Aliens! What Aliens?
Eine kurze Spekulation über unsere Einstellung zu Außerirdischen
Es gibt einige wichtige Punkte, über die man sich Gedanken machen sollte, wenn es um außerirdisches Leben geht.
Irgendwie haben wir uns an die Idee gewöhnt, dass im All fremde intelligente Lebensformen existieren müssen. Wir wollen diese Aliens auch in unserer Milchstraße, "in der Nähe" sehen, damit sie nicht zu weit von uns weg sind und mit uns kommunizieren bzw. kontaktieren können. Manche behaupten, dass solche hochintelligenten Wesen uns bereits besucht haben (Erich von Däniken etc.), uns zurzeit besuchen (MUFON, Disclosure Project und viele Andere, einschließlich Kornkreisforscher) oder wir bald solche Kontakte haben werden.
Wenn man den ernsthaften SETI-Chief Seth Shostak fragt, so ist er bereit, die Aliens im Weltall zu entdecken (SETI-Phoenix aus der Asche im Anflug) und mit ihnen Kontakte zu knüpfen. Er ist überzeugt davon, dass es außerirdische intelligente Wesen gibt und diese auch entsprechende technische Möglichkeiten besitzen, um mit uns zu kommunizieren. Das bedeutet, dass die fernen Zivilisationen auch die Mittel haben, unsere Signale zu empfangen und sie zu erwidern. Es wird vorausgesetzt, dass die Aliens etwas entwickelt haben, was unserem Radio oder Fernsehern, unseren Teleskopen oder ähnlichen Dingen gleicht. Außerdem sollen sie Augen, Ohren oder eine andere Art "Interface" - Sinnesorgane haben, die ihnen erlauben, unsere klugen Signale zu empfangen oder die goldene Schallplatte von Voyager zu hören. Man sollte auch nicht vergessen, dass diese fremden Wesen ein sehr gutes Verständnis für Mathematik haben sollten, damit sie auch alle unsere kodierten Signale dechiffrieren und verstehen.
Außerdem sind die populären Spekulationen von renommierten Wissenschaftlern wie Carl Sagan, Frank Drake und vielen anderen über die Häufigkeit der Zivilisationen bekannt, die sich im Weltall gebildet haben sollten.
Viele Wissenschaftler und Laien versuchen zu spekulieren, wie dieser erste Kontakt aussehen kann. Sie hoffen auf ein nächstes "WOW" oder eine andere Nachricht aus dem Weltall und wünschen, dass wir nicht allein sind.
Die Signale lassen auf sich warten und wir hoffen weiter, dass sie bald kommen. Leider haben wir noch nichts Greifbares in der Hand. Woran kann das liegen?
Ich habe einige Zweifel an unserer gesamten Einstellung zu Außerirdischen und möchte sie hier aufführen. Ich bin sicher, dass man bei dieser Frage über Nichts ganz sicher sein kann.
1. Shaping and Futures
Wir sind chauvinistische Kreaturen; wir denken, dass, wenn sich das intelligente Leben irgendwo im Kosmos entwickeln sollte, es uns ähnlich sein müsste. Nicht ganz, aber in Hauptzügen. Wir haben zwei Beine, zwei Hände, einen Kopf, Augen, Ohren, einen Mund zum Sprechen und zur Ernährung. Das Grundmuster ist irdisch: Beine, Hände, Mund, Augen, Ohren etc.
Wenn es da draußen irgendwo Aliens geben sollte, dann sollten sie auch etwa so sein wie wir; wenn nicht mit zwei, dann mit drei oder mehr Augen, mit fünf oder drei Fingern, mit den Sinnesorganen, die den unsrigen ähnlich sind, etwa wie bei Steven Spielbergs "E.T." oder "Paul" von Greg Mottola. Hier ist es klar, dass wir uns gewaltig irren; wir haben überhaupt keine Ahnung, wie das intelligente Leben entstehen, sich entwickeln und welche Formen es annehmen kann. Wir haben unsere Theorien darüber entwickelt (Wie sehen intelligente Aliens aus?), aber diese sind nur Spekulationen. Wir verwechseln unsere Wünsche mit der Realität.
Wir wissen nicht mal, wie das Leben auf der Erde entstanden ist. Man kann an Theorien von Darwin, Dawkins oder der Bibel glauben, aber das sind wirklich nur Theorien und nicht die Beschreibung von Tatsachen. Wir haben überhaupt keine Ahnung, wie das Leben anderswo entstehen kann und haben nur ein einziges Beispiel - das Leben hier auf der Erde, über dessen Entstehung und Entwicklung wir bis dato zu wenig wissen. Aus welchem Grund sollten wir denken, dass die Außerirdischen auf fernen Planeten uns in irgendeiner Weise ähnlich sind?
