Corona-Krise: Einkommenseinbruch von 45 Prozent außerhalb der OECD

Bild: Leroy Skalstad/Pixabay

Großer Gewinner ist der online-Handel. Die Investitionen von Unternehmen in Entwicklungsländern gehen stark zurück. Das hat Auswirkungen

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Die UNCTAD, die Konferenz der Uno für Handel und Entwicklung, hat darauf hingewiesen, dass sich das Käuferverhalten in der Corona-Krise gewandelt hat und sich wohl dauernd verändern wird.

Fußgängerzonen

Großer Gewinner ist der online-Handel, der wahrscheinlich gut aus der Krise kommen und den Einzelhandel nachhaltig transformieren wird. Selbst ältere Menschen, die noch eher in die Innenstädte gingen, um Waren einzukaufen, es aufgrund von Corona zeitweise nicht durften, sind zum Teil umgeschwenkt auf online-Bestellungen.

Bekleidung, Unterhaltungselektronik, selbst Nahrungsmittel wurden verstärkt nachgefragt, wie die UNCTAD betont. Die Folge ist, dass die Geschäfte mit ihren Verkaufsflächen in Fußgängerzonen und den Innenstädten unter den Beschränkungen leiden. Die UNCTAD sieht staatliche Hilfen als unvermeidlich an.

Globale Situation

Verändert hat sich die globale Situation, was zu erwarten war. Jüngst berichtete die UNCTAD, dass die FDIs (Foreign Direct Investments) im Vergleich zum vergangenen Jahr seit dem Lockdown um 49 Prozent gefallen sind. Auch neue Niederlassungen von Unternehmen in anderen Ländern wurden um 37 Prozent reduziert; die Infrastruktur-Investitionen fielen um 25 Prozent. Insgesamt gab es etwa 98 Milliarden Dollar weniger Direkt-Investitionen bisher als vor einem Jahr. Davon betroffen ist besonders Afrika, aber auch Lateinamerika und Regionen in Asien.

Eine große Rolle spielen die angekündigten Investitionen von Unternehmen in Entwicklungsländern, die für die Einkommenssituation der Menschen wichtig sind. Diese fielen insgesamt um 358 Milliarden Dollar. Für Entwicklungsländer ist diese Situation besonders einschneidend, weil der Rückgang sie bis zu 50 Prozent betrifft und sie nicht diese Reserven haben wie entwickelte Länder, bei denen der Rückgang nur 17 Prozent beträgt.

Die UNCTAD unterstreicht, dass die ausländischen Investitionen, FDIs, die wichtigste Quelle für die Finanzierung von Entwicklungsländern ist. Schon vor einigen Monaten hat eine BBC-Umfrage ergeben, dass die Menschen in nicht-OECD-Ländern einen Einkommenseinbruch von 45 Prozent erfahren haben. Erneut ist Afrika stark betroffen, aber auch Lateinamerika und Asien. In Kenia, Thailand, Nigeria, Südafrika hat sich die finanzielle Situation der Menschen verschlechtert - und zwar bei bis zu 90 Prozent der Menschen.

Generation Z und Millenials weltweit besonders betroffen

Weltweit trifft die Pandemie vor allem die Generation Z (Mitte der 1990er Jahre Geborene) sowie die Millenials (Mitte der 1980er Jahre Geborene). Gerade diese Generation ist für ökonomische, gesellschaftliche wie kulturelle Zukunft von großer Tragweite. Da der Corona-Virus sie deutlich weniger gefährdet als die über 70-Jährigen (sie sollen 85 Prozent der Corona-Toten ausmachen), stellt sich die Frage, ob sie unter den Beschränkungen überproportional belastet wurden.

Und wie sieht es mit den Kulturschaffenden aus? Gerade die Breite kultureller Veranstaltungen und kritischer Beiträge von Künstlern sind die Basis einer freiheitlichen Demokratie, wie wir leicht mit einem Vergleich diktatorischer Systeme feststellen können. Um sie hat sich die Politik in den vergangenen sechs Monaten wenig gekümmert, was die Vermutung aufkommen lässt, dass die Politik Kultur lediglich als ein Accessoire sieht.

Die Konzentration fast nur auf die Corona-Infizierten in Deutschland und Europa verengt derzeit die Sicht auf unsere Gesellschaft derart, dass anscheinend nicht gesehen wird, dass andere Probleme nicht verschwunden sind und Menschen existieren, deren Gesundheit stark angegriffen ist, durch Herzinfarkt oder Krebs, und die kurz vor ihrem Ableben stehen, nicht selten auf Intensivstationen. An sie sollten wir ebenfalls denken.

Darüber hinaus sind die ökonomischen Schäden für Künstler, Kleingewerbetreibende, Start-ups wie mittlerer Unternehmen enorm. Die Entwicklungsländer, deren Lebensverhältnisse durch schlechtere Infrastruktur, weniger finanziellem Rückhalt, hart getroffen wurden, werden besonders leiden. Diese Folgen der Corona-Einschränkungen werden noch zu wenig beachtet. Sie nach Corona aufzuschieben, sollte eigentlich keine Option sein.