Corona-Variante Pirola: Eine neue Welle?

Der Winter ist nicht weit. Es gibt wieder bessere Verbreitungsmöglichkeiten für Corona. Wie der Einzelne damit umgehen kann.

Ob und wie die derzeit verfügbaren Impfstoffe gegen die neuen Covid-Varianten helfen können, ist noch nicht erforscht. Die neue Covid-Variante BA.2.86 ("Pirola") weist eine hohe Anzahl bisher unbekannter Mutationen auf. Dass dann auch noch die Grippesaison vor der Tür steht, bereitet manchem Mediziner Sorge.

Allerdings: Im Gegensatz zum Jahr 2020 kennt man heute die Verbreitungswege von Corona, auch muss niemand mehr monatelang auf eine Impfung gegen das Virus warten. Wer sich heute vor Corona schützen will, kann dies aus eigener Initiative tun, wenn er für sich ein Risiko sieht.

Eigenverantwortung

Dazu braucht es keine Talkshows mit reisenden Gesundheitsministern und keine staatlichen Eingriffe in den Alltag. Vor diesem Hintergrund gibt es auch keinen Grund, über eine Impfpflicht zu diskutieren.

Es stellt sich sogar die Frage, ob die Kosten für eine Impfung von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen werden sollten. Man sollte hier die Eigenverantwortung der Bürger in den Vordergrund stellen.

Israel gilt als eine Art Real-Labor für Corona. Es bietet erste Einblicke in neue Virus-Varianten und seine Mutationen. In Israel hat man aufgrund der steigenden Infektionszahlen jetzt wieder die Pflicht zu einem PCR-Test bei Neuaufnahme in ein Krankenhaus eingeführt.

Verglichen mit der bislang dominierenden Mutante XBB.1.5 weist Pirola über 30 Mutationen am Spike-Protein auf, mit dem das Virus in die menschlichen Zellen eindringt.

In medizinischen Einrichtungen und öffentlichen Verkehrsmitteln könnten bald wieder Masken zum Einsatz kommen, auch wenn eine Maskenpflicht in Deutschland wohl kaum auf Akzeptanz stoßen wird. Im Gegensatz zu den Anfängen von Corona gibt es heute eine deutsche Maskenproduktion, die bei Bedarf auch kurzfristig größere Mengen produzieren kann.

Pirola

Pirola ist eine Subvariante von Omikron. In Deutschland sind bisher nur wenige Fälle von Pirola-Infektionen bekannt. Dies liegt offensichtlich in erster Linie daran, dass seit dem Ende der Pandemie die Testrate und die Anzahl der Sequenzierungen deutlich zurückgegangen sind, was unter anderem damit zusammenhängt, dass beides nicht mehr vom Bund erstattet wird.

Seit Corona aus den Schlagzeilen verschwunden ist, kommt auch das Abwassermonitoring nicht vom Fleck, da die Finanzierung noch nicht gesichert ist und z.B. eine Umlage der Kosten über die Abwassergebühren nicht möglich ist.

Aber auch das digitale Patientenmonitoring konnte sich in Deutschland im Gegensatz zu Großbritannien oder den USA bis heute nicht etablieren. Ähnlich wie beim Abwassermonitoring gibt es nur einzelne Pilotprojekte, aber keine flächendeckende Akzeptanz.

Vorsorge

Dass es in diesem Zusammenhang kaum öffentlichen Druck gibt, ist nicht verwunderlich, denn die vorhandenen und finanzierten Präventionsmöglichkeiten werden in Deutschland kaum genutzt. Nur 15 Prozent der Deutschen gehen regelmäßig zur ärztlichen Vorsorge.

Jeder Vierte geht sogar nie hin. Das ergab eine europaweite Umfrage des Arzneimittelherstellers Stada. Die dort präsentierte Zustandsbeschreibung in Sachen Vorsorge ist schlicht verheerend:

Doch was hält die Deutschen davon ab, Vorsorgeuntersuchungen wahrzunehmen? Für die meisten ist fehlendes Wissen (29 Prozent) ausschlaggebend. Dies gilt nicht nur für diejenigen, die angeben, über keinerlei (35 Prozent) oder etwas Gesundheitswissen zu verfügen (28 Prozent), sondern auch für jene, die nach eigener Einschätzung auf beträchtliches gesundheitsbezogenes Wissen zurückgreifen können (26 Prozent).

Einer von fünf Deutschen (20 Prozent) findet es schwierig, sich für Check-Ups die nötige Zeit zu nehmen. Je weitere 19 Prozent nehme diese nicht wahr, weil sie sich dabei unwohl fühlen oder präventive Maßnahmen schlicht für unnötig halten.

Auch die Kosten für Gesundheitsprävention fallen ins Gewicht: Zwar liegen wir in Deutschland unter dem europäischen Durchschnitt (23 Prozent), dennoch versäumen 18 Prozent der Deutschen eine ausreichende Vorsorge, weil diese ihnen zu teuer ist. So geht es vielen Deutschen, die von finanziellen Sorgen geplagt werden (26 Prozent) – aber überraschenderweise auch 14 Prozent derjenigen, die keinerlei finanzielle Probleme haben.

Stada Health Report 2023

Bisher hoffen wohl noch viele, dass ihnen im Notfall im nächsten Krankenhaus geholfen wird. Wenn aus Kostengründen, wie politisch gewollt, die Zahl der Krankenhäuser um 400 reduziert wird – und die Finanzierung der verbleibenden Häuser nicht dauerhaft gesichert ist –, kann es zu Problemen kommen.

Was ist, wenn Krankenhausplätze und Personal knapp werden? Dann muss sich die Medizin überlegen, wie sie mit Menschen umgeht, die sich dauerhaft jeglicher Prävention und den bestehenden Impfangeboten verweigern, ohne dass andere dadurch Schaden nehmen.

Es stellt sich dann die Frage, ob man bei der nächsten Welle wieder den Corona-Patienten den Vorrang vor allen anderen geben will, die dann länger auf ihre Behandlung warten müssen.