Das Ende der Vernunft
Warum niedrige Zinsen die Bürger enteignen
US-Notenbankchef Ben Bernanke wird Geschichte schreiben. So oder so. Denn sein Quantitative-Easing-Experiment mit der größten Volkswirtschaft der Welt wird scheitern und es wird am Ende zu gigantischen Verwerfungen an den Finanzmärkten kommen.
Es hat den Anschein, dass er nicht weiß, was er mit seiner Nullzinspolitik im kurzfristigen Bereich tut, doch der Schein trügt. Ben Bernanke kennt das Ende der Geschichte, aber das ist ihm nicht wichtig, vielmehr geht es darum, den vollständigen Niedergang des amerikanischen Imperiums so lange wie möglich hinauszuzögern. Der Aufkauf von Staatsanleihen und das damit erzwungene Niedrighalten von Zinsen ist kein Allheilmittel, um die Arbeitslosigkeit zu bekämpfen oder einen nachhaltigen Aufschwung zu erzeugen. Letztendlich werden Arbeitsplätze nur durch profitable Firmen geschaffen, nicht durch staatliche Stützungsmaßnahmen wie den Aufkauf von Anleihen und das damit verbunden Aufblähen der Fed-Bilanz.
Das Niedrighalten von Zinsen hat, wie schon die Ära Greenspan zeigte, fatale Effekte, da es die Geldentwertung und die Blasenbildung forciert. Auch die Bank of Japan versuchte in den 90er Jahren Quantitative Easing, jedoch blieb der Erholungseffekt aus und das Land geriet in die Deflationsfalle. Gerade diese will jedoch Ben Bernanke verhindern, allerdings könnte der Preis hierfür sein, dass am Schluss die erhoffte Wirkung von QE2 oder weiteren Runden wie QE3, QE4… ausbleibt und die US-Wirtschaft in eine inflationäre Stagnations- oder Deflationsfalle gerät.
Der einzige Effekt, der erreicht wird, wenn der Staat eine keynesianische Politik betreibt ist, dass die Effizienz einer Volkswirtschaft ruiniert wird. Es hat der bundesdeutschen Exportwirtschaft stets gut getan, mit einer starken D-Mark und hohen Zinsen leben zu müssen. Es darf bezweifelt werden, dass es der amerikanischen Volkswirtschaft ohne harten Anpassungsdruck gelingen wird, diejenigen Kräfte zu entwickeln, die notwendig sind, um die Folgen der Finanzkrise dauerhaft zu bewältigen.
Spekulationsblasen
Der Börsengang von LinkedIn im Mai 2011 offenbarte, dass wir wieder in einem Bubblemodus sind. Mit einem KGV von zwischenzeitlich fast 1.000 war das Unternehmen genauso überbewertet wie die Aktien der so genannten New Economy zu Zeiten der Internetblase.
Seit Ben Bernanke im August des Jahres 2010 eine neue Runde des Quantitative Easing (QE2) eingeleitet hatte, kannten die Preise von Rohstoffen kein Halten mehr. Der Silberpreis verdreifachte sich auf 50 USD bevor er durch Marginanhebungen zum Einbruch gebracht wurde, der Maispreis sprang um über 90 % an und der Rohölpreis stieg um fast 60 % nach oben. Auch die Aktien- und Bondmärkte können noch in eine finale Bubblephase übergehen, an deren Ende eine neuerlicher Crash stehen wird.
Bernanke hat mit seiner Niedrigzinspolitik einen Preisanstieg geschaffen, der für viele Menschen in Entwicklungsländern zu einem Damoklesschwert fürs Überleben avanciert ist. Statt der allgemeinen globalen Preistreiberei durch Zinsanhebungen entgegenzuwirken, wird ein Geldregen verbreitet, wie er seit den Tagen der Weimarer Republik nicht mehr zu beobachten war.
Erstmals seit den Zeiten der damaligen Weltwirtschaftskrise erhalten die privaten US-Haushalte mehr Einkommen von der Regierung, als sie dieser zahlen. Die letzte Periode, als es mehr Transferzahlungen der Regierung als Steuereinnahmen gab war, in der Zeit von 1931 bis 1936. Dass diese Jahre in den USA nicht gerade als Boom-Jahre bekannt sind, liegt auf der Hand, weshalb wir davon ausgehen können, dass auch diesmal Amerika mit seinen künstlichen Stimulierungsprogrammen (QE2, QE1, TALF und TARP) nur kurze und wenig nachhaltige Aufschwünge erzielen kann.
