schwächen" würde.
Dem für die Ausbildung der afghanischen Streitkräfte zuständigen US-General Sean Swindell zufolge haben sich dem afghanischen IS nicht nur in Nangarhar unzufriedene Taliban angeschlossen, sondern auch in der Westprovinz Farah, in der es kaum Araber gibt. Nun konkurrierten die beiden islamistischen Gruppen um Ressourcen, was die afghanischen Streitkräfte im ersten Sommer, in dem sie ohne ISAF-Unterstützung auskommen müssen, nicht freue, sondern vor eine "komplexe Sicherheitsherausforderung" stelle. Dieser versuche man derzeit mit durchschnittlich 130 Angriffen und Razzien pro Woche offensiv zu begegnen.
Die Kämpfe zwischen Regierungstruppen, Taliban und IS könnten dazu führen, dass es 2015 in Afghanistan mehr tote Zivilisten gibt als in den Jahren davor. Schon jetzt, im Juni, liegt ihre Zahl bei über 4.200. Viele davon starben bei regelmäßigen Selbstmordanschlägen, über die häufig gar nicht mehr berichtet wird und von denen auch gestern wieder einer geschah.
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