Agrarsubventionen: Wer profitiert wirklich?
Seite 2: Größte Unternehmen kassieren die meisten Subventionen
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Egal, ob Versicherungs-, Energie-, Immobilienkonzerne oder Möbelhäuser – wer Ackerland besitzt und bewirtschaften lässt, kassiert auch Flächenprämien – oft in Millionenhöhe. Laut einer Übersicht zu den Strukturen großer Agrarholdings in Deutschland ist die DAH Holding mit Hauptsitz im brandenburgischen Oranienburg mit über 36 landwirtschaftlichen Tochterunternehmen die größte deutsche Unternehmensgruppe.
Allein an die DAH flossen 2019 rund 5,36 Millionen Euro an EU-Agrarzahlungen. Auf Platz Zwei rangierte die in Winsen an der Aller ansässige Lindhorst-Gruppe mit 19 Tochterunternehmen. Diese kassierte Direktzahlungen im Umfang von etwa 3,38 Millionen Euro.
Auf mehr als drei Millionen Euro kamen die sieben landwirtschaftlichen Tochterunternehmen der Lukas-Stiftung der Familie Albrecht, die gemeinsam mit zwei weiteren Familienstiftungen 100 Prozent der Anteile an Aldi Nord.
Drei Millionen bekam auch die Steinhoff-Gruppe in Westerstede mit 23 Tochterunternehmen überwiesen. Die Liste könnte fortgesetzt werden.
Die Rolle von Investoren in der Landwirtschaft und deren Auswirkungen
Die Hälfte der Fläche ging an landwirtschaftsnahe Investoren aus dem Westen. Die andere Hälfte wurde von Investoren aus anderen Wirtschaftsbereichen aufgekauft. Während sich die Preise im Westen etwa verdoppelten, haben sie sich im Osten inzwischen verdreifacht.
Der mecklenburgische Bauernpräsident Detlef Kurrek macht auch die niedrigen Zinsen der EZB für die Preisentwicklung verantwortlich. Konzerne legen billiges Geld an und kaufen den Markt leer. Es könne nicht sein, dass ortsansässige Bauern mit fremden Großkonzernen um viel Land konkurrieren. Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, fordert er eindeutige Regelungen.
Entscheidend sei, dass beim Besitzwechsel der Betrieb erhalten bleibt, dass regional produziert werde, die Betriebe breit aufgestellt sind und sich im Dorf engagieren.
Die Notwendigkeit einer nachhaltigen Agrarpolitik
Was fehlt, sind effiziente Strategien zur Reduzierung der Ackergifte, Bewahrung der Artenvielfalt und Landschaften, aber auch auf dem Weg zur Klimaneutralität. Denn die Landwirtschaft ist immerhin für ein Zehntel des EU-weiten Ausstoßes klimaschädlicher Treibhausgase verantwortlich.
Zwar werden diejenigen Betriebe gefördert, die die sogenannten Öko-Regelungen erfüllen, etwa durch das Anlegen von Blühflächen und Altgrasstreifen oder durch Verzicht auf Pflanzenschutzmittel. Doch wurden im letzten Jahr fast 40 Prozent des Budgets dafür nicht ausgeschöpft. Dafür flossen die Mittel in bereits bestehende Maßnahmen.
Die Bedeutung von Ökosystemdienstleistungen
Die Politik müsse agrarpolitische Rahmenbedingungen zu schaffen, die eine effektive Transformation zu einer nachhaltigen Landwirtschaft ermöglichen, fordert Agrarwissenschaftler Christian Henning von der Uni Kiel.
Dementsprechend müssen die "Ökosystemleistungen" gefördert werden – neben Getreide und Milch vorwiegend Biodiversität, Wasser- und Klimaschutz, denn diese können über den Markt nicht hinreichend honoriert werden. Nur über gezielte Steuerungsmechanismen ließen sich etwa Treibhausgasemissionen und Nitratbelastung senken.
Die Bedeutung von Ökosystemdienstleistungen in der Agrarpolitik
Neben Steuern, Subventionen und Umweltförderprogrammen sieht er ein weiteres Instrument in handelbaren Umweltzertifikaten (ähnlich wie bei CO2-Zertifikaten).