Coronavirus - das Ende der Globalisierung

Seite 2: Der Beginn der Deglobalisierung

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Sollten die Chinesen weiterhin kaum mehr Autos kaufen, wird dies desaströse Konsequenzen für VW, Audi, BMW und Daimler haben, aber auch für die Zulieferer und schlussendlich für alle anderen Branchen in diesem Land. Den Rattenschwanz, der die Quarantäne auslöst, haben viele noch gar nicht auf dem Schirm.

Durch die "Just in Time Produktion" sind die Läger weltweit kostenoptimiert auf Straßen und Seewege verlegt worden. Jetzt zeigt sich die Kehrseite der Abhängigkeit von der billigen Werkbank Chinas. Die Zulieferkette ist gestört und es werden erste Engpässe deutlich. Mit jedem Tag, mit dem die Krise anhält, die Menschen in China nicht zu Arbeit gehen, Häfen geschlossen sind und Flüge gestrichen werden, potenzieren sich die Auswirkungen auf unsere globalisierte Weltwirtschaft.

Viele Unternehmen weltweit werden erkennen, dass man sich in eine gefährliche Abhängigkeit von China begeben hat. Man wird wieder umdenken. Dies bedeutet: Arbeitsplätze und Produktionen wieder nach Hause holen, Alternativen schaffen, um die Abhängigkeit zu reduzieren. Das wird China Wachstum kosten und schlussendlich die KP zu Fall bringen. Wir sehen gerade den Beginn der Deglobalisierung.

China - Geld vor Gesundheit?

Mittlerweile versuchen der Staat und die Unternehmen alles Erdenkliche zu tun, um die verängstigten Bürger wieder an ihre Arbeitsplätze und zum Arbeiten zu bringen. Regionen haben die Transport- und Reisebeschränkungen gelockert. Selbst Staatspräsident Xi Jinping sah sich gezwungen, die Unternehmen Chinas dazu aufzurufen, ihre Arbeit wiederaufzunehmen.

Städte wie Schanghai und Peking organisieren Shuttle-Fahrten. Kostenfreie Züge und Busse sollen die Arbeiter, die jetzt wegen des Coronaviruses wochenlang zuhause waren, rasch zurück zur Arbeit Werkbänke zurückbringen.

Auch mit Geld versucht die Wirtschaft ihre Arbeiter wieder an ihren Arbeitsplatz zu bringen. Foxconn, produziert unter anderem das iPhone, versucht seine Arbeiter "zu kaufen" und hat ihnen ein Bonus von bis zu 7.000 Yuan monatlich (anstatt üblichen 3.000 Yuan) in Aussicht gestellt, wenn sie zur Arbeit kommen. Ob sich die Chinesen tatsächlich kaufen lassen, ist noch offen. Gesundheit ist wichtiger als Geld - das ist auch in China bekannt.

Italien - Coronavirus, der Supergau für ein schwer angeschlagenes Land?

Ausgerechnet das wirtschaftlich stärkere Norditalien wird vom Coronavirus heimgesucht. Dies hat nicht nur drastische Auswirkungen für das faktisch bankrotte Italien, sondern auch für deutsche Unternehmen. Deren Lieferketten sind eng mit Norditalien verflochten. Allein knapp 1.500 deutsche Unternehmen haben Niederlassungen. Besonders Autozulieferer, Elektro- und Chemiebetriebe.

Am stärksten von der Epidemie betroffen ist die Lombardei. Sie ist die wirtschaftlich stärkste Region Italien. Sie und stellt etwa ein Fünftel der Wirtschaftskraft. Um die Bedeutung der Lombardei für Deutschland zu veranschaulichen: Das Handelsvolumen Deutschlands mit der Lombardei ist beinahe so groß wie das mit der wirtschaftlichen Großmacht Japan. Für die sich bereits in einer erheblichen Rezession befindende norditalienische Industrie ist das Coronavirus katastrophal.

Aber auch für Deutschland sind die Auswirkungen auf die hiesige Konjunktur nicht zu unterschätzen. DIHK-Außenwirtschaftschef Volker Treier erklärte:

Schließlich ist Italien mit einem Handelsvolumen von über 125 Milliarden Euro der fünftwichtigste Handelspartner Deutschlands, und täglich gehen insbesondere unverzichtbare industrielle Vorleistungsprodukte in beide Richtungen über die Alpen.

