Das WWW beginnt zu schrumpfen
Web-Untersuchung fand im Dezember 2001 um 182.142 weniger Sites als im Vormonat
Zum zweiten Mal in der noch jungen Geschichte des WWW ist die Zahl der Websites gesunken. Das fand eine Untersuchung der Firma Netcraft heraus, die seit 1995 Untersuchungen über die Zahl der Websites und die verwendete Serversoftware durchführt.
Netcraft sammelt und wertet systematisch so viele Hostnames wie möglich aus, die einen HTTP-Dienst ausführen. Mit HTTP-Anfragen an die Server werden die Servernamen ermittelt. Im Dezember 2001 antworteten 36.276.252 Websites. Das sind um 182.142 weniger als im November 2001. Das Unternehmen schreibt diesen Rückgang der sinkenden Zahl von Domainnamensregistrierungen zu. Nach dem Boom in den Jahren 1999 und 2000 gäbe es nun weniger Spekulanten, die durch das Horten von Domainnamen Gewinne zu erzielen versuchten. Das führte dazu, dass die Zahl der nicht erneuerten Domainnamen größer ist als die Zahl der neu angemeldeten.
"Natürlich besteht keine direkte Verbindung zwischen der Zahl der registrierten Domains und der Zahl der Sites," bemerkt Netcraft in ihrer Auswertung. Viele registrierte Domainnamen werden nie genutzt. Andererseits erlaubt die Möglichkeit, Subdomains einzurichten, mehrere Sites unter einer Domain zu haben. Mit der Verfügbarkeit neuer Top Level Domains wie z.B. .biz und durch den Crash der Internetstartups ist auch der Domainnamensraum .com nicht mehr so heiß umkämpft, wodurch ein Anreiz zur spekulativen Namenshortung entfällt.
Das erste Mal war die Zahl der Websites laut Netcraft-Umfrage im August 2000 gesunken. Damals habe es sich aber nur um eine vorübergehende Marktkorrektur gehandelt. Gleich darauf habe sich die stetige Aufwärtsbewegung wieder fortgesetzt. Nicht so dieses Mal, meint Netcraft. Auch für die Anfangsmonate 2002 wird ein leichter Rückgang prognostiziert.
Was die verwendeten Server betrifft, so hatte Apache zwar im Dezember einen leichten Rückgang von 0.31 Prozent zu verzeichnen, liegt aber mit 56.50% Marktanteil weiterhin unangefochten an der Spitze. Microsoft folgt mit 30.75 Prozent. Interessant ist auch das ungebrochene Wachstum der Zahl der Sites, die verschlüsselte Transaktionen über das WWW anbieten. Diese stieg um 37% im Jahr 2001.
Doch bei Netcraft bleiben einige Fragen offen:
Laut Survey wurden im Dezember 36.276.252 Sites überprüft. Die Suche auf der Startseite kennt aber nur knapp 28 Millionen Sites. Wie erklärt sich die Diskrepanz? In den FAQs wird unzureichend erklärt, welche Sites in den Survey eingehen. Dort steht lediglich, dass jede Site, die auf der Titelseite in das Eingabefeld eingetippt wird, der Liste hinzugefügt wird. Das ist eine unzureichende Information: Es muss weitere Quellen geben, denn mit dem Eintippen lassen durch Besucher wäre man nie auf zig Millionen Sites gekommen. Eine Spider wird offensichtlich nicht eingesetzt. Bekommt Netcraft vielleicht Domainkomplettlisten von bestimmten Providern, von anderen (wie Strato oder Puretec z. B.) nicht?
Die aktivsten Domainräume überhaupt sind .com und .de. .de hatte als zweitgrößter Domainraum vor kurzem fünf Millionen Domains. .com, .net und .org zusammen haben rund 32 Millionen Domains, wenn Network Solution seinen About-Us-Bereich aktuell hält. Wenn aber schon mal die Daten der deutschen Discounter fehlen und auch die stichprobenartige Suche nach ein paar obskureren .com-Domains erfolglos blieb, stellt sich durchaus die Frage, wo die Zigmillionen Sites von Netcraft herkommen. Abertausende von Subdomains?