Clinton und die Medien
Arbeitet Levinsky für das Pentagon?
Was genau sollen wir nicht hören oder sehen, während die Medien mehr als die Hälfte ihrer Hauptschaltsendezeiten dem ziemlich denkwürdigen Ereignis über eine Frau widmen, die dem Präsidenten einen geblasen hat?
Den Besuch des Papstes von Cuba? Clinton ist sicher für die Aufnahme von normalen Beziehungen mit Castro - ein Schritt, den reiche kubanische Auswanderer, die nur leben, um Castro endlich tot zu sehen, mit großer Wahrscheinlichkeit ablehnen würden. Neue Bombenangriffe auf Bagdad? Der Pentagon ist vermutlich nicht so glücklich mit einem für Clinton gesichtswahrenden Krieg gegen Saddam. Monica Levinsky und ihre Gottesmutter, Linda Tripp, arbeiten in Wirklichkeit für das Pentagon.
Oder wurde sie von verärgerten Indonesiern bezahlt, daß sie ihre Aussage machte, nachdem die IMF sie trotz all dem Geld in die Pleite führte, das sie heimlich in Clintons Werbekampagne steckten?
Monica sagt, daß sie keinen Sex mit dem Präsidenten hatte. Sie hat ihm nur einen geblasen. Ein großes Ereignis. In England gibt es dafür die königliche Familie, so daß die gewählten Volksvertreter das Land in verhältnismäßig professionellerem Rahmen lenken können, während es in den USA möglicherweise zu einer Amtsenthebung kommt.
Und die Medien sind überall dabei. Nicht nur in den USA. Auch die europäischen und japanischen Medien sind von dem Rechtsschauspiel und den moralischen Aspekten des Falles überwältigt. Es scheint so, als wäre man nur noch an der sexuellen Exzentrizität des amerikanischen Präsidenten interessiert. Das Time Magazine widmete ganze 44 seiner 80 Seiten der Geschichte unter dem Titel "Clintons Krise" und machte sich über die Berichterstattung der elektronischen Medien (ABC, CNN, NBC, CBS und FOX) lustig, die in ihrem Umfang und in ihrer Dauer der Berichterstattung über das Geiseldrama in Iran nahekommt. Times teilt der Berichterstattung "Khomeinis" aus. CBS erhielt 5 Khomeinis. In dieser Hinsicht stimme ich mit der Time überein, allerdings mit dem kleinen Zusatz, daß die Time auch ihre eigene Hingabe an das Thema hätte kommentieren sollen. Für den besser ausbalancierten Ansatz, dasselbe nur üppiger zu machen, verleihe ich ihr einen Al Khamenei Preis.