Brite wollte Trump erschießen
USA haben lange und reichhaltige Geschichte von Anschlägen auf Politiker
Bei einem Wahlkampfauftritt von Donald Trump in einem Casino in Las Vegas wurde ein Mann mit einem britischen Führerschein festgenommen, als er versuchte, einem Wachmann dessen Schusswaffe zu entreißen. Michael Steven S., der vor 18 Monaten in die USA einreiste und dessen Alter in einigen Medienberichten mit 19 und in anderen mit 20 Jahren angegeben wird, sagte anschließend aus, er habe den US-Präsidentschaftsbewerber zum Schein um ein Autogramm bitten und anschließend mit der entwendeten Waffe erschießen wollen. Dass er dabei wahrscheinlich selbst von Sicherheitskräften erschossen worden wäre, habe er billigend in Kauf genommen.
Diesen Mord, so S., habe er bereits seit einem Jahr geplant und er werde es erneut versuchen, wenn er wieder auf freiem Fuß sei. Derzeit befindet sich der junge Mann, der offenbar in seinem Auto lebte und auf einem Schießstand übte, allerdings noch in Untersuchungshaft. Ob er nur ein politischer Fanatiker oder auch geisteskrank ist, steht derzeit noch nicht fest. Die Grenzen zwischen diesen beiden Phänomenen sind überdies fließend.
Dass Trump vor der Präsidentschaftswahl am 8. November oder während einer möglichen Präsidentschaft danach erschossen wird, liegt aus zwei Gründen nicht ganz außerhalb jeder Wahrscheinlichkeit: Zum einen sind Schusswaffen in den USA sehr verbreitet und zum anderen gibt es eine lange und reichhaltige Tradition von Morden an und Anschlägen auf Politiker:
John F. Kennedy starb 1963 bei einem Anschlag, über dessen Hergang und dessen Hintergründe immer noch gerätselt wird (vgl. Die magische Kugel des Allen Dulles und Das Kennedy-Puzzle). Gleiches gilt für das fünf Jahre darauf verübte Attentat auf seinen Bruder Robert, der bei den Präsidentschaftswahlen 1968 als Kandidat antreten wollte. Im selben Jahr wurde der Bürgerrechtler Martin Luther King erschossen, dessen politischer Antagonist Malcom X drei Jahre früher durch eine Kugel ums Leben kam, die wahrscheinlich von rivalisierenden Black Muslims in Auftrag gegeben wurde (vgl. Die drei Geburten des Malcolm X).
Auch der Kurzzeitpräsident James Garfield (4. März bis 19. September 1881) starb durch die Kugel eines Attentäters. Sein Mörder war der als geisteskrank diagnostizierte Charles Guiteau. Die Präsidentschaft seines fünften Nachfolgers William McKinley endete 14. September 1901 durch zwei Schüsse des polnischen Anarchisten Leon Czolgosz, der 1898 durch einen Nervenzusammenbruch aufgefallen war. Der neben Kennedy bekannteste ermordete Präsident ist jedoch Abraham Lincoln, den der Schauspieler John Wilkes Booth bei einem Theaterbesuch 1865 erschoss, weil er den amerikanischen Bürgerkrieg geführt und gewonnen hatte (vgl. Wiederentdeckt: The Prisoner of Shark Island).
Noch sehr viel länger als die Liste der Präsidenten, die erschossen wurde, ist die Liste derjenigen, die Attentate überlebten oder das Glück hatten, dass entsprechende Pläne bereits vor ihrer Durchführung aufgedeckt wurden: Ronald Reagan wurde 1981 von einem Geisteskranken angeschossen, der damit die Schauspielerin Jodie Foster beeindrucken wollte. Teddy Roosevelt rettete 1912, als er schon nicht mehr im Amt war, ein metallenes Brillenetui, das die auf ihn abgefeuerte Kugel eines religiösen Fanatikers zusammen mit einem doppelt gefalteten fünfzigseitigen Redemanuskript stoppte.
