China droht EU mit Vergeltung bei Zöllen auf Elektroautos
Zwischen China und der EU droht ein Handelskrieg um Zölle auf Elektroautos. Beijing warnt vor Konsequenzen und droht. Finden beide Seiten einen Kompromiss?
Der Ton zwischen der Europäischen Union und China verschärft sich. Grund sind die Zölle, die die EU ab Juni auf chinesische Elektroautos erheben will. China reagierte mit scharfer Kritik und droht mit Konsequenzen. Handelsminister Wang Wentao warf der EU in einer offiziellen Stellungnahme vor, chinesische Unternehmen zu "unterdrücken".
"Wenn die EU nicht tut, was sie predigt und weiterhin chinesische Unternehmen unterdrückt, wird China alle notwendigen Maßnahmen ergreifen, um die legitimen Interessen chinesischer Unternehmen zu schützen", sagte Wang laut einem Bericht von Bloomberg nach einem Treffen mit Wirtschaftsvertretern in Spanien. Er forderte die EU auf, auf Protektionismus zu verzichten und den Dialog zu suchen.
Beijing wolle wirtschaftliche Reibungen im Dialog angehen und eine Eskalation vermeiden, betonte der Minister. Die Staats- und Regierungschefs von Frankreich, Deutschland und der EU hätten schließlich auch erklärt, dass sie keinen Handelskrieg wollten.
Beide Seiten haben Interesse an Einigung
Dennoch bereitet sich China laut Reuters auf mögliche Vergeltungsmaßnahmen wie Zölle auf europäische Autos und Agrarprodukte vor.
Europäische Spirituosen könnten von einem Anti-Dumping-Verfahren Beijings betroffen sein, das sich laut Bloomberg eindeutig gegen französischen Cognac richtet. Auch Schweinefleisch ist im Visier der chinesischen Behörden, was sich etwa negativ auf Deutschland auswirken könnte.
Wang sagte, die EU habe "Überkapazitäten, unlauteren Wettbewerb und andere falsche Behauptungen" benutzt, um Untersuchungen gegen chinesische Elektrofahrzeuge, Eisenbahnen, Solaranlagen, medizinische Geräte und andere Sektoren einzuleiten, was das Risiko von Reibungen zwischen China und der EU erhöhe.
Trotz der scharfen Worte gehen Analysten davon aus, dass beide Seiten letztlich eine Einigung anstreben werden, da sie wirtschaftlich voneinander abhängig sind. Die Chinesen benötigen profitable Exporte nach Europa, um Margenverluste auf dem Heimatmarkt auszugleichen. Umgekehrt suchen deutsche Hersteller Partnerschaften in China, um Kosten zu senken und Marktanteile zu gewinnen.
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Derweil drängen chinesische Elektroautohersteller mit Macht nach Europa. BYD, Chery und Great Wall Motor wollen bis 2028 rund 20 neue Modelle auf den Markt bringen. Mit modernsten Produktionsmethoden, hochwertiger Ausstattung und aggressiver Werbung greifen sie die etablierten Hersteller an.
Die Chinesen entwickeln ihre Fahrzeuge rund 30 Prozent schneller als die Konkurrenz, indem sie Prozesse parallelisieren und mehr auf Software setzen. BYD kann seinen Absatz in Europa verdreifachen, Chery plant bis 2025 acht neue SUV-Modelle.
Noch sind die Absatzzahlen der Chinesen überschaubar, aber das ändert sich schnell. Selbst EU-Zölle von bis zu 26 Prozent würden chinesische E-Autos zwar verteuern, aber kaum vom Markt verdrängen. Dazu wären Zölle von 50 Prozent nötig, schätzt die Rhodium Group.
Die Europäer lernen von den Chinesen, um ebenfalls schneller und flexibler zu werden. Doch die Zeit drängt. "Das Zeitfenster schließt sich. Wir haben zwei, drei Jahre", warnte VW-Vorstand Thomas Schmall kürzlich. Ohne eigene, konkurrenzfähige E-Autos dürfte der Druck weiter steigen – trotz des Handelsstreits.