Big Oil: Die Ölbarone in Texas

Aufklärung des Attentats auf John F. Kennedy. JFK und die Dallas Cowboys: Die blinden Flecken des Warren-Reports (Teil 2).
Im vornehmen "Dallas Petroleum Club" trafen sich die reichsten Männer der Welt. Bereits in der 1930er-Jahren hatten texanische Unternehmer und Politiker in einem Hotel in Houston eine diskrete Loge unter dem Namen "Suite 8F-Group" gegründet, um ihren Einfluss auf Politik, Wirtschaft und Eliten zu koordinieren. Sie sponserten etwa den Wahlkampf von Franklin Delano Roosevelt.
Ihren Reichtum verdankten die Superreichen nicht zuletzt der Oil Depletion Allowance, die es ihnen ermöglichte, für versiegende Ölquellen mehr Geld abzuschreiben, als sie investiert hatten. Das als größtes Steuerloch der USA geltende Gesetz hatte die Öllobby bereits gegen Truman erfolgreich verteidigt.
Teil 1: Un-Untersuchung [1]
Um ihren Einfluss auf die US-Außenpolitik auch öffentlich wirksam sicherzustellen, gründeten die texanischen Öl-Milliardäre 1951 als Pendant zu Rockefellers New Yorker Lobbyorganisation "Council on Foreign Relations" in Dallas ein "Council on World Affairs". 1953 bugsierten die Öl-Tycoons den Texaner Dwight D. Eisenhower ins Weiße Haus.
Die Regierungsgeschäfte wurden jedoch von Außenminister John Foster Dulles maßgeblich beeinflusst, der gleichzeitig die auf Industrie spezialisierte Anwaltskanzlei Sullivan&Cromwell leitete und damit die Interessen der Wall Street vertrat. Sein Bruder Allen Dulles wurde CIA-Direktor. Charles Cabell, Sohn des vormaligen und Bruder des 1963 amtierenden Bürgermeisters von Dallas, wurde einer der drei Vizedirektoren der CIA.
Im Präsidentschaftswahlkampf 1960 wollten die Ölbarone mit Republikaner Nixon und Demokraten Johnson ihre Gewährsmänner als Spitzenkandidaten in beiden Lagern platzieren. Ungebeten hatte sich bei den Demokraten der Kennedy-Clan durchgesetzt und verärgerte nun die Öllobby mit dem erneuten Versuch, die veraltete steuerliche Abschreibungsmöglichkeiten abzuschaffen.
Die Südstaaten-Milliardäre einten Rassismus, die damalige Paranoia vor Kommunismus und Ablehnung von Umweltschutzgesetzen. In ihrem Dunstkreis gründeten und finanzierten sie rechtsextreme und paramilitärische Gruppierungen wie die John Birch Society, die Civil Air Patrol, die Texas Crusade for Freedom, das Cuban Revolutionary Council und das 488th Army Intelligence Detachment.
Aktuell beklagten texanische Ölbarone den Verlust von kubanischen Ölfeldern und einer Raffinerie, die Castro 1960 verstaatlicht hatte. Von Kennedys Kubapolitik fühlte man sich verraten.
Haroldsen Lafayette Hunt
Erster Ölmilliardär der Geschichte war H. L. Hunt [2]. Der bauernschlaue Farmer ohne Schulbildung hatte sich als Pokerspieler durchgeschlagen, mischte bei der Entdeckung der texanischen Ölfelder mit, wurde Großgrundbesitzer und Agrarunternehmer, produzierte Lebensmittel und bohrte auch in der arabischen Welt nach Öl. Seit den 1940er Jahren galt Hunt als reichster Mann der USA.
Der inzwischen greise Hunt kultivierte rechtsextreme Ansichten [3], forderte in den 1930er Jahren die Ausweisung von Schwarzen nach Afrika und schwang in seinen Kolumnen und Radioprogrammen Tiraden gegen Gewerkschaften, Kommunisten und die Vereinten Nationen. Hunt kannte keine Parteien, sondern nur Interessen.
So unterstützte er die Wahlkämpfe von Eisenhower, Johnson sowie die des ultrarechten Generals Douglas McArthur, der während des Koreakriegs von Präsident Truman des Kommandos enthoben wurde. Ebenso unterstützte Hunt den paranoiden Kommunistenjäger Joseph McCarthy und finanzierte dem John Birch-Aktivisten und Ex-General Edwin Walker einen Gouverneurswahlkampf. Hunt sponserte auch offen rechtsextreme Organisationen wie den Ku Klux Klan, die John Birch Society und angeblich auch die American Nazi Party.
Er spendete auch an das Cuban Revolutionary Council, einer von der CIA organisierten paramilitärischen Bewegung von Exilkubanern, die Aktionen gegen Castro vorbereiteten. Der Baptist baute mit seinen Söhnen Nelson Bunker Hunt and Lamar Hunt ein rechtsgerichtetes Internationales Komitee zur Verteidigung christlicher Kultur auf und streute ultrakonservative Propaganda. Hunt votierte für einen Nuklearangriff auf die Sowjetunion [4], um den Aufbau einer Zweitschlagskapazität zu verhindern.
Für die Wahl von 1960 hatte auch Demokrat Adlai Stevenson bei Hunt vorgesprochen, der jedoch verwandte sich energisch für Texaner Lyndon B. Johnson. Als auf einem Parteitag absehbar wurde, dass sich die Kennedys bei der Kandidatenkür durchsetzen würde, verhandelte Hunt dort persönlich mit Clan-Chef Joseph Kennedy und Robert Kennedy. Hunt riet Johnson, sich mit einer Kandidatur als Vizepräsident zu begnügen, da er dies für die Kontrolle der Kennedys als ausreichend hielt.
