Alternativen zu Jimmy McGill

Die Serie Better Call Saul zeigt, wie alte Menschen systematisch übervorteilt werden - in Deutschland gibt es mehrere Stellen, an die sie sich in solchen Fällen wenden können

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In der Serie Better Call Saul (die in Deutschland bei Netflix läuft) spezialisiert sich der Rechtsanwalt Jimmy McGill auf alte Leute, nachdem er feststellt, wie sehr sie im Umgang mit gierigen Verwandten, Telefonverkäufern, Immobilienmaklern und Versicherungen fachkundiger Hilfe bedürfen (und wie gut er bei ihnen ankommt). Schließlich findet er durch Zufall und durch das Zusammensetzen geschredderter Rechnungen aus dem Müllcontainer heraus, dass ein großer Pflegekonzern seine Kunden betrügt, indem er ihnen grob überhöhte Beträge für medizinische Produkte und Alltagsgegenstände in Rechnung stellt - was die Senioren nicht mitbekommen, weil der Konzern auch ihr Einkommen verwaltet und ihnen nur ein Taschengeld ausbezahlt.

Probleme, wie sie in Better Call Saul geschildert werden, existieren nicht nur in den USA, sondern auch in Deutschland. Hier sind Senioren ebenfalls nicht nur offiziellen Neppern, Schleppern und Bauernfänger wie den "Enkeltrickbetrügern" ausgesetzt, sondern auch großen Unternehmen, die sie als Opfer ausgesucht haben und ausnutzen: Nach der Finanzkrise 2008, bei der viele alte Menschen ihre Ersparnisse verloren, kam beispielsweise heraus, dass sie von Bankern intern AD-Kunden (für "alt und doof") genannt und gezielt übervorteilt wurden.

Jimmy McGill aus der Serie Better Call Saul: Foto: Ursula Coyote for Netflix

In Deutschland gibt es - anders als in den USA - bislang noch keine Fachanwälte für Seniorenrecht und nur relativ wenige Juristen, die sich auf alte Menschen als Mandanten spezialisiert haben - zum Beispiel die Berliner Kanzlei Georg Zenker, die nach eigenen Angaben "spezielle, auf die Bedürfnisse älterer Menschen zugeschnittene Rechtsberatung in den Bereichen Erbrecht, Betreuungs- und Vorsorgerecht, Verkehrsrecht sowie Behindertenrecht" anbietet und ihren Mandanten unter anderem bei "Entmietmobbing" und vorschnellen Entmündigungen beisteht. Eine Ersteinschätzung kostet bei Zenker 70 Euro; ein Amtsgerichtsverfahren mit einem Streitwert von 1000 Euro 212 Euro - zuzüglich Auslagen und Mehrwertsteuer.

Dafür existieren Angebote wie die BIVA, die "Bundesinteressenvertretung der Nutzer von Wohn- und Betreuungsangeboten im Alter und bei Behinderung". Dieser gemeinnützige Verein fordert nicht nur die Freigabe der Pflege-TÜV-Ergebnisse - er hat auch ein umfangreiches Archiv mit Gerichtsurteilen online gestellt und Merkblätter entworfen. Darüber hinaus gibt die seit 1974 existierende Interessenvertretung auch Nichtmitgliedern kostenlosen Rechtsrat, wenn sie der im Vereinsnamen genannten Zielgruppe angehören.

Ausschließlich Mitglieder beraten dagegen der Sozialverband VdK (dessen bayerischer Dependance vor zehn Jahren Horst Seehofer vorsaß), der Sozialverband Deutschland (SoVD) und die ostdeutsche Volkssolidarität. Alte Leute, die nicht Mitglieder sind, erhalten hier lediglich eine kostenlose Erstberatung, nach der sie sich entscheiden müssen, ob sich ein Eintritt für sie lohnt. Daneben gibt es auch in Kommunen wie Köln Rechtsberatungsstellen für Rentner, die häufig von den Seniorenbeiräten ins Leben gerufen wurden.

Senioren, die ausschließlich Fragen zu ihrer Rente haben, können sich an die ehrenamtlichen Versichertenberater und Versichertenältesten wenden, für die die Deutsche Rentenversicherung eine Suchmaschine eingerichtet hat.

Auch die Polizei kümmert sich inzwischen verstärkt darum, alte Menschen präventiv vor Straftaten zu schützen und Berührungsängste abzubauen: In Nordrhein-Westfalen arbeitet das Landeskriminalamt dazu mit Vereinen und mit der BAGSO zusammen, der Bundesarbeitsgemeinschaft der Senioren-Organisationen. Bei ihr bündeln sich die Akteure, die sich mit Schutz und Hilfe für Senioren beschäftigen.

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