"Barwatch" in Kanada
Bar- und Clubgäste unter Komplettüberwachung
"Drinking with Big Brother" - das könnte sich nett anhören, wenn denn der leibliche große Bruder damit gemeint ist und man sich ohnehin gut mit ihm versteht. Aber was man sich in Vancouver überlegt hat, hat damit wenig zu tun. Hier wird nur einmal mehr George Orwell bemüht. Und das zu Recht.
35 Bars und Nightclubs in und um Vancouver haben sich letzte Woche zu einer Organisation namens "Barwatch" zusammen. geschlossen Die Mitglieder von "Barwatch" haben sich für ihre Gäste eine Möglichkeit überlegt, wie man einerseits verhindern kann, dass Minderjährige in den Bars oder Clubs mit Alkohol versorgt werden und wie man andererseits randalierenden Betrunkenen Einhalt gebietet. Die Lösung ist einfach, zumindest wenn man die Mitglieder von "Barwatch" fragt:
Jeder Gast wird erst in den Club oder die Bar hineingelassen, nachdem er sich damit einverstanden erklärt hat, dass er während seines Besuches fotografiert wird. Die Fotos werden dann mit persönlichen Informationen aus dem "Barwatch"-Netzwerk verknüpft und gegebenenfalls wird noch nachgesehen, ob der Gast bereits vorbestraft oder auffällig ist. Diese Informationen über den Besucher werden sowohl mit den anderen Mitgliedern von "Barwatch" als auch mit den Strafverfolgern geteilt, eine Weiterleitung an Marktforschungsunternehmen ist denkbar.
Nicht alle in Vancouver sind von dieser Idee der Identifizierung begeistert, die auch mit der Übernahme der persönlichen Daten und des Bilds vom Führerschein umgesetzt werden kann, und so mancher spricht von einem "derart massiven Eingriff in seine Rechte und Freiheiten", dass er sich gar nicht vorstellen kann, wie man eine solche Idee überhaupt entwickeln kann. Diese Sorge kann angeblich Owen Cameron, der Miteigentümer der für die ID-Software verantwortlichen Firma, nicht nachvollziehen: "Die meisten sind durchaus bereit, einen Teil ihrer Anonymität für Sicherheit aufzugeben."
Als in Kalifornien eine ähnliche Idee aufkam, war der Kommentar dazu, warum die Gäste sich sicherlich nicht unwohl fühlen werden, an Zynismus kaum zu überbieten:
Ein Eingriff in die Privatsphäre ist nicht alarmierend. Schließlich ist ja kaum mehr Privatsphäre vorhanden, in die eingegriffen werden kann.
Für jeden Eingriff in die Privatsphäre ließe sich ein Argument finden, das mit Sicherheit zu tun hat. Selbst das Öffnen eines privaten Briefes ließe sich mit dem (Pseudo-)Argument begründen, man wolle verhindern, dass der Adressat einer Briefbombe zum Opfer fällt.
Angestellte der Bars und Clubs, die an "Barwatch" teilnehmen, machen sich nunmehr Sorgen um ihre Arbeitsplätze. Immerhin, so teilte ein Angestellter mit, sei die Kundenzahl bereits zurückgegangen, seit das Programm begonnen habe.