Der selbst vermögende Kennedy verweigerte Hunts Spenden die Resonanz, stellte die Oil Depletion Allowance auf den Prüfstand und verärgerte Hunt mit seiner defensiven Kuba-Politik. Dem Milliardär missfiel zudem Johnsons liberale Politik als Vizepräsident, so dass er fortan den Rechtsaußen-Republikaner Barry Goldwater unterstützte. Vor dem Kennedy-Besuch verteilten die Hunts ein Flugblatt, das JFK als Verräter brandmarkte.
Robert Kerr
Ölunternehmer Robert Kerr [5] war mit Kerr-McGee auch größter Uran-Produzent der USA. Der einflussreiche Demokrat wurde Gouverneur von Oklahoma, bemühte sich vergeblich 1944 um das Amt des Vizepräsidenten, unterstützte Truman und bewarb sich 1952 selbst um eine Präsidentschaftskandidatur.
Kerr protegierte auch Richard Russel und dann Lyndon B. Johnson. Als sich Johnson mit einer Kandidatur als Vizepräsident zufrieden gab, rief der sich betrogen fühlende Kerr in Rage nach einer Waffe, um Johnson, dessen Frau sowie besten Freund Bobby Baker eigenhändig zu erschießen.
Fortan unterstützte Kerr den ins Erdölgeschäft eingestiegenen George H. W. Bush finanziell und durch Personal. Als Johnson ins Präsidentenamt geschossen wurde, war Kerr bereits gestorben.
Clinton Murchison
Zu Hunts engen Geschäftspartnern zählte auch der 1963 superreiche US-Amerikaner Clinton "Clint" Murchison. Der Industrielle konkurrierte damals mit Hunt um den Titel als reichster Mann der Welt, was er nicht unwesentlich der Oil Depletion Allowance verdankte.
Neben dem Kerngeschäft Öl und Gas kontrollierte Murchison eine Vielzahl an Unternehmen von Immobilien bis zur Fluggesellschaft und war u.a. an einer legendären Übernahmeschlacht einer Eisenbahngesellschaft beteiligt. Murchison baute die Dallas Cowboys auf und spendierte ihnen ein Stadion.
Murchison hatte maßgeblich in die Karriere von Lyndon B. Johnson investiert, sah sich wie Kerr jedoch betrogen, als Johnson seine Präsidentschaftskandidatur vorzeitig aufgab.
Der rechtsextreme Milliardär pflegte guten Kontakt zu FBI-Chef Hoover, mit dessen Lebensgefährten Clyde Tolson machte er sogar Geschäfte.
Murchison war auch an Ölfeldern in Kuba beteiligt. Nach deren Enteignung durch Castro stellte Murchison der CIA seine Liegenschaften in Mittelamerika als geheime Trainingslager für Exilkubaner zur Verfügung, die hier die Invasion in der Schweinebucht vorbereiteten.
Anwalt Barr McClellan, der im Johnson-Umfeld gearbeitete hatte, raunte 2004, Murchison und H.L. Hunt hätten den Kennedy-Mord beauftragt. Dies habe die Beibehaltung der Oil Depletion Allowance bei 27,5 Prozent ermöglicht, die nach Johnsons Präsidentschaft auf lediglich 15 Prozent gefallen sei. Eine Haushälterin von Murchison erinnerte sich, dass die Familie nach dem Mord in guter Stimmung gewesen gewesen sei.
Sid Williams Richardson
Engster Partner Murchisons war der Geschäftsmann und Philanthrop Sid W. Richardson, mit dem er u.a. ein Luxushotel [6] betrieb. Dieses diente offenbar auch politischer Beziehungspflege. So waren Hoover und dessen Freund Tolson regelmäßige Gäste, denen man allerdings nichts berechnete.
Das Hotel beherbergte häufig ausgerechnet Mafia-Größen wie den Südstaaten-Paten Carlos Marcello, den bislang für Kuba zuständigen Mafiaboss Santos Trafficante, den Las Vegas-Paten Johnny Roselli sowie den Organisator des US-Syndikats Meyer Lansky.
Als Mäzen machte sich Richardson um die künstlerische Glorifizierung des Wilden Westens [7] verdient, wo Cowboys ihre Interessen mit dem Gewehr zu vertreten pflegten.
Lyndon Baines Johnson
Der mit einer Rundfunkunternehmerin verheiratete Berufspolitiker Lyndon Johnson bezog seine Macht von den Ölbaronen.
Als Oppositionsführer der Demokraten in Washington hatte Johnson erfolgreich Rüstungsfirmen für den Standort Texas geworben, wo mit General Dynamics der größte Rüstungskonzern und mit Bell der führende Helikopterhersteller produzierten. Johnson verband lebenslang eine persönliche Freundschaft mit dem in Texas ansässigen Republikaner George H. W. Bush.
Während seiner Vizepräsidentschaft war Johnson von den Kennedys kurz gehalten worden, konnte Kennedy die Kürzung der Oil Depletion Allowance nicht ausreden und stand wegen des Bobby Baker-Skandals politisch vor dem Aus.
Johnson lehnte Kennedys Rückzugspläne aus Vietnam [8] ab, revidierte diesen und anderes noch vor der Beerdigung des ermordeten Präsidenten, machte die texanische Rüstungsindustrie mit der Ausweitung des Vietnamkriegs glücklich und sicherte Hoover eine lebenslange Stellung als FBI-Chef zu.
Johnson paktierte mit den belgischen Kolonialisten im Kongo, marschierte in die Dominikanische Republik ein und deckte den Sechs-Tage-Krieg heimlich nuklear ab. Johnsons Rolle beim Zwischenfall mit der USS Liberty blieb dubios.
Nach seiner Amtszeit raunte Johnson öffentlich, Fidel Castro stecke hinter dem Attentat, der Kennedys Mordplänen zuvorgekommen sei. Ein andermal brachte er Vietnamesen in Verdacht.
John Bowden Connally
Richardson finanzierte insbesondere den texanischen Gouverneur John Conally. Der Unternehmer, Jurist und Politiker John Conally arbeitete ebenfalls für die Ölindustrie und war Mitglied der Suite 8F-Group. Als Gouverneur von Texas saß Conally in Kennedys Wagen und wurde mehrfach getroffen.
