"Bush, Cheney, Rumsfeld und Powell lügen und lügen und lügen"
In "The Agency" spielt er den linientreuen CIA-Agenten - privat wettert David Clennon in scharfen Tönen gegen die Bush-Regierung
David Clennon, 59, ist seit dreißig Jahren Schauspieler und fast genauso lange politisch aktiv. Nachdem er lange in der Anti-Vietnam-Bewegung aktiv war, begann er seine Laufbahn an kleinen Off-Theatern. Seitdem hat er in Kinofilmen (Costa Cavras "Vermisst", John Carpenters "Das Ding aus einer anderen Welt", "Der Liebe verfallen" mit Meryl Streep, Robert de Niro und Harvey Keitel) und zahlreichen Fernsehproduktionen, Comedy- und anderen Serien mitgespielt. Bekannt wurde er vor allem durch die den USA sehr erfolgreiche Serie "thirtysomething". In Deutschland ist der meist bärtige Clennon zurzeit in der CBS Serie The Agency - Im Fadenkreuz der CIA (heute um 20 Uhr 15 auf RTL2) zu sehen, wo er den Computerfreak und Fälschungsexperten Joshua Nankin spielt. Er lebt mit seiner Frau und vierjährigen Zwillingen in Kalifornien.
Mister Clennon, Sie haben sich in den letzten Wochen wiederholt öffentlich gegen einen Irakkrieg ausgesprochen und die amerikanische Regierung scharf angegriffen. In einer Radiotalkshow sollen Sie Bush sogar mit Adolf Hitler verglichen haben.
Clennon: Nicht ganz, aber das moralische Klima der zurzeit regierenden Klasse der USA ist nicht sehr verschieden von dem der herrschenden Klasse in Hitler- Deutschland.
Wie meinen Sie das?
Clennon: Sehen Sie: Ich halte Bush und seine herrschende Klasse für böse, zwanghaft, korrupt und amoralisch. Wenn auch nicht für so "evil" wie die Herrscher des Dritten Reiches. Ich will mit meinem Vergleich nicht den Horror des Holocaust verharmlosen. Aber bei dem Leiden, das Bush und seine Helfer dem irakischen Volk beizubringen drohen - da müssen wir uns doch fragen, ob das ein Kriegsverbrechen ist, ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit.
Tatsächlich haben Sie einen direkten Verglich abgelehnt mit den Worten: 'Ich vergleiche Bush nicht mit Hitler, weil George Bush erstens nicht so smart ist wie Hitler...'
Clennon:: ... und zweitens hat Bush mehr Macht als Hitler jemals hatte.' Wobei ich nicht die politische Macht von George Bush meine, sondern seine militärische Zerstörungsmacht. Er kann ein Land derart zerstören, davon konnte Hitler nur träumen.
In Deutschland musste hat eine Politikerin für einen harmloseren Bush-Hitler Bezug ihren Job aufgeben.
Clennon: Sehen Sie, ich bin nur ein Schauspieler in einer Serie. Wie wichtig bin ich also? Außerdem: Wir leben hier in einem freien Land und haben das Recht auf freie Rede. Wenn ich deshalb meinen Job verlieren sollte, wäre das eine Verletzung des Rechts.
Auf einer Internetseite werden aber schon Stimmen gesammelt, die Ihren Rausschmiss aus der TV-Serie "The Agency" fordern.
Clennon: Das ist im Moment nicht so wichtig. Wichtig ist jetzt die Frage, wie wir diesen Krieg noch verhindern können. Im Januar habe ich mit über 100 Schauspielern und Filmleuten einen offenen Brief an Bush geschrieben, in dem wir einen Erstschlag der USA vehement ablehnen. Vor ein paar Tagen habe ich auf einer Anti-Kriegsdemo gesprochen. Ich denke, die Menschen müssen sich jetzt entscheiden, ob Sie sich rückschrittlich verhalten oder laut "Nein" sagen wollen.
Auch eine internationale Friedensbewegung möchte Bush gern stoppen.
Clennon: Millionen Amerikaner wollen den Krieg ebenso wenig. Aber in den USA gibt es kaum noch öffentlich-rechtliches Fernsehen oder Radio. Der Durchschnittsamerikaner bekommt keine guten Informationen darüber, was in der Welt vorgeht. Viele sind verwirrt, weil Bush, Cheney, Rumsfeld und Powell lügen und lügen und lügen.
Können Sie dafür ein Beispiel nennen?
Clennon: Das müssen Sie selbst nachschlagen. Ich habe jetzt nicht die Zeit, das zu vertiefen. Aber ich bleibe dabei: Es sind Lügner und Powell hat auch vor der UN gelogen. Und dann, schauen Sie sich den Enron-Skandal an! Bushs Freunde bei Enron wurden bis heute nicht bestraft und es gibt auch keine Anstrengungen dazu. Außerdem ist Bush gar nicht der legitime Präsident der USA. Es hat eine Universitätsstudie gegeben, wonach der Mehrheit der Wähler zufolge Al Gore Präsident sein müsste.
Trotz ihrer Ansichten spielen Sie eine der Hauptrollen in der CBS-Serie "The Agency". Da rettet eine liebe, gute CIA die Welt dauernd vor arabischen Terroristen.
Clennon: Ich bin enttäuscht, dass unsere Serie zu einem Propaganda-Instrument für Bush und das Weiße Haus geworden ist. Die erste Folge lief in den USA ja kurz nach dem 11. September. Mittlerweile vermittelt die Serie den Eindruck, der Irak sei eine permanente Bedrohung für die USA. Ich habe versucht mit den Produzenten zu reden, sie davon zu überzeugen, damit aufzuhören.
Was haben die geantwortet?
Clennon: Sie können oder sie wollen nicht. Nun habe ich ein Problem. Aber bei CBS weiß man noch gar nicht, ob die Serie überhaupt fortgesetzt wird.
Sie werden also weiterhin den netten CIA-Agenten von nebenan spielen?
Clennon: Ja, zwei Monate noch. Und ich bei den Produzenten nochmals darauf drängen, die politische Tendenz von "The Agency" zu ändern. Dann werde ich mich entscheiden.