Assassin's Creed Shadows: Wenn ein schwarzer Samurai für Aufruhr sorgt

Um das neueste Ubisoft-Spiel Assassins Creed: Shadows ist ein Kulturkampf entbrannt
(Bild: Miguel Lagoa/Shutterstock.com)
Der neue Teil der Videospielreihe Assassin's Creed löst heftige Proteste aus. Sie drehen sich um die Frage: Müssen Samurai immer japanisch sein? Ein Gastbeitrag.
Fans der Videospielreihe Assassin's Creed sehnen sich seit Jahrzehnten nach einem Spiel, das im feudalen Japan spielt. Theoretisch schien dies eine perfekte Kombination zu sein.
Die Serie, die seit 2007 über 200 Millionen Mal verkauft wurde, nutzt historische Schauplätze wie das antike Griechenland, die italienische Renaissance oder die amerikanische Revolution, um ihre fiktive epische Geschichte über den Kampf zwischen dem Orden der Assassinen und den Tempelrittern zu erzählen.
Welches Szenario wäre dafür besser geeignet als der japanische Bürgerkrieg (1477-1600), in dem sich Samurai und Ninjas (Shinobi) bekämpften?
Beleidigung für die japanische Kultur?
Als der Trailer zu Assassin's Creed Shadows am 15. Mai vergangenen Jahres veröffentlicht wurde, löste er bei Fans weltweit einen Sturm der Entrüstung aus. Bis Juni hatte eine japanischsprachige Petition mehr als 100.000 Unterschriften gesammelt, in der behauptet wurde, das Spiel "beleidige die japanische Kultur und Geschichte" und "könnte mit antiasiatischem Rassismus in Verbindung gebracht werden".
Der Herausgeber der Serie, Ubisoft, entschuldigte sich öffentlich und verschob die Veröffentlichung des Spiels mehrfach. Da auch andere Ubisoft-Titel hinter den Erwartungen zurückblieben, ist der neue Starttermin für Shadows am 20. März ein riskantes Unterfangen. Was genau hat die Fans so verärgert?
Im Internet wiesen Hobbyhistoriker auf zahlreiche historische Ungenauigkeiten im Werbematerial hin. Aber keine wurde als so schädlich angesehen wie die Tatsache, dass einer der beiden spielbaren Charaktere im Spiel auf der historischen Figur Yasuke basierte.
Yasuke war ein ehemals versklavter Schwarzer aus Mosambik, der zum Gefolgsmann des japanischen Kriegsherrn Oda Nobunaga (1534-1582) wurde.
Fehlgeleiteter Versuch?
Während die historische Existenz Yasukes außer Frage steht, haben sich einige Spieler an der Darstellung Yasukes als "schwarzer Samurai" gestört. Der Grund dafür ist, dass aus den historischen Quellen nicht eindeutig hervorgeht, ob Yasuke von seinen Zeitgenossen als "Samurai" angesehen wurde.
Einige Spieler argumentieren, dass die Fokussierung auf Yasuke anstatt auf einen typisch japanischen Krieger ein fehlgeleiteter Versuch ist, Vielfalt, Gleichheit und Inklusion zu fördern. Dies gilt umso mehr, als der zweite spielbare Charakter eine fiktive weibliche Ninja namens Naoe ist.
Kritiker argumentieren, dass die Hervorhebung dieser beiden Charaktere die Geschichte der männlichen japanischen Samurai überschreibt und eine "Fremdheit" einführt, die ihrer Meinung nach das Setting verzerrt.
Weiße Samurai in der Popkultur
Trotz der Aufregung um Assassin's Creed: Shadows, ist dies nicht das erste Medium, in dem ein nicht-japanischer Samurai dargestellt wird. In James Clavells Roman Shōgun (1975) wird der englische Navigator John Blackthorne (basierend auf dem realen William Adams) zum Samurai im Rang eines Hatamoto des Kriegsherrn Toranaga (basierend auf Tokugawa Ieyasu).
Auch wenn Historiker darüber streiten, ob der echte Adams ein echter Samurai war, bleibt sein Image als "weißer Samurai" in Adaptionen wie der FX-Serie Shōgun (2024) erhalten, die von Kritikern quer durch das ideologische Spektrum gelobt wird.
Ein weiteres bekanntes Beispiel ist Nathan Algren (gespielt von Tom Cruise), der sich in The Last Samurai (2003) der Satsuma-Rebellion von 1877 anschließt, die von dem charismatischen Katsumoto (gespielt von Ken Watanabe und basierend auf Saigō Takamori) angeführt wird.
Katsumoto verkörpert im Film den "wahren" Samurai-Geist von männlicher Ehre, Pflicht, Loyalität und Prinzipien. Am Ende stirbt er in einem finalen Showdown gegen moderne Waffen, doch Tom Cruises Charakter überlebt und erinnert den Kaiser daran, dass Japan trotz aller Modernisierung seine Vergangenheit ehren muss.
Der Film folgt dem Muster von Filmen wie Der mit dem Wolf tanzt (1990) und später James Camerons erstem Film Avatar (2009), in denen sich eine weiße Figur einer Minderheit anschließt, um sie vor dem Untergang zu "retten". Dies wird auch als "weißer Retter-Komplex" bezeichnet.
Erwartungen des Publikums
Warum also ist Yasukes Darstellung als schwarzer Samurai so umstritten, wenn weiße Ausländer in ähnlichen Rollen weitgehend akzeptiert werden? Rassismus ist eine Antwort, aber auch die Erwartungen des Publikums an historische Authentizität spielen eine entscheidende Rolle.
Kritiker behaupten, dass Shadows von historischen Ungenauigkeiten wimmelt, aber andere gefeierte Titel wie Ghost of Tsushima (2020) sind ebenso historisch ungenau. Ghost of Tsushima spielt während der mongolischen Invasion im 13. Jahrhundert.
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Die Spieleentwickler haben sich jedoch entschieden, ihre Protagonisten auf die stark idealisierten und romantisierten Samurai aus den Akira-Kurosawa-Filmen der 1950er Jahre zu basieren, die mit ihren historischen Vorbildern aus dem 13. Jahrhundert wenig gemein haben.
Da diese Samurai jedoch den Erwartungen des Publikums an japanische Krieger mit zwei Schwertern entsprechen, die dem weitgehend fiktiven Ehrenkodex des Bushido folgen, wirkt das Spiel trotz seiner historischen Ungenauigkeit authentisch.
Im Gegensatz dazu stellt Yasukes Präsenz in Shadows die tief verwurzelte Vorstellung eines fremdenfeindlichen oder abgeschotteten Japans in Frage – ein anachronistisches Konzept, das Beweise für ausländische Einflüsse im 16. Jahrhundert übersieht.
Ubisoft hat kreative Freiheiten genutzt und historische Ungenauigkeiten eingeführt – was genau dem entspricht, was in anderen Assassin’s Creed-Titeln und historisch inspirierten Spielen im Allgemeinen getan wurde.
Doch während weiße (und sogar japanische) Kulturen die Darstellung weißer Samurai-Charaktere schnell verzeihen, scheint sich diese Nachsicht nicht auf eine schwarze Figur zu erstrecken.
Fynn Holm ist Juniorprofessor für Japanologie an der Universität Tübingen.
Dieser Text erschien zuerst auf The Conversation auf Englisch und unterliegt einer Creative-Commons-Lizenz.