Der ursprüngliche Demokrat Conally wechselte in die Republikanische Partei, unterstützte Nixon und hoffte nach dessen Fall vergeblich auf die Vizepräsidentschaft. Eine spätere Kandidatur als Präsident scheiterte im Zuge von Watergate an Enthüllungen über seine Rolle bei der Finanzierung von Nixons Wahlkampf durch die texanische Öllobby.
Conally äußerte, dass er zu den Hintermännern durchaus einen Verdacht [9] habe, diesen jedoch nie äußern werde.
Jack Alston Crichton
Präsident des Dallas Petroleum Club war der ehemalige OSS-Geheimdienstler und texanische Ölunternehmer John Alston Crichton. Für Murchison hatte Crichton mit rechtsgerichteten Diktatoren wie Battista und Franco Geschäfte über Schürfrechte in Kuba und Spanien gemacht.
Aus der damals verbreiteten Paranoia vor einer kommunistischen Diktatur in den USA heraus rekrutierte Crichton ab 1956 mit dem Kommandanten der Reservisten in Ost-Texas, Lieutenant Colonel George Whitmeyer, etwa 100 Männer für eine Organisation "488th Army Intelligence Detachment", von denen 40 bis 50 in Dallas bei der Polizei arbeiteten. Für den Fall eines kommunistischen Angriffs ließ Crichton unter einem Museum einen Bunker errichten [10], der als Kommandozentrale mit Fernmeldesystemen ausgestattet war.
Crichtons Kuba-Geschäft litt an Castros Revolution. Der kubanische Geheimdienstchef Fabian Eskalante berichtete, Crichton habe gemeinsam mit George H.W. Bush Geld für die "Operation 40" gesammelt haben, bei der die CIA Exilkubaner für einen Staatsstreich und terroristische Anschläge nach Kuba entsenden wollte. Hieraus entwickelte sich die "Brigade 2506", welche mit 1.334 Mann in der Schweinebucht anzulanden versuchte.
Crichton war in die Vorbereitungen des Präsidentenbesuchs in Dallas involviert. Whitmeyer saß am Tag des Attentats im Führungsfahrzeug, das an der Daeley Plaza einen kurzen Stop gemacht haben soll. Die naheliegende Frage, ob der rechtsgerichtete Veteran, John Birch-Aktivist und Polizist J. D. Tippit auch Mitglied des obskuren 488th Army Intelligence Detachment gewesen sein könnte, wurde bislang offenbar nicht erörtert.
Crichton organisierte Marina Oswald Stunden nach dem Attentat einen Dolmetscher und hatte insoweit Kontrolle über ihre Aussagen.
1964 kooperierten Crichton und George H.W. Bush bei ihren Wahlkämpfen zum Gouverneur und Senator von Texas.
David Harold Byrd
Ölbaron und Luftfahrtunternehmer D. H. Byrd hatte 1941 die paramilitärische Civil Air Patrol gegründet, eine paramilitärischen Bürgerwehr, die er im Zweiten Weltkrieg um einen Stützpunkt gegen U-Boote erweiterte. In dieser Privatarmee lehrte u.a. der rechtsgerichtete Militärpilot David Ferrie patriotischen Jugendlichen das Fliegen, darunter Leee Harvey Oswald. Byrd gehörte neben der Texas Crusade for Freedom ebenfalls der Suite 8F Group an.
Byrd war Eigentümer eines Gebäudes [11] an der Daeley Plaza, das die Firma Sexton 1961 verlassen hatte. Drei Monate vor dem geplanten Besuch von Kennedy wurde der fünfte Stock zum Warenlager umfunktioniert.
So zog dort die Texas School Book Depository Company ein, die zuvor im ersten Stock des benachbarten Dal-Tex-Building untergebracht war. Im Beirat des Verlags saß Allen Dulles, dessen CIA den Verlag mit patriotischen Inhalten belieferte. Warum man schwere Kartons im fünften Stock lagerte, der nicht mit einem Fahrstuhl erreicht werden konnte, ist unklar.
Im heute als Texas School Book Depositary bekannten Gebäude hatte Oswald Wochen vor dem Kennedy-Besuch eine Anstellung bei einer Lebensmittelfirma erhalten, die einem strammen Antikommunisten gehörte. Im fünften Stock (sixth floor) soll Oswald am Fenster mit einem Gewehr gesehen worden sein.
Byrd ließ sich den Rahmen aus dem Fenster im sixth floor ausbauen und stellte ihn als Trophäe in seinem Haus aus. 1965 beauftragte Johnson unter unklaren Umständen Byrd mit lukrativen Projekten wie dem Kampfflugzeug Vought A-7.
Edward Musgrove Dealey
Prominentes Mitglied der rechtsradikalen "Texas Crusade for Freedom" war der Medienzar Edward Dealey, nach dessen Vater die Dealey Plaza benannt ist. Im Krieg hatte Daeley als Major gedient. Der stramme Antikommunist hatte 1961 Kennedy bei einem Termin im Weißen Haus scharf wegen dessen Zurückhaltung gegen Moskau angegriffen.
In seiner Dallas Morning News genehmigte Dealey eine für den Kennedy-Besuch beauftragte Anzeige eines John Birch-Mitglieds, das den Präsidenten des Verrats beschuldigte. Kennedy reagierte auf die Anzeige beunruhigt.
Erstaunlicherweise war im Gebäude der Dallas Morning News im Zeitraum des Attentats der Gangster Jack Ruby anwesend, von wo er die Vorbereitungen auf der Daeley Plaza aus 500 m Entfernung übersehen konnte. Was ein zwielichtiger Nachtclubbesitzer, der einem anderen FBI-Informanten ein "Feuerwerk" ankündigte, dort zu suchen hatte, blieb unklar. Der Warren-Report unterschlug diesen Aspekt.