Die Bailout-Verschuldungsorgie
Die weltweit aufgebrachte Bailoutsumme für ein marodes Finanzsystem von mehr als 20 Billionen USD wär besser in die Erneuerung der Wirtschaft durch Innovationen gesteckt worden, als es Bankern in den Rachen zu stecken. Die Scheinerholung passt zum aktuellen Zustand unserer Gesellschaft, bei dem wir nur noch von Blendern a la Guttenberg umgeben sind. In einer künstlichen Ökonomie lässt es sich verrückterweise am besten leben, wenn man sich eben blenden lässt und vor den wahren Tatsachen die Augen verschließt. Deshalb bleibt Bernanke wohl keine andere Wahl, als weiter zu blenden und die Blendwirkung durch eine nochmalige Runde des Quantitative Easing zu verstärken.
Die jüngste Schwäche des langfristigen Mortgageindikators in den USA verheißt jedenfalls nichts Gutes und zeigt, dass Bernanke als größter Vermögensvernichter aller Zeiten in die Wirtschaftsgeschichte eingehen wird. Die Wirkung von Quantitative Easing ist eine Verschuldungsorgie, die früher oder später massive Zweifel an der Bonität der USA wecken wird. Dann dürfte es nicht mehr gelingen, den Ausverkauf amerikanischer Anleihen zu stoppen und einen rasanten Zinsanstieg zu vermeiden.
Eine Volkswirtschaft kann sehr gut auch bei steigenden Zinsen wachsen, wenn die Hausausgaben gemacht werden und falsches Verhalten bestraft und nicht belohnt wird. Was nützt das ganze neu geschaffene Geld, wenn es nicht in Innovationen fließt und lediglich dem Hortungstrieb der Banken zur Vorbeugung gegen weitere Krisen dient. Die inflationäre Ausweitung der weltweiten Dollargeldmenge führt zu einer Verwässerung der US-Währung, die früher oder später in einem Währungscrash enden wird.
Verdursten trotz Wasser im Überfluss
Wenn man Banken Wasser reicht, dann hilft dies nur, wenn sie es auch trinken wollen. Mehr Wasser zu geben, wenn es nicht getrunken wird, macht keinen Sinn. Das Trinken wird jedoch nur stattfinden, wenn das Geld über Kredite in die Erneuerung der Wirtschaft investiert wird. Dies ist jedoch aktuell nicht der Fall. Stattdessen bahnt sich ein QE3, diesmal jedoch auf globaler Ebene, an.
Durch das Unglück im Reaktor von Fukushima sah sich die japanische Notenbank genötigt, die Geldmenge um 100 % auszuweiten. Auch die Europäer waren bisher nicht zimperlich beim Ankauf von Staatanleihen und bei ihren Rettungszusagen im Rahmen der Bewältigung der Eurokrise. Das Problem der heutigen Weltwirtschaft ist, dass QE-Geld die Bankensafes nicht verlässt und stattdessen als virtuelles Geld in den Spekulationskreislauf fließt. Wenn Regierungen nicht Besseres zu tun haben, als Ramschpapiere zu überhöhten Preisen von Banken zu kaufen und Notenbanken diesen Banken Geld zu Niedrigzinsen leihen, was sie dann wiederum zu höheren Zinsen an den Staat leihen, dann haben wir es hier eindeutig mit einem Ponzi-Schema zu tun. Wohl dem, der die Zeche nicht zu bezahlen hat.
Den Preis für dieses Schema werden die Bürger früher oder später durch eine ausufernde Inflation und höhere Steuern bezahlen müssen. Weltweit stehlen die Regierungen das Geld von ihren Steuerzahlern. Der Goldpreis spiegelt diese Entwicklung schon seit einigen Jahren wieder, weshalb er so lange weitersteigen wird, bis wieder Vernunft in die amerikanische Notenbank einkehrt, was wohl erst in der Nach-Bernanke-Ära geschehen kann. Es wird Zeit, dass der amerikanische Präsident Obama den Totengräber fuer Amerikas Wirtschaft, die Federal Reserve, endgültig schließt und die Währungsvernichter des Greeenback in den wohlverdienten Frühruhestand verabschiedet.