Coca Cola eats it
Der Konzern gräbt indischen Bauern das Wasser ab. Ein Horrorszenario für Globalisierungsgegner
Ein gewaltiger Abfüllbetrieb der Coca Cola Company sorgt für Aufregung unter Aktivisten in Südindien. Die Fabrik sauge förmlich die Gemeinde trocken, so der Vorwurf. Seit 1998, als das Werk im Distrikt Palakkad/Kerala errichtet wurde, führe es täglich bis zu 1,5 Millionen Liter Wasser aus 65 Brunnen ab, welche eigens auf dem gepachteten Land gebohrt wurden.
Der Gemeinderat von Perumatty will nun, wie der Guardian berichtet, in den kommenden zehn Tagen über eine Verweigerung der Lizenzverlängerung entscheiden; eine Entscheidung, die schon seit vielen Monaten immer wieder zur Diskussiom steht. Der Grundwasserspiegel soll sich durch die extensive Wasserentnahme stark gesenkt haben, was zu einem Austrocknen zahlreicher Brunnen in der Gegend geführt habe. Das betrifft nicht nur die Reisbauern, die ihre Felder nicht mehr ausreichend bewässern können, sondern auch zahlreiche Familien, die von Lohnarbeit in der Landwirtschaft leben.
Dem Werk wird außerdem vorgeworfen, das Wasser zu verschmutzen, da es - u.a. zum Waschen seiner Flaschen - gefährliche Chemikalien verwende. Salzgehalt und Wasserhärte hätten stark zugenommen. Seit Beginn der Protestaktionen gegen den Abfüllbetrieb, dessen "Treiben" sich im Laufe des letzten Jahres zu einer regelrechten cause celébre von Globalisierungsgegnern entwickelt hat, kam es bereits zu mehr als 300 Festnahmen. Auch friedliche Demonstranten sollen festgenommen und als "Terroristen" bezeichnet worden sein. Obwohl Coca Cola bestreitet, mit der schlimmen Wasserknappheit in der Gegend etwas zu tun zu haben (es fehle, so die Sprecher des Konzerns, einfach nur an Regen), will die Fabrik künftig jeden Morgen als Zeichen von good will Wassertanks ins Dorf bringen, damit zumindest ein Minimum an Wasserversorgung gewährleistet ist.
Laut der britischen Organisation Actionaid handelt es sich bei dem geschilderten Fall um eines der übelsten Beispiele dafür, was multinationale Unternehmen in armen Ländern anrichten. Das Werk sei 1998 in eine blühende landwirtschaftliche Gemeinde eingebrochen; das gepachtete Land, auf dem vorher Tausende gearbeitet hätten, bietet jetzt rund 140 Arbeitsplätze. Kokosnussplantagen und Reisfelder im weiten Umkreis liegen vertrocknet brach. Einem BBC-Bericht zufolge befinden sich in dem Schlamm, der anfänglich von Coca Cola noch als "gutes" Düngemittel an Landwirte abgegeben und später oft einfach in trockene Flussbette gekippt wurde, hohe Anteile von Blei und Kadmium. Der Konzern sieht sich nichtsdestotrotz als Ziel einer "Handvoll Extremisten". Die protestierenden Bauern und Dorfbewohner sind von Coca Cola recht vorschnell als "Anti-Kapitalisten" bezeichnet worden. In den reichen Ländern hat die braune Brause ganz andere Imageprobleme, denn hier wird sie mitverantwortlich dafür gemacht, dass immer mehr Kinder und Jugendliche ungesund viel Übergewicht haben (vgl. Massenverfettungswaffen). In Großbritannien will der Getränkefabrikant, genötigt durch den zunehmenden Druck der Öffentlichkeit, nun künftig auf so genannte Pester Power Werbung verzichten. Diese Art von Werbung nutzt gezielt den "Quengel-Faktor"; Kinder werden durch zunehmende Markenbindung schon in sehr jungen Jahren den Eltern gegenüber als "Sachpromotoren" eingesetzt. Anzeigen, die sich an Kinder unter zwölf richten, sollen nun zurückgefahren und - einen "Jieper" erzeugende - Cola-Fotos aus den Schulen entfernt werden.