Henry Neil Mallon
Der Wahltexaner Neil Mallon war an etlichen Zulieferern für die Ölindustrie beteiligt. Seine Firma Dresser Industries (heute Haliburton) mit Sitz in Dallas war führend bei der Einfassung von Erdgas, später stieg er auch ins Rüstungsgeschäft ein. Dresser gilt als erste multinationale Firma.
Mallon war seit seiner Zeit in Yale mit Prescott Bush befreundet und gehörte zu jenen politisch einflussreichen Industriellen, die sich einmal monatlich diskret im New Yorker Rockefeller Building trafen. In dieser Loge gehörte Mallon zu den Gründern des Kriegsgeheimdienstes OSS.
In Dallas hatte Mallon den Think Tank "World Affairs Councils of America" aufgezogen und gehörte der "Texas Crusade for Freedom" an, einer Propaganda-Organisation der CIA. Mallon war eng mit Prescott Bush befreundet und wurde erster Arbeitgeber von dessen Sohn George Herbert Walker Bush. Mallon investierte in dessen Firmen, die u.a. im Golf von Mexico Öl förderten. Nach ihm benannte George einen seiner Söhne Neil Mallon.
Prescott Sheldon Bush
Investmentbanker und Senator Prescott Bush entstammte einer Industriellenfamilie, die bereits mit dem Russischen Zar Geschäfte mit Waffen und Öl machte. In Yale war er Vorsitzender der elitären Studentenverbindung "Skull and Bones" gewesen und hatte in die Familie eines Eisenbahn-Tycoons eingeheiratet. Prescott Bush gilt als Hauptfigur des von Smedley Butler kolportierten Business Plot von 1933.
Im Zweiten Weltkrieg wurde Bushs Vermögen wegen Geschäften mit Nazis wie dem Hitler-Finanzier Fritz Thyssen eingefroren. Über seine Beteiligungen am deutschen Chemie-Monopolisten IG Farben profitierte Bush an Zwangsarbeit, etwa am KZ Auschwitz. Die Geschäfte mit den Nazis verwehrtem dem ehrgeizigen Republikaner eine eigene Kandidatur für das Präsidentenamt.
Nachdem die Republikaner den politisch unerfahrenen Militär Eisenhower mit texanischem Geld ins Präsidentenamt finanziert hatten, golfte Prescott Bush häufig mit dem Präsidenten. Der Senator führte die Aufsicht über die Geheimdienste, war jedoch eng mit CIA-Gründer Allen Dulles befreundet. Prescott Bush verlautbarte in persönlichen Gesprächen, dass er den Kennedys das Desaster in der Schweinebucht niemals vergeben werde.
1962 zog sich Senator Bush überraschend aus der Politik zurück und baute seinen Sohn George Herbert Walker Bush als Nachfolger auf, der im selben Jahr eine politische Blitzkarriere machte.
Die Familie verdiente über Beteiligungen von Rüstungsbetrieben am von Johnson ausgeweiteten Vietnamkrieg.
Howard Hughes
Der Texaner Howard Hughes hatte die führende Firma für Ölbohrzubehör geerbt. Hughes kaufte das RKO-Studio, baute für das Militär neuartige Flugzeuge und Helikopter, zog u.a. die Fluglinien TWA auf und investierte in Forschung für Mikroelektronik, die etwa in Spionagesatelliten eingesetzt wurde.
Hughes beschäftigte zwischen 1955 und 1970 den Privatdetektiv Robert Maheu erst mit Recherchen und dann als Geschäftsführer. Der ehemalige FBI-Spezialist für Desinformation Maheu hatte für die CIA abstreitbare Operationen durchgeführt, etwa Zwietracht zwischen Tanker-Monopolist Onassis und dem saudischen König gesät und die Mafia mit der Ermordung von Castro beauftragt.
Angeblich stellte Hughes der CIA seine Kinokette als getarnte Stützpunkte für illegale Inlandsaktivitäten zur Verfügung. In einem solchen Kino wurden in den 1970er Jahren in einem Tresor Pläne zum von Hughes finanzierten und realisierten Azorian-Projekt [12] worden, dem teuersten CIA-Projekt überhaupt.
Nach dem Attentat und dem ungeklärten Tod von Tippit hatte Oswald aus unbekanntem Grund ein Kino von Hughes aufgesucht, wo er sich demonstrativ widerstandslos festnehmen ließ.
Trotz seiner Exzentrik und einer unfallbedingten Drogensucht wurde Hughes in den 1970ern reichster Mann der Welt. Auch Hughes schmierte Spitzenpolitiker, etwa Präsident Richard Nixon. Nixons Befürchtung, die Demokraten hätten Wind davon bekommen, soll das Motiv zur Verwanzung der Demokratischen Parteizentrale im Watergate-Gebäude gewesen sein.
Die Sorge war unbegründet, weil Hughes die Demokraten gleichermaßen geschmiert hatte. Die Entdeckung des Einbruchs, der von Ex-CIA-Agenten unter der Leitung von E. Howard Hunt durchgeführt wurde, kostete Nixon mit Verspätung das Amt und warf Licht auf die Methoden der CIA.
Allen Welsh Dulles
Ein gern gesehener Gast der texanischen Ölbarone war zweifellos Ex-Diplomat Allen Dulles, der gleichzeitig als Industrieanwalt, Politiker und Geheimdienstchef wirkte. Die Familie hatte mehrere Außenminister gestellt. Die von den Dulles-Brüdern geführte Kanzlei Sullivan & Cromwell koordinierte u.a. das Außenwirtschaftsgeschäft der Wall Street. Zu den Mandanten gehörten u.a. die Rockefellers und Henry Ford.
Dulles war beratend am lange geheimen internationalen Ölkartell der "Seven Sisters [13]" beteiligt. Unter konspirativen Umständen hatten 1928 die britische Ölgesellschaft, die holländische Royal Dutch Shell und die US-Ölfirmen den Nahen Osten unter sich territorial aufgeteilt, ohne dass man sich um politische Grenzen scherte. Das Kartell flog erst 1952 auf, wurde jedoch ausgerechnet von FBI-Chef Hoover geschützt, da es im besten US-Interesse liege.
