Blockchain-Startups: Wenn Demokratie zum Stolperstein wird

(Bild: Gumbariya / Shutterstock.com)
Zu viel Mitsprache kann ein Startup ruinieren. Das zeigt eine neue Studie zu Blockchain-Unternehmen. Warum ausgerechnet demokratische Führung zum Verhängnis wird.
Die meisten Blockchain-Start-ups werden scheitern, davon geht eine aktuelle Studie der University of Surrey aus. Dabei verspricht die Blockchain-Technologie, ganze Branchen zu revolutionieren.
Eine Blockchain funktioniert wie ein verteiltes digitales Register, das Daten dezentral, transparent und fälschungssicher speichert. Alle Teilnehmer eines Netzwerks besitzen eine identische Kopie der Daten, die Transaktionen oder andere verschlüsselte Informationen umfassen. Die Einträge können nachträglich nicht mehr verändert werden, was die Technologie besonders sicher macht.
Fünf Blockchain-Firmen unter der Lupe
Doch während die Blockchain-Technologie auf dem Papier glänzt, ist es in der Praxis schwer, sie wirtschaftlich tragfähig zu machen. Die im Fachmagazin Operations Management veröffentlichte Studie nahm die Entwicklung von fünf Blockchain-Unternehmen über fünf Jahre hinweg unter die Lupe.
Die Unternehmen wurden anonymisiert und in der Studie werden sie nur mit griechischen Buchstaben wiedergegeben: von Alpha bis Epsilon. Ihre Dienstleistungen entwickelten sie für verschiedene Branchen. Alpha und Delta entwickelten Blockchain-Lösungen für die Lieferkettenlogistik, Beta für den Einzelhandel, Gamma für den Finanzsektor und Epsilon für das Gesundheitswesen.
Zwei der untersuchten Firmen scheiterten komplett. Epsilon etwa lief 2019 aus, weil es nicht gelang, die Blockchain in bestehende Gesundheitssysteme zu integrieren. Auch tragfähige Anwendungsfälle und Verdienstmöglichkeiten fehlten.
Delta erzielte zwar einen kleinen Gewinn, stagnierte aber und wurde 2021 in den Ruhezustand versetzt. Gründe waren Schwierigkeiten bei der Marktdurchdringung und der Anpassung der Technologie an Branchenpraktiken.
Führungsstil entscheidet über Erfolg
Was die Hauptursache für das Scheitern war, erklärt Yu Xiong, Professor an der University of Surrey und Co-Autor der Studie, so:
Wir haben festgestellt, dass die Effektivität der Blockchain-Einführung nicht nur eine Frage der Technologie ist, sondern tief im Managementverhalten der Gründer verwurzelt ist. Blockchain-Unternehmen brauchen möglicherweise einen eigenen ‚Gründermodus', um zu überleben.
Das Problem: Viele Gründer praktizieren eine zu demokratische Entscheidungsfindung. "Einige Gründer lassen alle mitreden, was gut klingt, aber zu Verwirrung und langsamem Fortschritt führen kann", erklärt Xiong. "Wenn sich ein Team beispielsweise nicht auf eine neue Funktion für seinen Blockchain-Dienst einigen kann, verschwenden sie möglicherweise Zeit mit Debatten, anstatt voranzukommen."
Starke Führung und klare Vision als Erfolgsfaktoren
"Eine starke Führung kann eine aufkeimende Idee in ein florierendes Unternehmen verwandeln, während eine schwache Führung selbst die innovativsten Projekte zum Scheitern verurteilen kann", so Xiong.
Die Studie identifizierte auch andere Faktoren für den Erfolg: Erfolgreiche Gründer suchen aktiv nach Inspiration außerhalb der Blockchain-Welt. Sie schauen, wie andere Branchen technische Probleme lösen und übertragen diese Lösungen auf ihre eigenen Produkte. Bei gescheiterten Projekten blieben die Gründer dagegen viel mehr in einer Blockchain-Blase.
Für den Erfolg braucht es laut Studie eine klare Vision der Gründer, die ihre Macht nutzen. Firmen sollten zudem eine Innovationskultur fördern und sich schnell anpassen können.
"Durch die Förderung einer Kultur der Kreativität und die Förderung der abteilungsübergreifenden Zusammenarbeit können Start-ups ihre Blockchain-Lösungen effektiv an die Marktanforderungen anpassen", sagt Professor Xiong. "Dieser Ansatz verbessert nicht nur die betriebliche Effizienz, sondern verhindert auch die Fallstricke der Technologieeinführung, die viele Unternehmen in der Branche geplagt haben."