Das seidene Band des Dschihad
Burka, Niqab und Kopftuch sind nicht Ausdruck eines weiblichen religiösen Kleidungsstils, sondern die Insignien des fundamentalistischen Islams
Nachdem sich die Aufregung um die Silvesternacht in Köln, Hamburg und diversen anderen Städten gelegt hat, erhitzt die sogenannte Burka-Debatte die Gemüter. Diese flammt immer wieder auf. Aktuell erhält sie neue Nahrung durch die Ankündigung des Berliner Kultursenators Klaus Lederer (Die Linke), das seit 10 Jahre geltenden Kopftuchverbot für Lehrerinnen an Berliner Schulen juristisch überprüfen zu lassen sowie durch das Verbot des Königs von Marokko, dort mit Burkas zu handeln - weil diese von "Banditen" bei Straftaten missbraucht würden.
Ein Blick in die Geschichte zeigt, wie eng das Eine - die Orgie sexueller Gewalt in Köln und anderen Städten Silvester 2015/16 - und das Andere - der Zwang zur Verhüllung von Frauen - miteinander verknüpft sind. "Ehrbare" und "nicht ehrbare", "Heilige" und "Hure", danach werden Frauen im binären Denken traditionell geprägter Muslime sortiert: Die devote, züchtig gekleidete Frau wird - bei entsprechend wohlfeilem Verhalten - geachtet, alle anderen gelten als Freiwild.
Deutsche muslimische Intellektuelle fordern Verschleierungsverbot
Hierzulande wurde und wird allerdings primär nicht über die Burka diskutiert, jene Form der Ganzkörper-Verschleierung, die Frauen nicht einmal einen Schlitz für die Augen, also zumindest freie Sicht, erlaubt, sondern über diverse Formen der Verschleierung, vom islamischen Kopftuch, dem Hijab, über den Burkini bis hin zu Niqab oder anderen langen Gewändern, im arabischen Raum Djellaba genannt, aber eben auch über die Burka. Unter diesen Begriff wurden alle anderen Formen subsumiert, und die "Burka-Debatte" wurde das Schlagwort für diese Auseinandersetzung.
Wobei in Deutschland Frauen in Burka sehr selten zu sehen sind. Das könnte sich aber ändern, wie viele säkulare Musliminnen und Muslime befürchten. Denn die anderen Formen sind immer häufiger zu beobachten, und auch die Trägerinnen werden immer jünger. Selbst im Kindergarten sind unterdessen schon Mädchen mit Kopftuch zu sehen. Also liegt die Vermutung nahe, dass auch die Form der Verschleierung radikaler werden könnte. Noch radikaler.
Muslimische oder muslimisch sozialisierte Intellektuelle wie die Kölner SPD-Politikerin Lale Akgün, die Rechtsanwältin Seyran Ateş, die Soziologin Necla Kelek, die Ex-Muslimin Sabatina James, der Psychologe Ahmad Mansour, die Publizisten Tibi Bassam und Hamed Abdel Samad, der Vorsitzende der kurdischen Gemeinde in Deutschland, Ali Ertan Toprak - sie alle sprechen sich für ein Verbot der muslimischen Verschleierung von Frauen und Mädchen aus.
Uneinigkeit besteht in Bezug auf den Hijab, das islamische Kopftuch, sofern es von erwachsenen Frauen getragen wird. Einigkeit besteht darin, dass Minderjährigen grundsätzlich das Tragen von Kopftüchern in der Schule und in allen öffentlichen Gebäuden, Behörden, Gerichten, etc. verboten werden sollte. Lale Akgün beispielsweise spricht sich dafür aus, dass dieses Verbot auch für erwachsene Frauen gelten sollte.
Während z.B. Ahmad Mansour es erwachsenen Frauen - auch in Ausübung eines Berufes im öffentlichen Dienst - zugestehen möchte, selbst zu entscheiden, ob sie ein Kopftuch tragen oder nicht, befürchten Akgün und andere, dass dies, vor allem bei Lehrerinnen, ein völlig falsches und fatales Signal an die muslimischen Schülerinnen senden könnte.
Einig sind sich indes alle Genannten darin, dass die verschiedenen Formen der Verschleierung von Frauen, auch das muslimische Kopftuch, nichts mit der Religion an sich zu tun haben, sondern Ausdruck einer traditionalistischen bis radikalen Auslegung des Islams sind. In nicht muslimischen oder muslimisch-geprägten Gesellschaften tragen die wenigsten Musliminnen irgendeine Form der Verschleierung. Die Schätzungen liegen bei 10 - 20%.