Volker Treier

Allein daran zeige sich, "dass das Coronavirus erhebliche Ausstrahlung auf den Welthandel zu entwickeln beginnt".

Ferner ist das Coronavirus fatal für die italienische Tourismusbranche. Aber auch für den Tourismus weltweit. Die Chinesen gelten als besonders reisefreudig. Frankreich hat bereits jetzt einen Einbruch von 35 Prozent zu verzeichnen. Weitere Länder werden folgen. Die Fluglinien, Hotels und Kreuzfahrtanbieter werden besonders darunter leiden. Schon jetzt stornieren Urlauber und Geschäftsleute am laufenden Band ihre Buchungen.

Die Branche ist jedoch, dem Kultur- und Tourismusministerium zufolge, verantwortlich für 13 Prozent des Bruttoinlandsprodukts und sorgt für Lohn und Brot für 4,2 Millionen Menschen. Sollte sich der Coronavirus in Italien weiter ausbreiten und die dortige Wirtschaft mehr und mehr zum Erliegen bringen, wird dies fatale Konsequenzen für das Land, für die EU und die Eurozone und folglich auch für uns Bürger in Deutschland haben.

Globale Crashgefahr

Bekanntlich haben die Notenbanken ihr Pulver verschossen. Die Zinsen sind in der Eurozone bei null und auch in anderen Ländern existieren relativ niedrige Zinssätze. In Zeiten wirtschaftlichen Stillstands wird die Kreditnachfrage äußerst gering sein. Folglich werden weitere Zinssenkungen nicht mehr zielführend sein. Somit können viele Notenbanken nur noch Geld an ihre Bürger verteilen ("Helikoptergeld"), um den Konsum zu steigern.

In Hongkong soll jeder ständige Bewohner rund 1.300 US-Dollar (10.000 HK-Dollar) erhalten. Ob das sinnvoll ist, wagen wir zu bezweifeln, denn mit Gelddrucken lassen sich niemals Probleme nachhaltig lösen. Nichtsdestotrotz werden wir nun das größte Notenbankexperiment in der Geschichte sehen: Die Druckerpressen werden so viel Geld in das System reinpumpen wie noch niemals zuvor.

Wir gehen von Billionen aus und die Zinsen werden weiter sinken. Für die USA erwarten wir dieses Jahr schon die 0 Prozent und danach Negativzinsen und für die Eurozone nicht unerhebliche Negativzinsen. Doch auch dadurch wird das Virus nicht stoppen lassen.

Gegenwärtig sind die Unternehmen weltweit, dank des billigen Geldes, oftmals extrem verschuldet. Dies stellt kein Problem dar, solange die Wirtschaft läuft und bestenfalls noch wächst. Ist dies jedoch nicht mehr der Fall, stehen zuerst die Unternehmen (können ihre Zinsen nicht mehr bezahlen) und dann die Banken vor unlösbaren Problemen. Werden im Zuge der Krise die Unternehmen folgerichtig herabgestuft werden, dann sind Kursverluste die Folge.

Investoren werden die Papiere freiwillig oder gezwungenermaßen, weil sie Papiere nur bis zu einem bestimmten Investment-Grade halten dürfen, auf den Markt werfen. Genau dann besteht die Gefahr, dass das Coronavirus die Real- und Finanzwirtschaft zum Zittern bringt.

Egal wie sich das Virus entwickelt - die Notenbanken werden weiter Geld drucken, und wir stehen vor dem größten Vermögenstransfer der Geschichte. Sollte sich der Coronavirus weiter verbreiten und die Weltwirtschaft zum Erliegen bringen, wird dies fatale Konsequenzen nicht nur für Deutschland und den Rest der Welt haben.

Obendrein sollten wir nicht vergessen, dass China mit seinem gigantischen Schattenbankensystem und seiner auf Pump laufenden Wirtschaft, die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt ist. Sollte das chinesische Finanz- und Wirtschaftssystem tatsächlich crashen, wird dies die Welt wesentlich heftiger erschüttern als die Finanzkrise 2008/ 2009.

Marc Friedrich und Matthias Weik sind fünffache Bestsellerautoren und Finanzexperten. Sie haben zuletzt das Buch Der größte Crash aller Zeiten - Wirtschaft, Politik, Gesellschaft. Wie Sie jetzt noch Ihr Geld schützen können im Eichborn Verlag veröffentlicht.

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