Den "Bankenbrecher" Andrew Jackson rettete 1835 die Langsamkeit der damaligen Vorderlader: Nachdem ein Anstreicher ihn mit zwei Pistolen zwei Mal verfehlte, prügelte Jackson den Mann mit seinem Gehstock gefechtsunfähig. Später wurde der Anstreicher in eine Irrenanstalt verbracht, wo er 1861 starb. William Howard Taft konnte sich 1909 auf einen Privatdetektiv und einen Texas Ranger verlassen, die vor einer Parade einen Mann festnahmen, der sich mit einer Pistole an der Route positioniert hatte. Dieser vereitelte Anschlag könnte allerdings auch dem damaligen mexikanischen Präsidenten Porfirio Díaz gegolten haben, der damals zu Verhandlungen in Texas weilte.
Herbert Hoover wäre fast bei einem Staatsbesuch in Argentinien zerrissen worden, wo der italienische Anarchist Severino di Giovanni zusammen mit Komplizen eine Bombe in einem Zug verstecken wollte, mit dem der US-Präsident reiste. Franklin D. Roosevelt hatte 1933 Glück, als der Italiener Giuseppe Zangara zwar den Chicagoer Bürgermeister Anton Cermak und fünf weitere Menschen, aber nicht den Präsidenten traf, der damals kurz vor seiner Amtseinführung stand. Auch die Hintergründe dieses Attentats wurden nie ganz aufgeklärt - möglicherweise spielte die Mafia eine Rolle.
Attentatsversuche auf fast jeden Präsidenten der Nachkriegszeit
Harry S. Truman konnte sich 1947 auf zwei mutige Polizisten verlassen, die die beiden puertoricanischen Separatisten Oscar Collazo und Griselio Torresola von einem Anschlag auf den Präsidenten abhielten. Einer der Polizisten kam dabei selbst ums Leben kam, der andere überlebte schwer verletzt. Der Arbeitslose Arthur Bremer, der 1972 George Wallace in den Rollstuhl schoss, wollte drei Wochen vorher angeblich Richard Nixon töten, wurde aber von dessen Sicherheitsvorkehrungen abgehalten. Nixons Nachfolger Gerald Ford ist insofern ein Unikum, als zwei Damen Attentate auf ihn versuchten: Die Charles-Manson-Anhängerin Lynette Fromme scheiterte dabei jedoch ebenso an ihrer Unerfahrenheit im Umgang mit Handfeuerwaffen wie die von Terrorgruppen wie der SLA inspierierte Sarah Jane Moore.
Auf George Bush senior plante angeblich der Geheimdienst von Saddam Hussein einen Anschlag. Zwei der Verdächtigen, die die kuwaitische Regierung dafür präsentierte, wiederriefen allerdings ihre Geständnisse und beklagten Zwang beim Verhör. Bill Clinton überlebte einen Schützen, der ihn beim Joggen töten wollte, einen Mann, der eine Cessna im Garten des Weißen Hauses bruchlandete, einen Attentäter, der vom Zaun aus 49 Schüsse mit einer halbautomatischen Waffe abfeuerte und einen vor der Explosion entdeckten Sprengsatz unter einer Brücke in Manila.
George Bush junior musste Angst um sein Leben haben, als ein Armenier in Tiflis eine scharfe Handgranate warf (die jedoch nicht explodierte, weil ein um sie gezogener enger Handschuh die Zündung verhinderte). Sehr divers waren die Anschlagsversuche auf den aktuellen Präsidenten Barack Obama: Ihn wollten zwei weiße Suprematisten aus Tennessee, ein arabischer al-Jazeera-Fernsehjournalist und ein spanischsprachiger religiöser Fanatiker umbringen. Bei zwei weiteren Präsidenten - Zachary Taylor und Warren G. Harding - wird darüber spekuliert, ob die plötzlich schwer erkrankten Männer vielleicht keines natürlichen Todes starben, sondern vergiftet wurden.
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