Frauen finden in der Öffentlichkeit nicht statt
Was das Problem schon andeutet: Wenn auch in der Vergangenheit die Assoziation der Frau mit Kopftuch unser westliches Bild des Islams prägte, entsprachen die Frauen, auch gläubige Musliminnen, dem in der Realität in der überwiegenden Mehrheit überhaupt nicht. Doch immer mehr Frauen in immer längere Gewänder gehüllt, und das Gesicht immer mehr verdeckt, sind unterdessen in bundesdeutschen Innenstädten zu beobachten. D.h., die Zahl derer, die sich verhüllen, nimmt zu, und Schätzungen von gestern müssen morgen nicht mehr gültig sein.
Das westlich geprägte Bild vom Islam, dem verschleierte Frauen immanent sind, führt dazu, dass diese Tatsache nicht als Problem erachtet wird, sondern als Ausdruck von Religionsfreiheit. Die zu akzeptieren und zu gewährleisten es gelte. So sieht es z. B. der Berliner Kultursenator Klaus Lederer, der das Kopftuchverbot an Schulen als "Verstaatlichung der Persönlichkeit" betrachtet. Lederer beruft sich dabei auf das Urteil der Bundesgerichtshofs, demzufolge ein pauschales Kopftuchverbot an bundesdeutschen Schulen nicht verfassungskonform sei.
Die Bundesrichter kamen zu dem Schluss, dass für ein solches Verbot "eine hinreichend konkrete Gefahr der Beeinträchtigung des Schulfriedens oder der staatlichen Neutralität" gegeben sein müsse.
Genau diesen Frieden sehen viele, wie auch die genannten muslimischen Intellektuelle, in Gefahr. Denn mit der Freiheit ist das so eine Sache, zumindest was die Freiheit, auch die des Kleidungsstils, von muslimischen Frauen angeht. Immer häufiger erleben muslimische Frauen und Mädchen oder solche, die dafür gehalten werden, dass sie von - vorwiegend jungen - Männern, wegen ihres Kleidungsstils gemaßregelt werden. In Großstädten sprechen Betroffene sogar von No-Go-Areas, die zu betreten ihnen unmöglich sei.
Was betroffene Frauen und Mädchen als No-Go-Areas empfinden, wird von der Mehrheitsgesellschaft, dem linken und liberalen Teil zumal, gern als Multi-Kulti-Viertel verherrlicht. Dass diese angeblich kulturelle Vielfalt Frauen in der Öffentlichkeit systematisch ausschließt, wird dabei übersehen - oder billigend in Kauf genommen.
Frauen kommen in dieser Welt entweder gar nicht vor, in den berühmten orientalischen Teehäusern z.B., oder als Dienerin, gewöhnlich in den Haushalten versteckt, denen es großzügig gestattet wird, Einkäufe zu erledigen, die Kinder zur Schule zu bringen oder abzuholen. Diese zur Aufrechterhaltung des Familienlebens notwendigen Gänge außer Haus erledigen sie verhüllt, und zwar angefangen beim Hijab bis hin zu Niqab oder Djellaba.
Verschleierte Lebenswelten
In vielen Geschichten muslimischer Frauen und Mädchen ist zu lesen: "Am Tag, als meine Mutter mir den ersten Tampon brachte, brachte sie mir auch das Kopftuch." Viele von ihnen sind genau in diesen romantisierten Multi-Kulti-Vierteln groß geworden.
Sie durften nicht am Schwimmunterricht teilnehmen, bei Klassenfahrten waren sie grundsätzlich krank, und nicht wenige von ihnen wurden und werden verheiratet, bevor sie erste sexuelle Erfahrungen machen (können). Seyran Ateş und Sabatina James bekommen viele solcher Geschichten zu hören - und haben sie selbst erlebt.
In Rezept-Gruppen in sozialen Netzwerken posten muslimische Frauen sensationelle Fotos von reich gedeckten Tafeln. Mit dem Zusatz: "Mal sehen, was uns die Männer übrig lassen." Weil nämlich nicht alle zusammen die von den Frauen und Mädchen hergestellten Köstlichkeiten verspeisen werden, sondern zunächst einmal die Männer. Die Frauen und Kinder müssen sich dann teilen, was übrig bleibt. Still und unauffällig, damit die Männer nicht durch die Anwesenheit der Frauen und Kinder belästigt werden.
Allen denjenigen, die sich ein, wenn auch fiktives, so dennoch authentisches Bild über verschleierte weibliche Lebenswelten machen möchten, sei der Film Das Mädchen Wadjda empfohlen. Die Rede hier ist nicht vom tiefsten Anatolien, dem Iran oder Saudi Arabien, sondern von Berlin, Hamburg, Köln, Dortmund.
