Chinesische Solarfirmen tricksen US-Zölle aus
China dominiert den globalen Solarmarkt. US-Zölle sollen die heimische Industrie schützen. Doch die Chinesen haben einen cleveren Plan – und er funktioniert.
Zwischen den USA und China tobt ein Streit um Solarfabriken. Washington wirft Beijing vor, mit Dumpingpreisen Konkurrenten aus dem Markt zu drängen. Mit immer neuen Zöllen soll der US-Markt geschützt werden. Doch die Chinesen umgehen sie, indem sie die Produktion verlagern. Die Situation gleicht einem Katz-und-Maus-Spiel.
Umgehung von US-Zöllen durch Produktionsverlagerung
Inzwischen trifft es Solarfabriken, die chinesische Firmen in Vietnam aufgebaut haben. Während die größten ihre Produktion drosseln und Mitarbeiter entlassen, entstehen im benachbarten Indonesien und Laos eine Reihe neuer Solarfabriken.
Diese befinden sich ebenfalls im Besitz chinesischer Unternehmen, sind aber von den verschärften US-Handelszöllen auf Solarprodukte aus Vietnam und drei weiteren südostasiatischen Ländern nicht betroffen.
Die geplante Kapazität der neuen Fabriken in Indonesien und Laos reicht nach Recherchen von Reuters aus, um etwa die Hälfte der im vergangenen Jahr in den USA installierten Solarmodule zu liefern.
Durch die wiederholte Verlagerung ihrer Produktion in neue Länder konnten chinesische Solarunternehmen bisher die US-Zölle umgehen und den US- und Weltmarkt weiterhin dominieren, obwohl Washington seit mehr als einem Jahrzehnt mehrere Wellen von Zöllen verhängt hat.
80 Prozent der weltweiten Solarexporte stammen aus China
Reuters bezieht sich auf Daten von SPV Market Research. Demnach stammen heute rund 80 Prozent der weltweiten Solarexporte aus China, der Rest entfällt größtenteils auf Exportzentren in anderen Teilen Asiens. Dies steht in krassem Gegensatz zur Situation vor zwei Jahrzehnten, als die USA in diesem Sektor weltweit führend waren.
Seit der Einführung der Zölle im Jahr 2012 haben sich die US-Importe von Solarprodukten verdreifacht und erreichten 2023 einen Rekordwert von 15 Milliarden US-Dollar. Während fast keine Waren direkt aus China kamen, stammten rund 80 Prozent aus Vietnam, Thailand, Malaysia und Kambodscha - Heimatländer von Solarfabriken in chinesischem Besitz.
Nach Beschwerden von US-Herstellern weitete Washington im vergangenen Jahr die Zölle auf Solarexporte aus diesen vier Ländern aus. Die unmittelbaren Folgen waren in Vietnam zu spüren: Reuters-Recherchen zufolge drosselten dort Fabriken von Longi und Trina Solar die Produktion und entließen Hunderte von Arbeitern.
Neue Anlagen in Indonesien und Laos mit 22,9 GW Kapazität
Gleichzeitig sind in den letzten 18 Monaten in Indonesien und Laos mindestens sechs neue Solarzellen- und Solarmodulfabriken chinesischer Unternehmen mit einer Gesamtkapazität von 22,9 Gigawatt (GW) entstanden. Ein Großteil dieser Produktion dürfte in die USA gehen, dem nach China zweitgrößten und einem der lukrativsten Solarmärkte der Welt. Dort lagen die Preise zuletzt 40 Prozent über denen in China.
US-Hersteller beklagen in Handelsbeschwerden, dass sie mit subventionierten chinesischen Billigprodukten nicht konkurrieren können. Chinesische Unternehmen führen ihre Wettbewerbsvorteile dagegen auf technologische Überlegenheit zurück.
Bis August 2024 haben sich die indonesischen Solarexporte in die USA auf 246 Millionen Dollar bereits fast verdoppelt. Auch in Laos haben sich Firmen wie Imperial Star Solar und SolarSpace niedergelassen, um Zölle zu umgehen. Laos' Exporte in die USA beliefen sich bis August auf rund 48 Millionen Dollar.