Dulles war nach dem Ersten Weltkrieg an den Verhandlungen zum Versailler Vertrag sowie der Refinanzierung Deutschlands beteiligt, repräsentierte in den USA u.a. die IG Farben und kooperierte eng mit den Nazis. Die Kanzlei finanzierte auch in den USA rechtsextreme Organisationen wie "America First".
Nach Eintritt der USA in den Zweiten Weltkrieg spionierte der mit deutschen Industriellen befreundete Dulles für den Kriegsgeheimdienst OSS in Bern. Unter Verstoß gegen Roosevelts Verbot verhandelte Dulles eigenmächtig mit Nazis über einen Separatfrieden, um mit diesen gegen das damals eigentlich verbündete Russland Krieg zu führen.
Die Brüder der auf das Investmentbanking spezialisierten Anwaltskanzlei organisierten auch die Stahl- und Rüstungsindustrie. Mit Allen Dulles als Schatzmeister kontrollierten die Brüder die Republikanische Partei.
Allen Dulles stand auch dem von den Rockefellers gesponserten Think Tank "Council on Foreign Relations" vor, der Vorgaben der Wirtschaft für die Außenpolitik machte. Mit dieser Lobby baute Allen Dulles nach dem Krieg die CIA auf und leitete zunächst deren Abteilung für "spezielle Pläne".
Die Brüder gewannen mit dem Geld der texanischen Öllobby den auch von Demokraten umworbenen Weltkriegsgeneral Eisenhower als Präsidentschaftskandidat für die Wahl von 1953. Nach dem Regierungswechsel wurde John Foster Dulles Außenminister, Allen Dulles nun offizieller CIA-Direktor. Beide blieben Inhaber ihrer der US-Industrie verpflichteten Kanzlei.
So installiert die CIA für die United Fruit Company eine rechtsgerichtete Diktatur in Guatemala. Für die Seven Sisters organisierte die CIA eine Staatsstreich im Iran zugunsten des Shah. Wo immer sein Freund und Finanzier Nelson Rockefeller Bodenschätze abbauen wollte, ebnete ihm Dulles' CIA den Weg.
Dem Öl-Kartell missfielen Anfang der 1960er Jahre die Geschäftsideen des Italieners Enrico Mattei, dessen Agip bzw. Ena Öl etwa aus der Sowjetunion importieren und Partner wie Tunesien und Marokko fair beteiligten wollte. Mattei starb ebenfalls 1963 bei einem dubiosen Flugzeugabsturz, bei dem später eine Explosion nachgewiesen wurde.
Skeptische Journalisten und Ermittler diesbezüglich wurden ermordet. Ebenfalls an einem mysteriösen Flugzeugabsturz [14] verstarb der von Dulles gehasste UN-Diplomat Dag Hammarskjöld. Der als "schwarzer Castro" gefürchtete Patrice Lumumba, den Kennedy schätzte, wurde kurz vor dessen Amtsantritt brutal ermordet.
Kennedy hatte den CIA-Chef anfangs behalten, nach dem Desaster in der Schweinebucht jedoch den Großteil der CIA-Führungskräfte ausgetauscht. Allerdings empfing Dulles als graue Eminenz der westlichen Geheimdienstcommunity in seinem Privathaus nach wie vor CIA-Leute wie Vizedirektor Richard Helms und seinen Vertrauten E. Howard Hunt.
Dulles hatte vor dem Kennedy-Besuch selbst eine Reise nach Dallas unternommen, deren Zweck unbekannt ist. Nach den Meldungen über das Attentat begab sich Dulles sofort nach Camp Peary, auch bekannt als "Die Farm", und verließ das Gelände erst wieder, als Oswald tot war. Die in militärischem Sperrgebiet liegende und damit der Justiz praktisch entzogene Station fungierte als CIA-Kommandoposten. Was der ehemalige CIA-Chef dort zu dieser Zeit zu suchen hatte, ist unbekannt.
Dulles lobbyierte sich in die Warren-Kommission zur Untersuchung des Kennedy-Attentats, deren faktische Leitung er übernahm. Auf diese Weise schirmte er die CIA vor irgendwelchen Untersuchung ab und strickte die Legende vom Einzeltäter, dessen "magische Kugel" sämtliche Schusswunden herbeigeführt haben soll. Noch Jahre später notierte Dulles, dass er den Kennedys das Desaster in der Schweinebucht nie vergeben werde.
Richard Milhous Nixon
Mit Protektion von Prescott Bush und Allen Dulles wurde Richard Nixon Eisenhowers Vizepräsident. In seine Zuständigkeit fielen geheime CIA-Operationen wie die Vorbereitung der von texanischen Ölbaronen unterstützten Geheiminvasion in die Schweinebucht. Bei der Präsidentschaftswahl 1960 sah sich der Politiker von den Kennedys betrogen.
Nixon hatte Dallas eineinhalb Stunden vor den Schüssen verlassen, belog jedoch das FBI über die Tatsache, dass er am Tag des Attentats überhaupt in Dallas war.
Der Bush Clan besorgte 1968 die Finanzierung von Nixons erfolgreichem Wahlkampf, etwa durch Hunt, der auf der Vizepräsidentschaft von Ford bestand. Nixon revanchierte sich ausgiebig etwa durch Vergabe etlicher Regierungsposten an Sohn George H. W. Bush und dessen Geschäftsfreunde, verweigerte diesem jedoch überraschend die beanspruchte Vizepräsidentschaft. Die Aussicht, Bush könne durch eine Intrige oder ein Attentat wie Johnson zum Präsidenten aufrücken, scheint Nixon nicht behagt zu haben.
Die Schwarzen- und Friedensbewegung wollte Nixon durch heimliche Bündelung von Geheimdienstaktivitäten mit Geheimdienstmethoden zerschlagen, was ausgerechnet Hoover verhinderte [15]. Der konservative Flügel der Republikaner, die Südstaatler und insbesondere die Ölbranche wurden mit Nixon unzufrieden.
