Chinas Exportmaschine läuft wieder auf Volldampf
Im August 2020 verkaufte die Volksrepublik 9,5 Prozent mehr ins Ausland als im August 2019
Gestern teilte die Zollverwaltung in Peking mit, dass China im August 2020 um neuneinhalb Prozent mehr exportierte als im Vergleichsmonat August 2019. Das ist es der stärkste Zuwachs seit März 2019, der drittstärkste in der Geschichte der Volksrepublik - und einer, den Analysten in dieser Größenordnung nicht erwartet hatten. Sie rechneten nach einem Juli-Plus von 7,2 Prozent mit einer Auguststeigerung 7,1 Prozent.
Die Importe Chinas, bei denen die Analysten nach einem Rückgang von 1,4 Prozent im Juli eine Steigerung von 0,1 Prozent prognostizierten, nahmen dagegen im August im Vergleich zum Vorjahresmonat um 2,1 Prozent ab. Besonders stark - nämlich um 26,2 Prozent - gingen die Einfuhren aus Australien zurück.
Die Importe aus den USA nahmen dagegen um 1,8 Prozent zu. Trotzdem wuchs der Überschuss, den China im Handel mit den USA erzielt, zwischen Ende Juli und Ende August 2020 von 32,46 auf 34,24 Milliarden Dollar. So hoch war er seit November 2018 nicht mehr.
Neue Marktanteile
Dass Chinas Export derzeit schneller wächst als der Welthandel, zeigt nach Ansicht des Oxford-Ökonomen Louis Kuijs, dass das Land gerade neue Marktanteile erobert. Von Konkurrenten aus Ländern, die die Coronakrise nicht so schnell bewältigen konnten. Das betrifft unter anderem den Export von Textilien. Der nahm aber nicht nur deshalb um 33,4 Prozent zu, weil Produzenten aus Schwellenländern wegfielen, sondern auch, weil Sars-CoV-2-Schutzmasken in diese Kategorie fallen.
Eine andere Produktkategorie, die Chinas Exporterfolg gerade mit trägt, sind IT-Geräte für Endanwender. Die Nachfrage nach ihnen stieg unter anderem durch den coronabedingten Umstieg von Arbeitskräften in ein Home Office, für das sich viele nach gewissen Wartezeiten im doppelten Sinne reaktivere Geräte als ihre alten kauften. Ist dieser Bedarf einmal befriedigt, könnte die Nachfrage schnell wieder abebben und unten bleiben - denn nur ein eher kleiner Kreis von Verbrauchern kauft sich öfter als alle drei Jahre einen neuen Computer oder ein neues Smartphone.
Neue amerikanische Sanktionen treten am 14. September in Kraft
Hinzu kommen Unsicherheiten aus neuen amerikanischen Maßnahmen gegen chinesische Firmen wie Huawei (vgl. Das "beste Mittel", um die Sicherheit von 5G zu garantieren). Deren Aussicht, ab dem 14. September von Chips mit US-Immaterialgüterrechten abgeschnitten zu sein, trug dazu bei, dass im August auch die Exporte des anderen Chinas kräftig anstiegen: Taiwan verbuchte seinen Zuwachs von 8,3 Prozent im Vergleich zum Vormonat seiner Statistikamtschefin Beatrice Tsai zufolge vor allem deshalb, weil Huawei und andere Unternehmen aus der Volksrepublik ihre Lager mit entsprechenden Produkten von der Insel füllten. Eine so hohe Steigerung hatte es in der Geschichte der Republik noch nie zuvor gegeben. Analysten hatten nach vier Schrumpfmonaten und 0,4 Prozent im Juli lediglich mit einem Zuwachs in Höhe von 1,6 Prozent gerechnet.
Wegen dieser amerikanischen Immaterialgüterrechte an Chips nahmen in Taiwan auch die Importe zu: Sie stiegen das erste Mal seit dem April - und das nicht nur um die erwarteten 0,7, sondern gleich um 8,5 Prozent.
Das Wall Street Journal sieht eine weitere Ursache des chinesischen Außenhandelserfolgs in einer Unterbewertung des Yuan. Der ist mit einem Kurs von 6,83 zum US-Dollar zwar so stark wie seit über einem Jahr nicht mehr - aber das zeigt der Zeitung nach nur, wie schwach die Währung in den USA ist, wo die Staatsführung die Geldmenge deutlich stärker erhöhte als in China (vgl. "Internationalisierung des Yuan").
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