Bau auf, bau auf, die Vergangenheit bau auf

Seite 2: Die schlimmsten Aspekte der deutschen Geschichte vergessen machen

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Es gibt mittlerweile in Deutschland eine ganze Reihe von Bauten und Bauvorhaben, die einen zentralen Zweck haben. Die Dresdner Frauenkirche, das Humboldt-Forum in Berlin und jetzt die Garnisonkirche sollen die schlimmsten Aspekte der deutschen Geschichte vergessen machen oder zu etwas umbasteln, was man international vorzeigen kann.

Mit einer anderen Klasse törichter Architektur, die von Stuttgart 21, dem Flughafen Berlin Brandenburg und den aktuellen Hamburger Planungen vertreten wird, haben diese Bauten und Bauvorhaben außer ihrer radikalen Vernunftwidrigkeit noch andere Dinge gemein: Sie verschlingen Unsummen, und zu ihrer Durchsetzung wurde und wird gelogen, dass sich die Balken biegen.

Was kommt als Nächstes? Ein Wiederaufbau des Reichsparteitagsgeländes in Nürnberg, natürlich mit großem, originalgetreuem Hakenkreuz auf der Haupttribüne des "Zeppelinfelds" und gleichzeitigen Friedensmahnungen in Marmor, wobei schöne Gottesdienste zur Einweihung nicht fehlen dürften? Oder sollte doch der lange durchgeplante Triumphbogen gebaut werden, wo heute der Berliner Schwerbelastungskörper vor sich hin modert?

So absurd das klingt: Im Deutschland des Jahres 2017 ist alles möglicher und wahrscheinlicher als ein plötzlicher Ausbruch von Vernunft. Die üble, giftige Luft, die sich um den Wiederaufbau der Potsdamer Garnisonkirche herum ausbreitet, sollte überdeutlich vor dem warnen, was wirklich zum Ausbruch kommen könnte.