Seine Wiederwahl 1972 finanzierte Nixon mit einem System schwarzer Kassen und Geldwäsche. Da hierüber Informationen zur Presse durchsickerten, ließ sich Nixon zur Ermittlung von undichten Stellen auf die Hilfe von Ex-CIA-Männern unter Führung von E. Howard Hunt ein. Diese brachen mehrfach ins Watergate Hotel ein, um die Wahlkampfzentrale der Demokraten zu verwanzen, bis einer dieser Einbrüche infolge erstaunlich dilettantischer Durchführung auffiel.
Der Vorfall schadete jedoch weder Nominierung noch Wiederwahl Nixons. Bush-Biograph Russ Baker vermutet, dass es sich um eine Intrige von Bush handelte, um Nixon abzuservieren. So hatten etliche Personen, die Nixon den Weg zum Rücktritt ebneten, einen damals unbekannten CIA-Hintergrund – darunter sogar Reporter-Legende Bob Woodward
Der sich nach der Wiederwahl entwickelnde Watergate-Skandal veranlasste Nixon, seinen CIA-Chef Helms zur Loyalität mit diesem unerwünschter Aufmerksamkeit für "die ganze Schweinebucht-Sache" und die "Wer erschoss John?-Perspektive" zu nötigen. Da sich Nixon auf Tonbändern selbst belastet hatte, die automatisch alles im Oval Office protokollierten, musste er schließlich zurücktreten.
Nelson Aldrich Rockefeller
Die Ölfirma der Milliardärsdynastie Standard Oil hatte bis zur Zerschlagung das Monopol auf Erdöl gehalten und wurde von Allen Dulles beraten.
Die vor der Jahrhundertwende wegen ihrer rüden Geschäftsmethoden und Arbeitsbedingungen verhassteste Familie der USA hatte ihr Image durch massive Philanthropie aufpoliert, vor allem durch den Bau des Rockefeller Centers in New York.
1921 organisierten die Rockefellers eine private Denkfabrik Council on Foreign Relations, die maßgeblichen Einfluss auf die Außenpolitik nahm. Die Suite mit der Zimmernummer 3603 im Rockefeller Center fungierte als geheimer Treffpunkt einer Clique rechtsgerichteter Industrieller um General "Wild Bill" Donovan und FBI-Chef Hoover.
Nach dem Kriegseintritt gegen Deutschland wurde im Room 3603 mit britischen Geheimdienstlern der US-Auslandsgeheimdienst OSS konzipiert. Die Söhne der Milliardäre erhofften sich von ihren Abenteuern als Geheimagenten patriotischen Ruhm für ihre Funktion als künftige Elite.
Im US-Außenministerium war Nelson Rockefeller 1945 für amerikanische Propaganda in Mittel- und Südamerika zuständig, wurde jedoch wegen seiner Unterstützung für rechtsgerichteten argentinischen Diktator Juan Péron von Präsident Truman entlassen.
Nachdem Truman den aggressiven Kriegsgeheimdienst OSS aufgelöst hatte, setzte Rockefellers Freund Allen Dulles mit Nelsons Lobby den Aufbau eines zivilen Geheimdienstes CIA durch, der nur Informationen sammeln sollte. Hinter den Kulissen allerdings knüpfte Dulles an Subversion und paramilitärische Operationen des OSS u.a. im Interesse Industrieller an.
In der Regierung Eisenhower fungierte Rockefeller in Gremien zur Nationalen Sicherheit und finanzierte Dulles höchst geheime CIA-Unternehmen wie MK Ultra, für die ein öffentliches Budget nicht vermittelbar gewesen wären.
Rockefeller, zwischenzeitlich Gouverneur für den Bundesstaat New York, bemühte sich seit 1960 vergeblich um Präsidentschaftskandidaturen. Während Nixons Präsidentschaft spalteten sich die Republikaner in einen eher rassistischen Südstaatenflügel und die gemäßigte Ostküste um Rockefeller. Ohne Wahl wurde Rockefeller nach Nixons Rücktritt zum Vizepräsident ernannt und leitete 1975 die Rockefeller-Kommission, die den Warren-Report gegen jede Kritik stützte.
Allen Dulles-Biograph David Talbot sieht Kennedy-Konkurrent Nelson Rockefeller als treibende Kraft hinter dem Kennedy-Mord, der den charismatischen Konkurrenten gefürchtet und Allen Dulles mit der Durchführung beauftragt habe.
John Jay McCloy
Der Bankier John McCloy hatte nach dem Ersten Weltkrieg italienische und deutsche Faschisten mit US-Krediten versorgt und verwandte sich für das für die Wiederaufrüstung wesentliche Chemiekartell IG Farben. Den Olympischen Spielen 1932 wohnte McCloy in Hitlers Privatloge bei und heiratete die Cousine von Konrad Adenauer.
Im Zweiten Weltkrieg arbeitete McCloy im Pentagon, lies 110.000 Japaner, ob US-Bürger oder nicht, in Lagern internieren, formte den paramilitärischen Kriegsgeheimdienst OSS und war an Entscheidungen wie dem Einsatz der Atombombe beteiligt.
McCloy lobbyierte für die Gründung der CIA und fungierte als Präsident der Weltbank. Als "Hochkommissar" in Deutschland begnadigte er bei den Nürnberger Prozessen etliche seiner früheren Geschäftsfreunde und wählte den ultrarechten General Reinhard Gehlen zum Leiter des inoffiziellen deutschen Geheimdienstes.
McCloy folgte seinem Geschäftspartner Allen Dulles 1954 als Chairman in Rockefellers Thinktank "Council on Foreign Relations" nach. Zeitlebens beriet er etliche Präsidenten, seine Tätigkeit als Sicherheitsberater der Präsidenten unterbrach er aus Protest gegen die Politik der Kennedys.
