Afrin: Weltweite Proteste gegen türkischen Angriffskrieg

Seite 2: Syrische Regierung: Nicht einverstanden mit Erdogans Operation

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Auch wenn sich die syrische Regierung nach wie vor gegen Autonomieforderungen der nordsyrischen Bevölkerung sperrt, akzeptiert sie den türkischen Angriff auf sein Territorium nicht. Deswegen ist es im Moment im Interesse der Regierung Assad, die Blockade gegen die Kurden bzw. die SDF zu lockern und militärischen und logistischen Nachschub durch das von ihr kontrollierte Gebiet zu lassen, um Erdogan zu stoppen.

Es gibt auch Berichte, wonach die syrische Armee Luftabwehr- und Flugabwehrraketen an den Frontlinien in den Gebieten Aleppo und Idlib positioniert haben soll. Dies würde darauf hindeuten, dass der Luftraum für türkische Jets geschlossen ist.

Ein Kommandant der Militärallianz Assads berichtete der Nachrichtenagentur Reuters, die Raketen würden den gesamten nordsyrischen Luftraum abdecken und dies sei eine deutliche Botschaft an alle Beteiligten. Russland scheint ebenfalls Erdogan Einhalt gebieten zu wollen. Seit dem 4. Februar, kurz nach Abschuss des russischen Kampfjets SU-25 hat es keine türkischen Luftangriffe mehr auf Afrin gegeben:

Zwar wird nicht offiziell gesagt, dass der Luftraum wieder für türkische Kampfflugzeuge gesperrt ist, es ist aber bekannt, dass Russland Ankara deutlich zu verstehen gegeben hat, dass man über die türkischen Beziehungen zu den Al-Qaida-Kämpfern von Hayat Tahrir al-Sham (HTS), die sich zu dem Abschuss bekannt haben, "not amused" sei. Ohne Luftangriffe ist das türkische Unterfangen nur schwer durchzuführen.

Das zeigt sich daran, dass die türkische Armee mit ihren Proxytruppen kaum Gebietsgewinne verzeichnen kann. Der türkische Präsident Erdogan reagierte auf das Abrücken Russlands mit einer Drohung: Er kündigte an, dass die Türkei außer in Notfällen keine Verteidigungssysteme aus dem Ausland kaufen wird. Dies könnte eine Anspielung auf einen milliardenschweren Deal mit Russland sein, nämlich dem Kauf von in Russland hergestellten S-400-Raketenabwehrsystemen.

Erdogans Pläne

Es sieht nicht gut aus für Erdogan: Assad lässt sowohl Nachschub für die YPG/YPJ in Afrin durchkommen als auch die zigtausenden Bewohner Nordsyriens. Syrische Luftabwehrraketen sichern den Luftraum Nordsyriens. Russland scheint den Luftraum gesperrt zu haben und die Amerikaner wollen partout nicht aus Manbij abziehen

Jonathan Cohen, der stellvertretende stellvertretende US-Außenminister, reiste am 23. Januar nach Ankara und warnte seine türkischen Amtskollegen vor Aktionen in Manbij mit der Begründung, dass dies die laufenden Operationen der Anti-IS-Allianz gegen IS-Überreste in der Mitte Syriens untergraben würde .

Im türkischen Parlament wütete Erdogan gegen die US-Regierung: "Sie sagen uns: Komm nicht nach Manbij. Wir werden nach Manbij kommen, um diese Gebiete ihren rechtmäßigen Besitzern zu übergeben", sagte er. Fragt sich nur, wen er damit meint. In der Mittwochsausgabe der Frankfurter Rundschau ist eine Antwort zu finden.

Am 27. Januar sagte Erdogan zu Journalisten in Ankara: "Zuerst werden wir die Terroristen ausmerzen und dann die Region lebenswert machen." Für wen? Für 3,5 Millionen Syrer, die unsere Gäste sind." Allerdings ist Afrin kurdisches Herzland. Die FR schreibt, seriöse Schätzungen gingen davon aus, dass 75 bis 90 Prozent der Bevölkerung Kurden sind. Die Co-Verwaltungschefin Afrins, Hevi Mustafa, interpretierte Erdogans Äußerungen in der New York Times daher als "öffentliche Androhung einer ethnischen Säuberung".

Nun scheint auch das islamistische Kanonenfutter Schwierigkeiten zu bereiten, denn einige Gruppen weigern sich mittlerweile, an der Operation Olivenzweig teilzunehmen. In Jarablus kam es zu Gefechten zwischen den islamistischen Truppen der vom türkischen Geheimdienst aufgebauten Sultan Murad Brigade, Ahrar Al-Şam und Nuredin El-Zenki. Dabei gab es der Nachrichtenagentur ANHA zufolge auch Tote.

Schlimme Parallelen

Tobias Huch, FDP-Mitglied, Nahostexperte und Journalist, zieht in einem Facebook-Post Vergleiche mit dem deutschen Nationalsozialismus und Hitler ("Erdogan will den totalen Krieg und wird die Türkei in den Untergang stürzen").

Solche Vergleiche sind schwierig. Offensichtlich ist aber, dass Erdogan sich nicht nur an einem totalitären Staat baut, sondern auch versucht, sich mit seinen einpeitschenden Reden und eindeutigen Gesten als der neue Herrscher eines totalitären islamischen Religionsstaates zu inszenieren. Zu vielen Gelegenheiten sieht man ihn mit dem Gruß der ägyptischen Muslimbruderschaft, der Rabia-Hand, grüßen.

"Dabei wird der Daumen als einziger Finger auf die Handinnenfläche eingeklappt, alle anderen Finger bleiben gestreckt, als würde man die Zahl 4 anzeigen", beschreibt die Berliner Morgenpost die Geste und erklärt: Die AKP gelte als Unterstützerin der Muslimbruderschaft und die Türkei als sicherer Hafen für Tausende Anhänger der Muslimbruderschaft, die aus Ägypten geflohen waren.