Aleppo: Putin ordnet eine "humanitäre Pause" an

Seite 2: Können die Bewohner Ost-Aleppos ihr Viertel verlassen?

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Die Brücke, die sich hier anscheinend über die beiden Lager aufbauen kann, möglicherweise aus solidarischer Einsicht in die existentielle Not, hat aber ihre Grenzen. Immer wieder wird von Beobachtern der Lage in Aleppo davon berichtet, dass Bewohner des östlichen Teils mit Gewalt davon abgehalten werden, die von der syrischen Armee bereitgestellten "Flucht- bzw.Evakuierungskorridore" zu nutzen.

So berichtet EHSANI2, bekannt durch Artikel über Syrien, die öfter beim US-Middle-East Professor Joshua Landis veröffentlicht werden, von einem Telefongespräch mit einem Bewohner Ost-Aleppos, wonach "90 Prozent der Bewohner ihr Viertel dazu bereit sind, ihr Viertel sofort zu verlassen, wenn dies die bewaffneten Gruppen erlauben würden".

Der ebenfalls kritische Beobachter der Vorgänge in Syrien und Irak, der Journalist und Kriegsreporter Elijah Magnier, berichtet davon, dass die Lautsprecheransage, wonach es eine sichere Passage für Zivilisten und Milizionäre gebe, ziemlich rasch aus Ost-Aleppo mit Sniper-Schüssen und Raketen beantwortet wurde.

Das klingt plausibel, ist aber von außen schwer zu beurteilen. Klar ist, dass die Bevölkerung in Ost-Aleppo ein Spieleinsatz in der Hand der von Dschihadisten geführten Milizenallianz ist. Wie viele Bewohner aus Ost-Aleppo es dennoch wagen, sich auf die andere Seite zu schlagen, ist bislang nicht bekannt. Wer viel Zeit hat und sich ein Bild vom Geschehen machen will, der kann sich auf der Seite des russischen Verteidigungsministeriums über vier Live-Cams ein Bild von der Situation auf den geöffneten Korridoren machen.