Seit 1962 arbeitete der Republikaner auch für das damals geheime Ölkartell "Seven Sisters", dem auch die texanischen Ölbarone angehörten.
George Herbert Walker Bush
George H. W. Bush war Sohn des elitären Investmentbankers Senator Prescott Bush. Mit Hilfe von dessen Geschäftsfreunden gründete der Yale-Absolvent mit ehemaligen CIA-Leuten seine eigenen Öl-Firmen Zapata Petroleum Corporation und Zapata Offshore Company, die er in Houston ansiedelte. Neben Bohrungen in der Karibik expandierte Bush nach Mittel- und Südamerika sowie nach Kuwait – und Liechtenstein, wo die internationale Firma Steuern sparte.
Bush bestritt stets, Mitglied der CIA gewesen zu sein. Tatsächlich allerdings wies der Sohn des gut vernetzten Geheimdienstaufsehers etliche Verbindungen zur CIA auf. Bereits als Militärpilot hatte er Spionageflüge durchgeführt und eine Lektion im Schweigen gelernt.
Sein Geschäftspartner war der formal ausgeschiedene CIA-Mann Thomas J. Devine. Zapata Oil machte zudem Geschäfte mit Gulf Oil, wo CIA-Mann Kermit Roosevelt mitmischte, der 1954 den Umsturz im Iran mitorganisiert hatte. Bush leaste die Cay Sal Bank an Milliardär Howard Hughes, der enge Beziehungen mit der CIA pflegte, und zog mit Jack Crichton seit 1960 Operation 40 auf, die Exilkubaner für einen Staatsstreich in Kuba trainierte.
Zeugen zufolge soll Bush die Rekrutierung von Kämpfern persönlich betreut haben. Bei der Invasion in der Schweinebucht, die ebenfalls von Ölmilliardären logistisch unterstützt wurde, soll Bush seine Bohrinseln der CIA als Horchposten und Basen zur Verfügung gestellt haben.
Als sich Vater Prescott Bush 1962 aus der Politik zurückzog, machte George Bush in der Partei eine Blitzkarriere. Als damals 39-jährer Sohn seines Vaters mit eigenen Ambitionen auf einen Senatorensitz machte George Bush aus seiner Antipathie für die Kennedys keinen Hehl. Wie schon sein Vater verstand sich Senator Georg H. W. Bush bestens mit Oppositionsführer Lyndon B. Johnson.
George H. W. Bush gehörte zu den wenigen Menschen, die sich nicht erinnern konnten oder wollten, wo sie sich zum Zeitpunkt der Todesnachricht von JFK aufhielten [16]. Am Vorabend hatte er jedoch in Dallas eine Rede vor Erdölunternehmern gehalten.
Am 29.11.1963 sandte FBI-Chef Hoover einen Bericht [17] über das friedliche Verhalten von Castro-Gegnern nach dem Attentat. Zu den beiden Empfänger gehörte neben einem entsprechend hochrangigen Kontaktmann bei der DIA auch ein "Mr. George Bush von der CIA". Zwar gab es damals noch eine andere Person dieses Namens bei der CIA, der niederrangige Mann war jedoch mit völlig anderem befasst und bestritt vehement den Empfang.
Nachdem der ultrarechte Republikaner Barry Goldwater 1964 gegen Johnson dramatisch unterlag, konzentrierte sich Bush auf seine eigene politische Karriere. Den Exilkubanern zeigte er sich zeitlebens verbunden, selbst wenn sie terroristische Anschläge verübten.
Die Partnerschaft mit Nixon wurde durch dessen Weigerung getrübt, Bush 1968 zum Running Mate zu machen. Für Bush schuf Nixon jedoch eigens eine Stelle als Botschafter bei den Vereinten Nationen. Nach Nixons Rücktritt lehnte auch Ford eine Berufung Bushs zum Vizepräsidenten ab, machte ihn jedoch zum CIA-Direktor. In Bushs Amtszeit verübten von ihm protegierte Exilkubaner mehr terroristische Morde als palästinensische Terroristen.
Die Bushs gingen auch eine enge Partnerschaft mit dem Saudischen Königshaus ein. Als Reagans Vizepräsident setzte er die Zusammenarbeit der CIA mit rechtsgerichteten Diktaturen in aller Welt fort, genehmigte verdeckte CIA-Operationen und offene Militärschläge, die Hunderttausende Menschen das Leben kosteten [18]. Eine Wiederwahl scheiterte nicht zuletzt am texanischen IT-Milliardär Ross Perot, der eine eigene Partei aufzog.
1999 benannte die CIA ihr Hauptquartier nach Bush, obwohl er angeblich nur für ein Jahr als Direktor agiert haben soll. Am Irakkrieg seines Sohnes George W. Bush und Freundes Richard Cheney verdiente Bush über die Carlyle Group, die damals etliche Rüstungskonzerne gekauft hatte.
Nach Bushs Tod behauptete Seymour Hersh 2019, Bush habe als Vizepräsident ohne Wissen von Reagan oder der CIA mit Freunden aus dem Marinegeheimdienst einen im Militär verborgenen inoffiziellen Schattengeheimdienst [19] aufgebaut, der unbürokratisch Subversion wie Liquidation betrieb. Ein Ergebnis dieses Schattengeheimdienstes sei der Iran-Contra-Skandal gewesen.
George de Mohrenschildt
Der russisch-stämmige Erdölgeologe George de Mohrenschildt hatte in die Familie von Präsident Woodrow Wilson eingeheiratet. Seine Familie hatte im zaristischen Baku Öl- und Waffengeschäfte mit den Großvätern von George Bush gemacht. Nach der Revolution floh de Mohrenschildt aus Russland und will in ein Mordkomplott gegen Stalin verstrickt gewesen sein.
Er trieb sich in Geheimdienstkreisen herum und arbeitete 1939 für eine Ölfirma, die der mit den Nazis verstrickte Milliardär Prescott Bush mitgegründet hatte. Im von US-Industriellen gegründeten Kriegsgeheimdienst OSS wurde de Mohrenschildt nicht akzeptiert.
