Bundeswehr bekommt 21 "Eurodrohnen"
Die Vorbereitungen für eine europäische Kampfdrohne gehen in die letzte Runde, in einem Jahr soll die Entwicklung beginnen. Vier Jahre später könnte ein erstes Modell zu Testflügen starten
Das Verteidigungsministerium will 21 sogenannte "Eurodrohnen" anschaffen. Das schreibt die Bundesregierung in der Antwort auf eine Kleine Anfrage. Sie bilden sieben Gesamtsysteme mit jeweils zwei beweglichen Bodenkontrollstationen. Darüber werden die Luftfahrzeuge von einem Piloten gesteuert, ein Nutzlastoperateur verarbeitet die Aufklärungsdaten. Insgesamt soll die Bundeswehr über 16 Bodenstationen verfügen, von denen vermutlich zwei in Reserve gehalten werden.
Die "Eurodrohne" ist ein Projekt der deutschen, französischen und italienischen Regierungen, dem sich später auch Spanien angeschlossen hat. Nach jahrelanger Vorarbeit wollen die Länder Airbus den Auftrag zur Entwicklung erteilen. Der Rüstungskonzern wird dabei von den Firmen Dassault Aviation (Frankreich) und Leonardo (Italien) unterstützt. Die Drohne kann sowohl mit Raketen als auch mit Überwachungstechnik bestückt werden. Ein Nutzlastoperateur bedient dabei die mitgeführten Kameras und Radargeräte.
Beraterfirma führt Verhandlungen
Mit der Durchführung der Definitionsstudie wurde die Gemeinsame Organisation für Rüstungskooperation (OCCAR) beauftragt. Die Studie bestand aus einer Konzept- und Entwurfsphase: In einem ersten Schritt hat die Bundeswehr ihre Anforderungen mit denen der am Projekt beteiligten Militärs abgestimmt und am Ende gemeinsam gebilligt.
Das in der Entwurfsphase entstandene Luftfahrzeug wurde als Modell erstmals auf der Berliner Luftfahrtausstellung in 2017 gezeigt. Bis dahin haben die vier Regierungen 85 Millionen Euro in das Projekt investiert. Für Forschungen an Vorläufern der "Eurodrohne" und der benötigten Satellitentechnologie erhielt Airbus in den letzten Jahren außerdem eine dreistellige Millionensumme. Dies betrifft Mittel aus der zivilen Sicherheitsforschung sowie des Verteidigungsministeriums (Wir.Drohnen.Deutschland).
Zur Beratung hat das deutsche Verteidigungsministerium die Industrieanlagen-Betriebsgesellschaft mbH (IABG) und das Deutsche Luft- und Raumfahrtzentrum (DLR) ins Boot geholt. Die beiden Partner erhalten dafür 7,3 Mio. Euro, zu den Aufgaben gehört die Begleitung des Projekts beim "Ergebnismonitoring, der Erarbeitung nationaler fachtechnischer Positionen und der Vorbereitung von Entscheidungen sowie nationalen Eigenvalidierungen". Dies umfasst auch die spätere Zertifizierung der Drohne und ihre Integration in den europäischen zivilen Luftraum. Die IABG soll außerdem mit Airbus über den späteren Preis der Drohnen verhandeln.
Projekt in PESCO überführt
Die jetzt erfolgten Abnahmegarantien benötigen die Firmen für Investitionen in die serienreife Entwicklung "Eurodrohne". Allerdings ist der Preis der Systeme, die ab 2025 zur Verfügung stellen sollen, noch nicht bekannt. Trotzdem hat auch die spanische Regierung den Kauf von 15 Systemen für die Luftwaffe versprochen. Die Lieferung wird dort jedoch erst in 2026 erwartet.
Die vier Gründernationen der "Eurodrohne" hatten erfolgreich vorgeschlagen, das Projekt in die Ständige Strukturierte Zusammenarbeit (SSZ, engl. PESCO) zu übernehmen, mit der europäischen Verteidigungsausgaben erhöht werden sollen. Die Regierungen versprechen sich dabei Vorteile bei der Finanzierung der Drohne.
Die Bundeswehr will das Projekt "Eurodrohne" tatkräftig unterstützen. Bereits in 2016 hatte das Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr hierzu eine Gruppe "Projekt Management Organisation 3" eingerichtet, die mittlerweile auf 14 Dienstposten angewachsen ist. Auch die drei Kommandos Luftwaffe, Heer sowie Cyber- und Informationsraum steuern "Fachexpertise" bei, außerdem sind das Luftfahrtamt und das Planungsamt der Bundeswehr, die Wehrtechnischen Dienststellen 61 (Manching) und 81 (Greding) und das militärische Zentrum für Geoinformationswesen an der Entwicklung beteiligt.
Tschechische Republik tritt Konsortium bei
Außerdem werden die an PESCO beteiligten EU-Mitgliedstaaten unter Druck gesetzt, sich an der "Eurodrohne", die sie über den Haushalt der "Ständigen Strukturierten Zusammenarbeit" mitfinanzieren, zu beteiligen. Letzte Woche hat die Europäische Verteidigungsagentur die neue Liste von PESCO-Projekten vorgelegt. Daraus geht hervor, dass nunmehr auch die Tschechische Republik dem Konsortium für die Drohne beigetreten ist. Spekulationen zufolge wird der tschechische Rüstungskonzern Aero Vodochody an der Fertigung beteiligt.
Jetzt wollen die teilnehmenden Regierungen einen Vertrag über die "Entwicklung, Beschaffung und den Anfangsflugbetrieb" abschließen. In einem Jahr könnte laut dem Verteidigungsministerium die "Realisierungsphase" beginnen. Nach vier Jahren soll ein erster Prototyp fertiggestellt sein.