Chauvinismus ohne schnarrendes "rr"

Seite 2: Öffentliche Gelöbnisse könnten Opposition befeuern

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Kramp-Karrenbauer hat nicht nur ihre emotionale Nähe zu öffentlichen Bundeswehrauftritten geäußert. Sie hat auch angeregt, dass es öffentliche Gelöbnisse häufiger geben soll. Diese Zurschaustellung des Militärischen soll dazu beitragen, dass sich die Bundeswehr und ihre Auftraggeber "ehrlich machen".

Sie sollen nicht nur im Halb-Verborgenen an verschiedenen Teilen der Welt Krieg führen, sondern sie sollen diese Kriege auf Plätzen deutscher Städte offensiv verteidigen. Ein Kommentar brachte diesen Zusammenhang in einem Deutschlandfunk-Kommentar gut zur Geltung:

Die Bundesrepublik Deutschland leistet sich eine Armee. Der Bundestag schickt Soldaten in den Krieg. Aber ihre feierliche Verpflichtung auf die deutsche Demokratie und die Werte der Verfassung sollte aus dem öffentlichen Raum verdrängt werden und - wenn überhaupt - hinter Kasernenmauern stattfinden? Das ergibt keinen Sinn.

Joachim Frank, Chefkorrespondent der DuMont Mediengruppe, Deutschlandfunk

So hält Frank die Zeit reif dafür, dass die Bundeswehr eben jetzt auch in Deutschland nicht mehr als eine Art bewaffneter Arm von Amnestie International, sondern als eine Armee gesehen wird, die deutsche Interessen in aller Welt notfalls mit Krieg durchsetzt. Diese Ehrlichkeit ist begrüßenswert, denn noch vor einigen Jahren war es verpönt, die Bundeswehr bei ihren weltweiten Einsätzen überhaupt mit Krieg in Verbindung zu bringen.

Doch Frank hat in seinen Kommentar auch deutlich gemacht, was er sich von mehr öffentlichen Gelöbnissen politisch verspricht:

Ein gesunder, nicht chauvinistischer oder reaktionärer Konservatismus hat Sinn für die Institutionen des Staates, für die Organe der Exekutive als Garanten von "Recht und Ordnung" ohne schnarrendes "rrr" in "Rrrrecht und Orrrdnung".

Joachim Frank, Chefkorrespondent der DuMont Mediengruppe, Deutschlandfunk

Chauvinismus ohne schnarrendes "rr" - auch dafür kann eine Frau auf dem Posten gute Dienste leisten. Doch so könnte auch eine stärkere antimilitaristische Bewegung entstehen, die sich schließlich über Symbolpolitik mobilisieren kann.

In den letzten Jahrzehnten gab es die größten Proteste gegen die Bundeswehr meist anlässlich von Gelöbnissen. Allerdings solle man dann nicht bei der Kritik an einer Symbolpolitik stehen bleiben, sondern tatsächlich das oft unsichtbare Agieren der Bundeswehr und die sogenannten deutschen Interessen in den Fokus der Kritik stellen.

Die aktuelle Diskussion über die Beteiligung der Bundeswehr an Einsätzen in der Straße von Hormuz könnte ein guter Anlass sein.

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