Er arbeitete in den 1950er Jahren u.a. für den rechtsextremen Ölbaron Clint Murchison, verkehrte im Texas Petroleum Club, nahm an Treffen des "Council on World Affairs" teil und unterstützte die Texas Crusade for Freedom. Zudem arbeitete er für eine kubanisch-venezolanische Erdölfirma, was ihn in Kontakt mit Diktator Batista und den Unterwelt-Organisator Meyer Lansky brachte.
De Mohrenschildt war zwischenzeitlich mit einer Mitarbeiterin des US-Außenministeriums verheiratet, seine vierte Ehefrau Jeanne war eine Modedesignerin, die sich unter Milliardären wie Prescott Bush bewegte und mit dem Textilunternehmer Abraham Zapruder zusammenarbeitete.
De Mohrenschildt traf sich mehrfach mit Ex-CIA-Direktor Allen Dulles und kannte sogar Jackeline Bauvier persönlich vor deren Heirat mit John F. Kennedy. Während der Kubanischen Revolution arbeitete er für eine Firma, welche auf der Insel die Hälfte der Ölfelder und eine Raffinerie betrieb.
Angeblich über die russisch-amerikanische Gesellschaft lernte De Mohrenschildt 1963 die aus Russland stammende Marina Oswald und Lee Harvey Oswald kennen. Später gestand er, dass ihn ein CIA-Mann zur Kontaktaufnahme mit Oswald veranlasst habe. Er vermittelte dem Ehepaar die Vermieterin Ruth Paine, die Oswald einen Aushilfsjob im Gebäude mit dem Schulbuchlager besorgte.
De Mohrenschildt kannte George Bush besser, als dieser später zugeben wollte und war außerdem Mitglied in der obskuren Organisation 488th Army Intelligence Detachment seines Ingenieurskollegen Jack Crichton.
Als de Mohrenschildt in den 1970er-Jahren auf den Kennedymord angesprochen wurde, wies er auf die damals erst bekannt gewordene Tatsache hin, dass Oswald an H.L. Hunt einen Brief geschrieben habe. Er habe Hunt gut gekannt, wollte aber nicht genauer werden. Als ihn eine Untersuchungskommission als wichtigen Zeugen benannte, wurde er am selben Tag mit einem Schuss in den Mund tot aufgefunden.
Fred Chase Koch
Der gebürtige Texaner Fred Koch hatte Raffinerien verbessert und für Hitler in Hamburg eine für Flugbenzin wesentliche Raffinerie gebaut. Koch bewunderte Hitler, Mussolini und Japan. Seine Kinder ließ er von einem deutschen Kindermädchen unterrichten. Koch war an der Gründung der rechtsextremen John Birch Society beteiligt und unterstützte Barry Goldwater, der für die Beibehaltung der Rassentrennung eintrat.
Nach dem Attentat in Dallas schaltete Koch ganzseitige Anzeigen, die Oswald einer kommunistischen Verschwörung zuordneten. Koch besaß mit seinen Ölraffinerien das schließlich zweitgrößte Unternehmen der USA.
Seine ultrakonservativen Söhne, die zu den zehn reichsten Männern der Welt gehörten, unterstützten die Tea Party-Bewegung, eine Kampagne zur Leugnung des Klimawandels und den Wahlkampf von Donald Trump – der die für 2017 vorgesehene Aktenfreigabe aussetzte.
Königsmord
Die Ölbarone von Dallas verfügten zweifellos über Mentalität, Männer und Macht, um den ihnen verhassten Präsidenten zu exekutieren.
Mit Aktivisten aus der John Birch Society, dem 488th Army Intelligence Detachment, verbitterten Exilkubanern und Mafiosi wie Ruby standen ihnen genug Handlanger zur Verfügung. In ihrer Stadt kontrollierten die Patrizier die Verwaltung, die Polizei und die Berichterstattung.
Doch ein erkennbarer Königsmord vor ihrer Haustüre wäre zwangsläufig auf die ultrarechten Milliardäre zurückgefallen und hätte das Ansehen der bereits durch den Rassenkonflikt suspekt gewordenen Südstaatler national und international ruiniert.
Die politischen Profiteuere wie Nachrücker Johnson und seine texanischen Freunde wären zu offensichtlich gewesen. Ein ihnen zuzuordnender Mord hätte mindestens die Justiz zu einer soliden Ermittlung veranlasst, die Gesellschaft gespalten und Massenunruhen bis hin zum Bürgerkrieg provoziert. Für die Geschäftsmänner hätte diese Option mehr Schaden als Nutzen gestiftet.
Für einen politisch verträglichen Staatsstreich hätte es daher einer plausiblen Coverstory bedurft, die den Verdacht auf andere lenken und auch die amerikanische wie internationale Öffentlichkeit überzeugen würde.
Man benötigte als Blitzableiter einen scheinbaren Täter aus einem politischen Lager, das man auf diese Weise zusätzlich in Misskredit bringen konnte, etwa einen verwirrten Einzeltäter wie beim Reichstagsbrand mit angeblich kommunistischen Parteibuch.
Man brauchte Kontrolle über Militär, Bundesbehörden und Gremien, die mit Untersuchungen befasst werden würden. Und man brauchte in Washington politisches Personal, das die geschaffenen Fakten akzeptieren und einen solchen Coup abdecken würde.
Eine solide Desinformationskampagne dürfte selbst die Möglichkeiten von Big Oil überstiegen haben. Über professionelle Erfahrung mit verdeckten Morden, Desinformation, Medienmanipulation und politischer Abdeckung verfügten jedoch der Ölindustrie verbundene Männer, die sich stets als über dem Recht und dem Präsidenten stehend sahen, und gerade selbst mehr als eine Rechnung mit Kennedy offen hatten: Der Führungskreis der Central Intelligence Agency.
Dritter und letzter Teil: Die CIA, das FBI und der Unantastbare [20]
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