Aleppo: Putin ordnet eine "humanitäre Pause" an
- Aleppo: Putin ordnet eine "humanitäre Pause" an
- Können die Bewohner Ost-Aleppos ihr Viertel verlassen?
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Die syrische Regierung hat Korridore für die Zivilbevölkerung und Milizionäre geöffnet. Angeblich haben die Milizen mit Feuerbeschuss reagiert
Der russische Präsident Putin hat am Mittwoch seinen syrischen Amtskollegen Baschar al-Assad angerufen. Laut der syrischen Nachrichtenagentur Sana habe er betont, dass sich Russlands Haltung gegenüber Syrien nicht verändert habe. Man bleibe der Fortsetzung des Kampfes gegen den Terrorismus und der Wahrung der Einheit des syrischen Territoriums verpflichtet. Gab es Zweifel daran?
"Humanitäre Pause"
Am heutigen Donnerstagmorgen gegen acht Uhr habe eine "humanitäre Pause" in Aleppo begonnen, so eine weitere Meldung von Sana. Acht "humanitäre Korridore" wurden aufgemacht, um Zivilisten die Evakuation aus den Wohnvierteln im Osten Aleppos zu ermöglichen.
Die syrische Nachrichtenagentur zitiert dazu den russischen Verteidigungsminister Sergej Schoigu, wonach die "humanitäre Pause" um weitere 24 Stunden verlängert werden soll. Die Regierung in Damaskus habe dies unterstützt. Die Nachrichtenagentur bezieht sich dabei nicht auf eine Aussage aus der Regierung in Damaskus, sondern auf einen Bericht des russischen Senders RT.
Laut einer Meldung der russischen Nachrichtenagentur Tass vom heutigen Donnerstag erfolgte die Verlängerung der Pause um 24 Stunden aufgrund einer Anweisung des obersten Befehlshabers der russischen Streitkräfte, Wladimir Putin. Sie wurde auch tagsüber bereits um einige Stunden verlängert, von 16 Uhr Ortszeit bis 19 Uhr. Russische Flugzeuge und syrische Flugzeuge würden seit dem 18. Oktober keine Luftangriffe mehr auf Aleppo fliegen. Nach Informationen von Reuters soll die Pause auf 11 Stunden an vier Tagen ausgedehnt werden.
Der Bericht des OCHA
Laut dem jüngsten Flash Update der Entwicklungen in Aleppo des UN-Büros zur Koordinierung humanitärer Angelegenheiten (OCHA) wurden vom 23. September bis 8. Oktober 406 Personen in Ost-Aleppo getötet und 1.384 verletzt.
In den westlichen Wohngebieten Aleppos fällt die Bilanz ebenfalls blutig und schlimm aus, aber in deutlich kleineren Dimensionen: Vom 20. September bis zum 12. Oktober, also einem etwas längerem Zeitraum, wird von 91 Todesopfern berichtet - hervorgehoben wird, dass sich darunter 19 Frauen und 18 Kinder befinden - und 492 Verletzten.
Die Zahlen, so das UN-Büro, habe man von örtlichen Quellen (local authorities). Der OCHA-Bericht stellt fest, dass in der Zeit vom 8. bis zum 12. Oktober ein Rückgang oder eine Beruhigung der Luftangriffe beobachtet wurde. Seither würden aber die Feindseligkeiten wieder zunehmen - der Bericht stammt vom 13. Oktober. Wer ihn liest, dem fällt das Offensichtliche auf, dass die Angriffe der russischen und syrischen Militärs sehr viel mehr Opfer fordern, aber auch, dass die Milizen Angriffe auf Wohnhäuser richten. Darüber hinaus fällt aber auch auf, dass es Verständigungsmöglichkeiten zur elementaren Versorgung gibt.
Die Wasserversorgung habe sich leicht verbessert - nach einer Einigung zwischen den Konfliktparteien, heißt es in dem Bericht. Zustande gekommen sei die Einigung mit Hilfe der People of Aleppo Initiative, die seit 2014 auf die Probleme der Wasserversorgung aufmerksam macht.
Der Paris-Match-Reporter Régis Le Sommier machte vor kurzem nach einem Besuch in West-Aleppo darauf aufmerksam, dass die Kontrolle der Wasserversorgung für bestimmte Stadtteile im Westen Aleppos in den Händen der Milizen liege.