Hijab und Niqab dienen dabei nicht dazu, muslimischen Frauen Teilhabe an der Gesellschaft zu ermöglichen, sondern Ziel ist es, sie von der Mehrheitsgesellschaft auszuschließen. Das funktioniert von beiden Seiten: So ist es Frauen mit Niqab z.B. schlicht unmöglich, unterwegs mal eben schnell einen Tee zu trinken oder sich gar in öffentlichen Lokalitäten zu verabreden, im Kindergarten ein Schwätzchen mit den Eltern der anderen Kinder zu halten oder mit dem Paketboten zu flirten. Von der Mehrheitsgesellschaft wiederum werden sie als Fremdkörper wahrgenommen - und entsprechend behandelt.
Um es klar zu sagen: Das ist nicht der typische muslimische Lebensstil, sondern der in traditionalistischen Familien und Communities praktizierte. Den Communities, die auch den Nährboden für die Radikalisierung Jugendlicher bilden, die in den Dschihad ziehen, wie Ahmad Mansour in seinem Buch "Generation Allah" schreibt. Und gerade säkulare Muslime, vor allem Musliminnen, warnen davor, dass sich dieser Lebensstil ausweiten könnte.
Der historische Ursprung: Überlieferungen von Traditionalisten
Um zu verstehen, was es mit der Verschleierung der Frauen auf sich hat, müssen wir sehr weit in die Geschichte zurückblicken. Genau genommen ins Frühmittelalter. "Die merkwürdige Beziehung des Islam zu Frauen und Sexualität beginnt schon beim Propheten, dessen Mutter starb, als er noch ein Kind war. Die erste Frau, die er um 595 heiratete, war 15 Jahre älter als er. Die Witwe Khadidscha machte Mohamed zum Teilhaber ihres Handelsgeschäfts und war seine wichtigste Mentorin", schreibt der Islamwissenschaftler Hamed Abdel-Samad in seinem Buch Der islamische Faschismus - Eine Analyse.
Solange sie lebte, heiratete er keine andere Frau. Als Khadidscha 619 im Alter von sechzig Jahren starb, ging Mohamed die Ehe mit mehreren Frauen ein. … Insgesamt heiratete er nach ihrem Tod elf Frauen. Die meisten von ihnen ehelichte er, als er bereits über 55 war, also in einem Alter, in dem seine Potenz ein wenig nachgelassen haben dürfte. Die Ehen blieben übrigens allesamt kinderlos.
Hamed Abdel-Samad
Die Frauen wiederum waren alle erheblich jünger als Mohamed, und trotz des Bildes "eines potenten, sexsüchtigen Mohameds", für das laut Adel-Samad "frühe islamische Kommentatoren" verantwortlich seien, kam er offenbar seinen ehelichen Verpflichtungen nicht so recht nach. Doch seine Ehefrauen verstanden es anscheinend auch ohne ihren wesentlich älteren Ehemann sexuell auf ihre Kosten zu kommen. Jedenfalls verschwand bisweilen eine von ihnen, die dann im Zelt eines anderen gefunden wurde.
"Die leidige Geschichte wiederholte sich allerdings", schreibt Abdel-Samad. Das beflügelte nicht nur die Eifersucht des Propheten, sondern es wurde gespottet, er "könne seine Frauen sexuell nicht befriedigen". Das wollte er sich natürlich nicht nachsagen lassen, und Mohamed fing an, "seine Frauen genauer zu beobachten, und führte strengere Regeln für ihre Bekleidung und Kommunikation ein". Berichte über seinen Sexualtrieb sollten dann die Gerüchte zum Verstummen bringen.
"Seine eigenen Frauen ließ er voll verschleiern und erlaubte ihnen nur dann, mit einem Mann zu reden, wenn sich eine Wand zwischen ihnen und ihrem Gegenüber befand. Eines Tages kam Mohamed nach Hause und stellte fest, dass sich zwei seiner Frauen mit einem blinden Mann unterhielten. Er wurde wütend und fragte, warum sie sich nicht hinter der Wand versteckten, wie er das angeordnet habe. Eine der Frauen sagte: 'Der Mann ist doch blind.' Mohamed erwiderte gereizt: 'Aber ihr seid nicht blind.'"
Vor allem solche Überlieferungen werden heute von Traditionalisten bemüht. Da die Frauen des Propheten als Vorbilder für alle muslimischen Frauen gelten, rechtfertigen konservative Muslime die Geschlechter-Apartheit als "ein Leben nach der Lehre des Propheten" (Adel-Samad).