Ich verstehe, dass wir diese Kreaturen uns ähnlich oder ein wenig unterschiedlich sehen wollen. Diese Aliens sollen uns auch im Denken ähneln: Sie sollen Gefühle haben, "nach Haus zurück" wollen und die ganze Mathematik samt Chemie und Physik einwandfrei beherrschen. Außerdem sollten sie bereits Radio, TV, Teleskope und ähnlichen Schnickschnack besitzen und von fremden Welten träumen. Kann das jemand wirklich wissen? Ich habe Zweifel und denke, dass wir hier auf der falschen Spur sind.
2. Die Zeit
Was wir im Nachthimmel beobachten, ist das Bild von fernen Sternen und Planeten vor vielen Jahren. Das Meiste, was wir sehen, ist aus der Zeit, als der Mensch auf der Erde noch nicht existiert hat. Unsere Milchstraße ist etwa 100.000 Lichtjahre "breit" und entsprechend sind die Bilder, die wir mit Hilfe unserer Teleskopen erhalten, zwischen 4 und 100.000 Jahre alt. Alpha Centauri ist von uns 4,34 Lichtjahre entfernt, Gliese 581 entsprechend etwa 20 und ein paar Zerquetschte, die Anderen sind noch weiter.
Wenn wir von fernen Zivilisationen träumen, sollten wir nicht vergessen, dass zwischen uns unüberwindbare Entfernungen liegen. Wir können gar nicht sicher sein, dass irgendwo in der Milchstraße inzwischen (in den letzten 50-100.000 Tausend Jahren) eine neue Zivilisation entstanden ist, die unsere Signale noch nicht erhalten hat und noch lange nicht erhalten wird. Diese "Zeitverschiebung" ist ein ernsthaftes Problem bei der Signalsuche.
3. Kosmos ist zu groß
Damit ist noch ein nicht minder wichtiges Problem verbunden. Angenommen, die Gliese-581d-Bewohner gibt es wirklich in der Natur. Angenommen, sie sind auch dem Weg der Erdbewohner gefolgt und haben sich Teleskope beschafft und in ihrem Arecibo aufgestellt.
Angenommen, dass sie mit diesen Teleskopen auch etwas anfangen können und auch etwas Ähnliches wie wir für die Datenverarbeitung haben. Dann dauert die Kommunikation 40 Jahre lang; wir senden "Hallo, wir sind da!" und warten auf die Antwort 40 Jahre. Kann mir jemand sagen, was in diesen 40 Jahren hier auf der Erde geschehen wird? Lohnt es sich überhaupt, so einen Kontakt zu knüpfen? Rügt mich, wenn ich falsch liege.
4. Wir sind zu jung
Nochmals zum "Timeshift" - der zeitlichen Versetzung. Die Science-Fiction-Autoren beschreiben unsere Zukunft so, als ob wir uns nicht sehr viel verändern werden. Sie unterstellen, dass wir in 1.000 oder mehr Jahren die gleichen Wesen sind wie heute - vielleicht etwas cyborgmäßiger, künstlicher - aber in etwa gleich handelnd wie heute. Das ist pure Fiktion und nichts weiter.
Wir sind jetzt Menschen, aber wir sind uns nicht sicher, wie unsere Welt sich ändern wird. Wir wissen nicht, wie wir in einer Million Jahren aussehen werden. Unsere Zivilisation ist höchstens 10.000 Jahre alt und wir haben unsere Arbeit getan: die Natur und uns selbst etwas verändert.
Welche Veränderungen werden kommen? Wer weiß? Wenn uns Eugene Wesley "Gene" Roddenberry menschliche Wesen der Zukunft zeigt, dann kann man darüber nur lächeln. Kann sich wirklich jemand vorstellen, dass wir Menschen im Jahre 3010 immer noch dieselben sind wie heute? Ich bin mir unsicher. Der Wandel ist also das nächste Problem.
5. Unsere Zukunft?
Mr. Singularity Raymond "Ray" Kurzweil (Werden wir ewig leben?) und viele andere Zukunftsforscher träumen von der Singularität. Sie wollen, dass sich diese Wende in der menschlichen Evolution sehr bald vollzieht, vielleicht bereits in diesem Jahrhundert.
Die Idee dahinter ist, dass wir schon alle Möglichkeiten haben, unsern Verstand (oder Geist) auf eine Maschine auf zu spielen und als Bewusstsein für immer irgendwo in einem Urwald von Chips weiter zu existieren. Das meint auch der Physiker und Utopist Frank J. Tipler. Ich bin mir sicher, dass wir dieses Uploading irgendwann bewerkstelligen können. Und was für Geschöpfe wären wir dann? Man stelle sich vor, irgendwo in der Milchstraße haben die intelligenten Wesen sich bereits "aufgeladen". Dann stellt sich die Frage, welches Interesse sie nun hätten, mit uns in Kontakt zu treten. Ich glaube nicht, dass sie eins hätten.
