Chaos in Burkina Faso [Update]
Armee setzt Regierung ab
In Burkina Faso, dem ehemaligen Obervolta, hat die Armee nach Unruhen die Regierung ebenso wie das Parlament für aufgelöst erklärt. Nun wird General Honoré Traoré zufolge eine Übergangsregierung unter Beteiligung aller Parteien gebildet, die bis zu den (in einem Jahr vorgesehenen) nächsten Wahlen die Geschäfte führen soll. Staatspräsident Blaise Compaoré hat verlautbart, dass er bis dahin im Amt bleiben und mit allen politischen Kräften zusammenarbeiten will. [Update: Der BBC zufolge ist Compaoré auf Druck der Armee hin heute Nachmittag zurückgetreten.]
Compaorés Bestreben, sich seine bereits 27 Jahre andauernde Herrschaft vom Parlament faktisch um weitere drei Amtszeiten verlängern zu lassen, gilt als Auslöser der Unruhen, bei denen bislang mindestens 20 Menschen ums Leben gekommen sein sollen. Dass die Abstimmung über eine Amtszeitverlängerung auf Eis gelegt wurde, konnte die Dynamik der Unruhen nicht stoppen:
Gestern schleppte ein Mob Computer und andere Wertgegenstände aus dem Parlament in der Hauptstadt Ouagadougou und zündete anschließend das Gebäude an. Mit dem öffentlich-rechtlichen Rundfunksender RTB, den Zentralen von Compaorés sozialdemokratischer Partei Congrès pour la Démocratie et le Progrès (CDP) in den beiden größten Städten des Landes und mehreren Privathäusern von Angehörigen der Familie Compaoré und der Elite wurde der New York Times nach ebenso verfahren.
Der Präsident, der 1987 durch einen Putsch an die Macht kam, gehört der Volksgruppe der Mossi an und ist Katholik. Die Mossi sind mit etwa 40 Prozent Anteil an der Gesamtbevölkerung das Quasi-Staatsvolk von Burkina Faso. Sie sind religiös heterogen: Neben dem Islam und dem Christentum spielt auch die Volksreligion der Gruppe eine große Rolle. Die nördlich des Mossi-Siedlungsgebiets lebenden Fulbe (die sich auf der Karte unter ihrem französischen Namen Peul finden), sind dagegen ausschließlich und eher streng moslemisch. Insgesamt gehören in dem Land etwa 60 Prozent der Einwohner dem Islam an.
Wirtschaftlich steht der 18-Millionen-Einwohner-Staat nicht besonders gut da, ob wohl ihm vor neun Jahren im Rahmen der Heavily-Indebted-Poor-Countries-Initiative (HIPC) die Auslandsschulden gestrichen wurden: Die Vereinten Nationen setzten ihn in ihrem Human Development Index (HDI) auf den siebtletzten Platz. Der Großteil der Bevölkerung baut Hirse und Mais für den eigenen Bedarf an und lebt davon. Die Politik setzte in der Vergangenheit vor allem auf Baumwolle als Cash Crop. Aufgrund wetterbedingter Ernteeinbußen, Preisschwankungen auf dem Weltmarkt und der Konkurrenz durch subventionierte Baumwolle aus den USA entwickelten sich die Erträge daraus aber nicht wie gewünscht.
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