Das neue Arabien: KI-gestützte Überwachung in den Vereinigten Arabischen Emiraten

Die Corona-Virus-Pandemie hat für den nächsten Entwicklungssprung in den VAE gesorgt. Beim Aufbau eines hypermodernen Präventivstaates wirken auch China und israelische Firmen mit

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Die Vereinigten Arabischen Emirate gehören zu den reichsten Ländern der Welt und zu den stabilsten, sie haben große Entwicklungssprünge hinter sich, wie Rainer Hermann 2011 feststellte. Zwei Quantensprünge nennt er:1 Die Schaffung eines modernen Staats aus dem Nichts und die Ambition, eine globale Plattform zu werden, indem man auf eine gute Ausbildung der Jugend achtete, gute Lehrer aus aller Welt, gute Universitäten.

Seither gab es weitere Entwicklungssprünge. Experten sind der Ansicht, dass die VAE weltweit eine der höchsten pro-Kopf-Konzentration an Überwachungskameras hat. Die Polizei könne auf ein Netz an Überwachungskameras zurückgreifen, das von Bussen, der fahrerlosen Metro, Straßen, Tankstellen, den über 10.000 Taxen und einer Menge von Gebäuden von Geschäften in Dubai reicht, die mit dem Staat verbunden sind.

Schon vor gut zehn Jahren, Anfang 2010, noch bevor Rainer Hermann sein Buch über das "neue Arabien" schrieb, zeigte sich, über welche Möglichkeiten die Überwachung in Dubai verfügte. Anhand der Überwachungskameras konnte die Polizei die Ermordung des Hamas-Führers Mahmoud al Mabhouh von Anfang bis zum Ende verfolgen (Auftragsmord in Dubai).

Damals, so berichtet AP, verfügte Dubai über etwa 25.000 Überwachungskameras. Heute ist das Überwachungssystem sehr viel weiter. Genannt wird das Big-Data-Programm "Oyoon", auf Deutsch: "Augen", das eine Firma mit dem bezeichnenden Namen DarkMatter in Partnerschaft mit der Polizei in Dubai entwickelt hatte, "um jeden in den Emiraten tracken zu können".

Vor Ausbruch der Corona-Pandemie wurde es hauptsächlich für die innere Sicherheit gegen Kriminelle und politische Widersacher verwendet; Menschenrechtsaktivisten führt die Nachrichtenagentur als Beispiel an und zitiert dazu einen Satz, der die andere Seite des Entwicklungssprungs hervorkehrt:

"Es gibt keinen Schutz von bürgerlichen Freiheiten, weil es keine bürgerlichen Freiheiten gibt."

So gab es auch keine Proteste, als die Überwachung und das Tracking infolge der Corona-Pandemie ausgebaut und verfeinert wurde. Wer sollte auch in solchen etwas gegen Körperwärmemessungssysteme haben, die Passanten erfassen, die sich in Geschäftszentren aufhalten und zu wenig sozialen Abstand halten. Auch Polizisten bekamen Helme mit Kameras, die die Körperwärme erfassen können. Das Kamerasystem soll mit einer avancierten KI-Technologie arbeiten, die den Rückgriff auf Gesichtserkennungsdaten weit entwickelt hat.

Prävention

Wie üblich haben frühere CIA- und NSA-Mitarbeiter bei dem Unternehmen DarkMatter vermutlich sehr gut bezahlte Nachfolgejobs erhalten; bemerkenswert ist, dass auch China und Israel Partner beim Ausbau des Überwachungssystems Oyoon sind. Dessen Aufgabe wurde schon zuvor als präemptiv ausgewiesen, "um reagieren zu können, bevor ein Zwischenfall, berichtet wird" (AP).

Die Vorbeugung der Ausbreitung des Virus gibt dem Ausbau des Programms nun neuen Schub und Legitimität. Im Februar sollen allein im Emirat Ras al-Khaimah über 140.000 Kameras aufgestellt worden sein.

Viele der in den Vereinigten Arabischen Emiraten verwendeten Kameras und thermischen Scanner sollen aus China stammen. Dazu wird auch von einem Geschäft berichtet, dass das in Abu Dhabi ansässige AI-Unternehmen Group 42 mit einer chinesischen Firma gemacht haben soll, demzufolge in Abu Dhabi Versuche von Impfstoffen gegen Sars-Co-V2 durchgeführt werden sollen.

Group 42 präsentiert sich als Problemlöser für spezifische Aufgaben im neuen Zeitalter der Artificial General Intelligence. Partner sind auch israelische Firmen. Chef der Group 42 ist Peng Xiao, der zuvor Pegasus betreute, die Software für die Datenbanken von DarkMatter.

Das Unternehmen wird auch an zentraler Stelle in einem Bericht von Emma Soubrier erwähnt, einer zeitweiligen Mitarbeiterin des Arab Gulf States Institute in Washington, der wahrscheinlich wie die meisten der mit Golfstaaten verbundenen Think Tanks auf deren finanzielle Zuwendungen angewiesen ist, weshalb sich Kritik zurückhalten muss. Das ist auch an Soubriers Artikel über die zentrale Stellung des Sicherheitsapparates der VAE bei der Bekämpfung der Verbreitung des Corona-Virus ersichtlich.

Sie zeigt in aller Zurückhaltung an, was hinter dem moderaten Image der VAE-Diplomatie verborgen ist: Ein Sicherheitsstaat, bei dem die Armee eine zentrale Säule bildet, um eine autoritäre Struktur aufrechtzuerhalten. Der militärisch-industrielle Komplex findet seine Zukunft in der Zusammenarbeit von Polizei, Militär und der avancierten KI-Technik von gut vernetzten Unternehmen.