China-Ballon: Warum Deutschland eine UFO-Behörde bräuchte

Seite 3: Es gibt sie, die deutschen UFO-Akten

Während sich für gewöhnlich Starts von Wetterballons oder zu sonstigen (etwa schulischen) Experimentierzwecken relativ leicht überprüfen und zuordnen lassen, schlugen entsprechende Bemühungen im Fall des Saarbrücker Objekts bislang fehl. Auch die Vermutung, es könnte sich um eine ähnliche, ballonbasierte Kameradrohne gehandelt haben, die für Großevents eingesetzt wird, konnten vom einzigen Anbieter des Systems (Aerotain.com) als Erklärung für das Objekt ausgeschlossen werden.

Das ballonförmige, aber bis heute nicht eindeutig identifizierte Flugobjekt von Saarbrücken, gesichtet und fotografiert am Vormittag des 29. Oktober 2021. Foto: privat

Neben ballonförmigen Objekten interessieren sich UFO-Forscher aber natürlich auch für jede andere Form von unbekannten wie unidentifizierten Flugobjekten und Phänomenen auch über Deutschland.

Und tatsächlich zeigen nicht nur Hunderte von Sichtungsmeldungen von Bürgern jedes Jahr, sondern auch die bislang auch von deutschen Ministerien und Behörden freigegebenen UFO-Akten, dass sich auch im bundesdeutschen Luftraum offenbar auch Dinge bewegen, von denen einige selbst entsprechend ausgebildetes Personal bei Militär, Behörden, Bundeswehr oder Flugsicherheit nicht erklären können und die deshalb von politischem, geheimdienstlichen, militärischen, aber auch gesellschaftlichen und nicht zuletzt wissenschaftlichem Interesse sein sollten.

Ganz gleich also, ob private und akademische UFO-Forscher dazu beitragen können, durch die Identifizierung von unbekannten Objekten den Luftraum sicherer zu machen, die Aufklärung unterstützen oder vielleicht sogar bislang noch unbekannte Natur-Phänomene oder vielleicht sogar Hinweise auf exotische Phänomene finden könnten - eine wissenschaftlicher Untersuchung des UFO-Phänomens mit staatlicher Unterstützung der Bundesregierung kann nur von Vorteil sein.

Eine Zusammenarbeit und Förderung der Wissenschaftler und Forschenden am IFEX wäre für beide Seiten ein Gewinn: Für die Regierung bei der Einschätzung aktueller Risikoeinschätzungen zu Lagen wie dem aktuellen Ballon-Politikum und für die Sicherheit unseres Luftraumes. Für die UFO-Wissenschaftler durch eine staatliche Forschungsförderung und die Möglichkeit der Nutzung staatlicher Daten.

Wäre es nicht also an der Zeit, dass sich Deutschland aus der bisherigen Isolation in der UAP- und UFO-Frage löst und sich mit eigener offizieller Forschung an den internationalen Untersuchungen beteiligt? Mit den interdisziplinären UAP-Untersuchungen am IFEX verfügt die Bundesrepublik also schon heute über eine entsprechende Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Politik. Sie müsste nur genutzt werden.

Andreas Müller, Jahrgang 1976, studierte Kommunikationsdesign an der HBK Saar und arbeitete schon früh als Journalist mit Schwerpunkt anomalistischer Phänomene. Er ist Herausgeber des Nachrichtenportals GrenzWissenschaft-Aktuell.de (GreWi), in dieser Position assoziiertes Mitglied am Interdisziplinären Forschungszentrum für Extraterrestrik (IFEX) an der Universität Würzburg und Autor des im Oktober 2021 erschienen Buches "Deutschlands Ufo-Akten – Über den politischen Umgang mit dem Ufo-Thema in Deutschland" (GreWi/BoD, 452 Seiten, ISBN: 978-3754306802).