Übrigens, noch etwas aus unserem chauvinistischen Denkkasten: Die UFOs sind die Transportmittel für "kleine grüne Männchen", die aus diesen Fluggeräten aussteigen und die "armen" Erdbewohner entführen. Das ist ein dummes Geschwätz, nicht wegen der Entführung, sondern wegen dem UFO. Kann sich hier auf der Erde jemand vorstellen, dass die UFOs nicht die Transportmittel, sondern die außerirdischen Wesen selbst sind? Warum nicht? Da kommt ein Außerirdischer, sieht aus wie ein UFO aus und erzählt Geschichten von weiteren Welten. Nicht der Typ mit vier Beinen, sondern ein UFO-Wesen. Kann mir noch jemand folgen?
6. Hawking's fear
Eine lustige Sache noch: Dr. Schwarzloch Stephen William Hawking war richtig beängstigt und warnte die Menschheit dieses Jahr vor Außerirdischen: sie könnten unsere Rohstoffe benötigen und versuchen, uns auszubeuten. Dieser Mann hat eine lebhafte Phantasie. Das sei ihm gegönnt, obwohl er mit den Schwarzlöchern nicht so ganz richtig lag. Auch viele andere Autoren sind von dieser Idee begeistert (Sie werden sowohl friedliebend als auch aggressiv sein und Die Angst vor dem First Contact).
Bösartige Aliens, so weit fortgeschritten, dass sie uns einen Besuch abstatten können, kommen auf die Erde und berauben uns unseres letzten Stückes Brot. Arme Erdlinge! Böse Außerirdische! Im ganzen Kosmos finden die Bösen keinen anderen Ort um ihre Rohstoffe herzubekommen als die Erde. Witzig. Glaubt echt irgendwer, dass Außerirdische sich wie die Eroberer von Amerika von vor 500 Jahren benehmen? In der Tat ist die menschliche Fantasie recht begrenzt!
7. Time again
Ich möchte noch mal an die Zeitskala erinnern. Unsere Zivilisation ist sehr, sehr jung: erst in den letzten 10.000 Jahren haben wir gelernt zu schreiben, zu lesen, zu zählen, zu bauen und verschiedene Sprachen zu sprechen.
Zehntausend Jahre sind bloß ein Tropfen im kosmischen Zeiteimer. Soweit wir von Astrophysikern richtig unterrichtet sind, ist unser Universum ungefähr 13.7 Milliarden Jahre jung. Simple Arithmetik sagt uns, dass die vergangene Zeitspanne unserer Zivilisation ein 1/1.370.000-tel von der Dauer des Universums ausmacht. Daher frage ich, was passieren wird, wenn unsere Zivilisation 10 Millionen Jahre alt ist? Kann jemand hier etwas beisteuern?
Wenn es Leben im Universum anderswo gibt, wie könnte es aussehen? Man stelle sich andere intelligente Lebewesen vor, die 100 Millionen Jahre alt sind. Würden wir uns nach den Rohstoffen anderer Lebensformen umschauen, wenn wir so alt wären? Wer weiß, was unsere Nachfahren in 100 Millionen Jahren denken werden? Ich bezweifle, dass irgendwer diese Frage heute beantworten kann.
8. Changes
Das einzig Beständige in unserem Leben ist die Tatsache, dass alles im Wandel ist. Als ich geboren wurde, gab es nur ganz einfache klobige schwarzweiße Fernsehgeräte und nun nutze ich fortgeschrittene smarte Technologien zur Kommunikation und zum Austausch von Ideen. Diese Entwicklung ging sehr schnell vonstatten - nicht mal ein halbes Jahrhundert hat sie gedauert.
Unsere Geräte und Hilfsmittel ändern und entwickeln sich sehr schnell. Ich werde mir beim Blick in die Zukunft bewusst, dass unsere heutige Technologie nicht das Ende der Leine ist. Wir werden weiterhin die Natur und unsere Umgebung verändern und das Alles wird rückwirkend auch uns verändern. Vielleicht werden wir in einer Million Jahren die Erde verwandeln, nicht nur die Oberfläche, sondern den gesamten Planeten. Dummerweise, sehen wir uns heute in 10.000 Jahren genauso wie jetzt. Wer kann darauf beharren, dass wir nach 10.000 Jahren mit unseren blöden Raketen herumfliegen und andere Planeten kolonialisieren?
Ich kann den Lesern als eine Alternative die Ideen von Freeman Dyson über die Zukunft nahelegen. Einfach die ganze Sache mit Aliens kritisch durchzudenken, wäre auch nicht verkehrt.
Im Allgemeinen sind wir uns über Nichts, was die Außerirdischen betrifft, sicher. Und Spekulationen über sie, auch von angesehenen Wissenschaftlern und Unterhaltern, sind bloß das Eine: Spekulationen. Ich habe dieses Essay geschrieben, um dem Leser einige Denkanstöße zu ernsthaften Überlegungen zu diesem Thema zu geben. Die Ära der Science Fiction ist vorüber, wir müssen erwachsen werden und unser Universum nüchtern betrachten.
Geschrieben im alien-freien, nebligen Dezember 2011 vor Weihnachten von Anna und Levan Gvelesiani