Alarm an südwestdeutschen Flughäfen
Marokkanische Ermittler warnten deutsche Behörden
Derzeit werden die Zufahrtsstraßen zu den südwestdeutschen Flughäfen Stuttgart, Friedrichshafen, Karlsruhe und Mannheim von schwer bewaffneten und mit kugelsicheren Westen ausgestatteten Polizisten kontrolliert. An den Maßnahmen ist auch die Anti-Terror-Bereitschaftsbundespolizei BFE+ beteiligt. In Berlin, München, Frankfurt, Hamburg und weiteren sechs großen Verkehrsflughäfen im restlichen Bundesgebiet hat die Bundespolizei die Sicherheitskräfte "sensibilisiert".
Bundesinnenminister Horst Seehofer meinte heute Mittag zum Flughafenalarm, die "Aufmerksamkeit" sei jetzt "sicher an allen Flughäfen erhöht", aber konkrete Erkenntnisse habe man lediglich zu Stuttgart und "Teilen Frankreichs". Es sei, so der CSU-Politiker, aber "unklug, allzu viel darüber zu reden" und er wolle "keinen Alarmismus", sondern "Wachsamkeit".
Anlass für den Alarm war den Informationen des Bayerischen Rundfunks nach eine Warnung durch marokkanische Ermittler, die bei der Auswertung von Chat-Protokollen auf Pläne für einen Selbstmordanschlag auf einen Flughafen im deutsch-französischen Grenzgebiet gestoßen waren. Im Zusammenhang mit dieser Warnung suchen deutsche und französische Ermittler nach einer Frau und vier Männern.
Vater und Sohn
Mindestens zwei davon stammen aus Nordrhein-Westfalen und fielen sowohl in Videoaufzeichnungen am Pariser Flughafen Charles de Gaulle als auch am Stuttgarter Flughafen auf, weil sie die Einrichtungen "systematisch ausspähten", wobei sie sich "konspirativ verhielten". Der Mercedes-Sprinter-Kastenwagen mit Aachener Kennzeichen, mit dem sie unterwegs waren, ist auf einen behördenbekannten 48-jährigen Salafisten marokkanischer Abstammung zugelassen, dessen Sohn zum Kreis der vier Verdächtigen gehört.
Medienberichte, dieser jetzt untergetauchte Salafist sei auch als Gefährder eingestuft, wurden inzwischen dementiert. Dafür gaben die Behörden bekannt, dass es im Zusammenhang mit dem Verdacht heute Morgen wegen des Verdachts auf die Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat zu zwei von der Staatsanwaltschaft Stuttgart angeordneten Hausdurchsuchungen in Baden und zu weiteren zwei in Nordrhein-Westfalen kam.
Mord an Touristinnen
Fragen, ob die Warnung in Marokko in einem Zusammenhang mit der Ermordung von zwei skandinavischen Touristinnen in der Nähe des Berges Toubkal stehen, werden von deutschen Behörden bislang nicht beantwortet. Dafür tauchten auf Twitter und in anderen Sozialen Medien Videos auf, die angeblich von den Tätern stammen. Auf einem davon ist zu sehen, wie einer jungen Frau der Kopf mit einem Messer abgetrennt wird. Die anderen zeigen vier nach der Tat festgenommene Verdächtige, wie sie dem IS-Kalifen Abu Bakr al-Bagdadi die Treue schwören und ihm sagen, er habe "im Maghreb Soldaten", die "entschlossen" seien, "die Sache Gottes aufrechtzuerhalten und die Ehre der Muslime zu verteidigen". Außerdem nehmen sie Bezug auf Hadschin, die letzte vom IS beherrschte Stadt in Syrien außerhalb des Dschihadistenreservats Idlib (vgl. Wird Trump den Rückzug aus Syrien umsetzen können?).
Gatwick lässt wieder Flugzeuge landen und starten
Keine Hinweise auf die Gefährder und ihre Motive gibt es bislang im Fall der etwa 40 Drohnensichtungen am Londoner Flughafen Gatwick. Dort konnten vom Mittwochabend bis zum Freitagmorgen keine Flugzeuge starten oder landen. Dass das inzwischen wieder geht, erklärte Flughafenleiter Chris Woodroofe mit "schadensbegrenzenden Maßnahmen" durch Polizei, Militär und Behörden, ohne dazu Details zu nennen.
Auch Verkehrsminister Chris Grayling bestätigte lediglich den Einsatz "militärischer Technologien" als "vorläufige Sicherheitsmaßnahme". Seinen Angaben nach handelt es sich um eine Störung "wie wir sie bisher noch nicht gesehen haben". Dass ein anderer Staat dahintersteckt hält er jedoch für "unwahrscheinlich". Polizeisprecher Steve Barry zufolge handelt es sich bei den Drohnen aber nicht um Hobbygeräte, sondern um solche für einen "professionellen Einsatz". Seinen Angaben nach ermittelt man derzeit in "mehrere Richtungen". Eine davon ist, dass Öko-Extremisten "den Flughafen lahmlegen und maximale Behinderungen in die Vorweihnachtszeit bringen" wollen.
War es das Ziel der Täter, möglichst vielen Menschen die unmittelbare Vorweihnachtszeit zu verderben, scheinen sie es erreicht zu haben: Alleine gestern konnten weit mehr als 100.000 Personen ihre geplanten Reisen nicht antreten. Über 10.000 mussten auf dem Flughafengelände übernachten, andere strandeten anstatt in London in Städten wie Amsterdam und Paris, wohin Maschinen ausweichen mussten. Glück im Unglück hatten jene Passagiere, deren Flugzeuge auf dem nordöstlich von London gelegenen Flughafen Stansted landen konnten, wo man das Nachtflugverbot aufgehoben hatte.
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