Computerspiele nicht für Schulmassaker verantwortlich

Ein US-Gericht weist die Klage auf Schadenersatz von Eltern getöteter Kinder gegen Film- und Computerspielproduzenten ab

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Im Frühjahr 1999 verklagten Eltern von drei Schulkindern, die 1997 bei einem Massaker eines 14jährigen Schülers in Paducah, Kentucky, getötet wurden, unter anderen die Produzenten des Films "The Basketball Diaries". Leonardo Di Caprio spielt hier die Rolle eines Schülers, der davon träumt, seine Lehrer und Mitschüler zu erschießen. In den Traumszenen, in denen er dies ausführt, trägt er einen langen und schwarzen Trenchcoat, der auch "Markenzeichen" der Gruppe war, der die Mörder des Massakers an der Columbine-Schule angehörten. Hier machten manche Doom für die Gewalt mitverantwortlich. Die Anklage stützte sich auf eine Aussage des Attentäters Michael Carneal, der sagte, dass sein Entschluss zum Töten auch durch den DiCaprio-Film motiviert worden sei.

Die Eltern klagten überdies gegen eine ganze Reihe von Computerspielherstellern wie Atari, Nintendo, Sega oder Sony als Produzenten von gewalttätigen Computerspielen an. Bei der Klage um die möglicherweise von Medien ausgelösten Schäden ging es um einen Streitwert von über 30 Millionen Dollar. Der Vorwurf war, dass Spiele, Filme und das Internet die Jugendlichen dazu anstiften, die gezeigten gewalttätigen Szenen zu imitieren. Die insgesamt 25 Unternehmen, darunter auch Time Warner, wurden beschuldigt, die Kunden nicht davor zu warnen, dass die von ihnen vertriebenen Produkte dazu anstiften können, Gewaltdarstellungen nachzuahmen.

Auf dem Computer von Carneal habe sich gezeigt, dass er häufig Website mit Gewaltdarstellungen und pornographischen Inhalten besucht und leidenschaftlich Spiele wie Doom, Quake oder Mortal Kombat gespielt habe. Die Computerspiele hätten, so die Kläger, Carneal beigebracht, wie man mit einem Gewehr zielen und schießen kann. Dadurch sei er zu einem Killer geworden, ohne dass ihm Grenzen oder Verantwortlichkeit gelehrt worden seien, um diese Killerbereitschaft zu unterdrücken.

Der Richter schlug das Verfahren nieder, da die Hersteller von Computerspielen nicht vorhersehen konnten, was Carneal machen würde. Überdies seien Computerspiele Medien, die keine Haftung für ihre Produkte übernehmen müssen: "Das war eine tragische Situation, doch Tragödien wie diese entziehen sich einfach einer rationalen Erklärung, und die Gerichte sollten nicht so tun, als wäre dies anders", sagte der Richter in seiner Begründung.

Die Medienbranche ist natürlich erleichtert. "Wir sind selbstverständlich durch die Entscheidung erleichtert", sagte Doug Lowenstein, Präsident der Interactive Digital Software Association (IDSA). "Wir haben von vorneherein gesagt, dass es für diese Klage keine gesetzliche und empirische Grundlage gibt. So gerne wir einfache Antworten finden würden, es gibt sie nicht."

Die Kläger haben gesagt, sie wollen in die Revision gehen, und glauben, dass der Fall vor einem Geschworenengericht anders beurteilt werde. Der zur Tatzeit vierzehnjährige Carneal hatte die Tat eingestanden, aber auf geistig unzurechnungsfähig plädiert. Er wurde letzten Dezember zu einer lebenslänglichen Gefängnisstrafe verurteilt und kann 25 Jahre lang nicht auf Bewährung entlassen werden.