Börsen im Höhenrausch

Seite 2: Zusätzliche Hiobsbotschaft: Die historische Rekordverschuldung

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Die Kombination aus Geldschwemme, Niedrig- und Nullzinsen, Aktienrückkäufen durch Konzerne und Aktien- und Anleihenkäufe durch Zentralbanken zeigt: Wir haben es zurzeit mit dem am stärksten manipulierten System in der gesamten Geschichte der Finanzindustrie zu tun. Das aber ist noch nicht das Ende der Hiobsbotschaften: Wir haben es zurzeit auch mit der weltweit höchsten Verschuldung aller Zeiten zu tun.

Der globale Schuldenberg von Staaten, Konzernen und privaten Haushalten beläuft sich - nach vorsichtigen Schätzungen - inzwischen auf $ 135 Billionen. Ein Teil dieses Geldes ist natürlich auch in das Geschäft mit Aktien gewandert. So haben die Wertpapierkredite an der Wall Street in diesem Herbst mit $ 551 Milliarden ebenfalls einen neuen Höchststand erreicht.

Das aber bedeutet: Wenn es zu einem Crash wie 1987 käme, würden viele Gläubiger aus Angst vor Verlusten umgehend das Geld von ihren Schuldnern einfordern, es käme zu den gefürchteten, im Englischen als "Margin Calls" bezeichneten, Rückforderungen. Da viele Schuldner nicht in der Lage wären, der Aufforderung nachzukommen, könnten sich die Forderungen zu einer Lawine entwickeln und das gesamte System wie ein Kartenhaus in sich zusammenstürzen lassen.

Zwei Möglichkeiten, der Gefahr zu entgehen

Betrachtet man die Gesamtsumme der Risikofaktoren, so kann man nur zu einem Schluss kommen: Das globale Finanzsystem von heute gleicht einem Auto mit luftgekühltem Motor, dessen Fahrer zwecks Kühlung immer schneller fahren muss - mit dem vorhersehbaren Ergebnis, dass der Motor irgendwann explodieren wird.

Da diese Tatsache aber auch der Finanzindustrie nicht entgangen ist, kann man mit Sicherheit davon ausgehen, dass in den Führungsetagen der Global Players bereits seit Längerem Krisenszenarien durchgegangen und Notfallpläne entworfen werden. Was aber könnte noch getan werden, um der endgültigen Explosion des Motors zu entgehen?

Da es für die künstliche Geldschöpfung durch die Zentralbanken keine Obergrenze gibt, könnte unbegrenzt weiteres Geld ins System gepumpt werden. Das würde allerdings irgendwann in eine Hyperinflation führen. Diese aber käme den größten Gläubigern gar nicht so ungelegen, weil sie riesige Schuldenberge vernichten würde. Am schwersten betroffen wären die unteren Einkommensschichten und der Mittelstand, für die wegen des eintretenden Kaufkraftverlustes ein harter Kampf ums Überleben einsetzen würde.

Vor einer weiteren Möglichkeit, dem nächsten ganz großen Crash zu entkommen, hat der Ökonom Ernst Winkler bereits 1952 gewarnt, als er in seiner "Theorie der natürlichen Wirtschaftsordnung" schrieb: Der Krieg ist die großzügigste "Reinigungskrise zur Beseitigung der Überinvestition", die es gibt. Er eröffnet gewaltige Möglichkeiten neuer zusätzlicher Kapitalinvestitionen und sorgt für gründlichen Verbrauch und Verschleiß der angesammelten Waren und Kapitalien. So ist der Krieg das beste Mittel, um die endgültige Katastrophe des ganzen kapitalistischen Wirtschaftssystems immer wieder hinauszuschieben.

Welche der beiden Varianten der Welt bevorsteht, lässt sich im Moment nicht absehen. Dass sich Regierungen und die hinter ihnen stehende Finanzelite rund um den Globus auf beide Möglichkeiten vorbereiten, lässt sich daran ablesen, dass derzeit nicht nur die Börsen boomen, sondern auch die globalen Ausgaben für den Ausbau staatlicher Sicherheits- und Militärapparate.

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