Autisten haben weniger Quecksilber im Haar

Neuer Schlüssel zum Rätsel der "Autismus-Epidemie"?

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Autismus, auch "Oooops...wrong planet!"- Syndrom genannt, ist eine Folge von Entwicklungsstörungen des Stammhirns, die bereits sehr früh im Mutterleib beginnen. Asperger Syndrom nennt man eine leichte Form des Autismus, die meist mit guter Sprachbegabung, überdurchschnittlicher Intelligenz und obsessiv betriebenen - häufig technischen - Interessen verbunden ist.

Eine Studie, die Ende letzten Jahres von der University of California in Auftrag gegeben, unter der Leitung von Dr. Robert Byrd durchgeführt, und in vielen großen US-amerikanischen Tageszeitungen referiert wurde, kam zu dem Ergebnis, dass die drastische Zunahme von autistischen Symptomen nicht - wie gehofft - mit erweiterten diagnostischen Kriterien, verbesserten Diagnosemöglichkeiten oder statistischen Anomalien zusammenhängt.

In den letzten Jahren hat sich die Prävalenz in Kalifornien von 1: 10 000 auf 1: 150 erhöht. Dort ist Autismus mittlerweile DIE Krankheit unter Kindern, häufiger als Krebs, Diabetes und Down Syndrom. Neue Studien vermitteln ein Anwachsen der Fälle von Autismus von 634 in fünf Jahren.

Zum Vergleich: Epilepsieerkrankungen nahmen, konsistent zum Bevölkerungszuwachs, nur um 30 bis 40 Prozent zu. Dass vor allem Kalifornien so alarmierende Zahlen hat, liegt nach Expertenmeinung daran, dass es hier genauere Datenerhebungen gibt. Vielleicht spielt aber auch der Genpool der Technikfreaks des Silicon Valley eine Rolle? Explodierende Autismus-Zahlen sind ebenso in der Umgebung von Boston (Route 128) gesammelt worden.

Die DNS-Scripts für Autismus werden auch von Eltern weitergegeben, die nur einige der Symptome aufweisen. Oft werden Eltern erst diagnostiziert, nachdem ihre Kinder diagnostiziert wurden. Die Furcht, welche sich jetzt ausbreitet, ist die, dass als eine Folge des essortative mating in Geek-Enklaven Eltern, die ein leichtes Asperger Syndrom haben, bald hordenweise autistische Kinder zur Welt bringen, die ohne therapeutische Hilfe nicht zurechtkommen.

Laut eines Papers, die das International Molecular Genetic Study of Autism Consortium im September vorletzten veröffentlichte, gibt es Gene auf den Chromosomen 2, 7,16 und 17, die Autismus begünstigen, wobei Erbanlagen auf Chromosom 2 die größte Bedeutung zu haben scheinen.

Gene allein lösen laut Robert Byrd vom M.I.N.D. Institute keine Epidemie aus. So werden alle möglichen Medikamente verdächtigt, welche Kleinkindern verabreicht werden, Vermutungen für die es keinerlei Beweise gibt.

Eine im New Scientist vorgestellte Arbeit widmet sich dem Zusammenhang von Quecksilber und Autismus und hat recht interessante Ergebnisse, die man jedoch nicht vorschnell ursächlich deuten sollte:

Es wurden die Haarproben von 139 Babies im Alter von 18 Monaten untersucht. Die Forscherin fand 0, 47 Teile pro Million (ppm) in den Proben von Kindern, die später mit Autismus diagnostiziert wurden, während die sich normal entwickelnden Kinder eine 8fach höhere Konzentration, 3,63 ppm aufwiesen. Je weniger Quecksilber im Haar, so das Ergebnis, umso schwerer der Autismus.

Während es noch aussteht, die Ergebnisse angemessen zu interpretieren, ist zumindest naheliegend, dass Menschen mit autistischen Merkmalen einen genetischen Fehler haben, welcher sie besonders anfällig gegenüber essentiellen und toxischen Metallen macht; wenn sie diese nicht auf übliche Weise ausscheiden können, wäre es möglich, dass sie sich in den Gehirnzellen sammeln und ihre neurologische Entwicklung beeinträchtigen. Es könnte durchaus sein, dass Quecksilber hier jedoch nur ein Indikator ist und der "wahre Schuldige" ein ganz anderes Metall wie Zink, Eisen, Kupfer. Eine genetische Disposition, welche den Umgang des Körpers mit bestimmten Metallen verändert, steht jedoch noch nicht dafür, dass diese die Krankheit auslösen.

Die Forschungsarbeit wird im September im International Journal of Toxicology veröffentlicht. Eine mögliche Verbindung zwischen dem äthylquecksilberhaltigen chemischen Konservierungsmittel Thiomersal, das vor allem in den USA in vielen Kinderimpfungen enthalten ist und neurologischen Funktionsstörungen, wird immer wieder diskutiert. U. a. wird angeführt, dass Patienten mit Quecksilbervergiftung oder Autismus ähnliche Symptome aufweisen, was jedoch von anderen Studien widerlegt wurde.

In den USA haben zahlreiche Eltern autistischer Kinder bereits Klage gegen Pharmakonzerne erhoben, deren Impfstoffe Thiomersal enthalten. Allerdings konnten bisher keine ursächlichen Zusammenhänge (PDF) zwischen der Verabreichung thiomersalhaltiger Impfstoffe und einer Schädigung des Gehirns und des Zentralnervensystems gezeigt werden.