Omar, der zweiter Kalif wurde, nachdem Mohamed dessen Tochter Hafsa geheiratet hatte, zwang den Hadithen (Überlieferungen) zufolge, "eine Sklavin dazu, den Hijab abzulegen. Nur freien Frauen war das Tragen des Schleiers erlaubt, der sie vor Vergewaltigungen schützen sollte. Als die Sklavin sich weigerte, das Kopftuch abzulegen, prügelte der Kalif auf sie ein. 'Das Kopftuchverbot ist islamisch: es markiert die sexuelle Herrschaft über freie Ungläubige und Sklavinnen, deren Anblick zu genießen das Vorrecht des muslimischen Mannes war.' Die nach dem Koran von freien Frauen zu bedeckenden Körperfalten ('aurah') wurden dem Islamwissenschaftler Ralf Ghadban zufolge nach und nach auf den gesamten Körper ausgedehnt, die Frau zur wandelnden Schamzone erklärt", so Jungle-World-Autor Felix Riedel.
Damit wurde die Einteilung von Frauen in Hure und Heilige besiegelt. Und wird bis heute, und das im zunehmenden Maße, praktiziert, und gewaltsam durchgesetzt. In muslimischen Gesellschaften kann schon ein falscher Blick, eine ungewollte Berührung oder ein Haar, das unter dem Schleier hervorlugt, zu brutalen Strafen führen.
Die im Sommer 2016 gestartete Kampagne iranischer Männer, im Rahmen derer sie sich auf Fotos im Internet verschleiert präsentieren, während ihre Frau unverhüllt daneben sitzt, und als Folge derer Frauen sich zunehmend trauen, mit immer weiter zurückgeschobenem Kopftuch auf die Straße zu gehen, kann drastische Folgen für jede Einzelne von ihnen haben. Auch für die Ehemänner, sofern sie im Iran leben.
Sex-Dschihad
Schon Mohamed soll auf seinen Feldzügen Frauen und Kinder des gegnerischen Stammes als Geisel genommen haben.
Der Überlieferung zufolge ließ Mohamed nach dem Sieg gegen den jüdischen Stamm der Quraiza alle Männer des Stammes köpfen und nahm Frauen und Kinder als Gefangene. Einer seiner Soldaten bat den Propheten um die Erlaubnis, eine der Gefangenen als Sexsklavin zu nehmen. Er hatte sich eine schöne Frau namens Safiyya ausgesucht. Doch als ein Gefährte Mohameds dem Propheten mitteilte, dass es sich bei Safiyya um die Tochter des Stammesfürsten handelte, beschloss Mohamed, Safiyya gehöre ihm.
Am gleichen Tag, als er ihren Vater, ihren Ehemann sowie ihre Brüder hatte köpfen lassen, vergewaltigte er Safiyya. Sex als Mittel des Dschihad. Denn nicht nur die Männer des Stammes sollten vernichtet werden, auch die Gebärmuttern ihrer Frauen sollten erobert werden. Dabei geht es nicht nur um den "Genuss" des muslimischen Eroberers oder um eine weitere Erniedrigung der Feinde, sondern um die Fortpflanzung des Islam im wahrsten Sinne des Wortes. Die Vergewaltigung wird mythisch überhöht und legitimiert …
Abdel-Samad
Safiyya hatte also ein dreifaches Los: Als Ungläubige galt sie als "nicht ehrbar", als Frau des Feindes als Kriegsbeute und als Frau wurde sie gezwungen, die Gefolgschaft ihres Peinigers zu vergrößern. Eine Praxis übrigens, die bis heute in Kriegen - nicht nur muslimischer Aggressoren - angewandt wird.
Ein Muster, dass der deutsch-syrische Politologe Bassam Tibi auch in der Silvesternacht in Köln im vergangenen Jahr zu erkennen glaubt. Auch wenn den betroffenen Frauen der 3. Teil, die Zeugung von kleinen Moslems, erspart blieb und von den Tätern vermutlich auch nicht beabsichtigt war:
Köln war nur der Anfang. Wenn Deutschland über eine Million Menschen aus der Welt des Islam holt und ihre Erwartungen nicht erfüllt, muss man sich auf einiges gefasst machen. Aus der Werbung glauben diese jungen Männer zu wissen, dass jeder Europäer eine Luxuswohnung, ein Auto und eine 'hübsche Blondine' hat; sie denken, dass sie dies auch bekommen und am Wohlstand beteiligt werden. Wenn aber diese jungen Männer stattdessen in eine Notunterbringung in Schul- und Sporthallen kommen, dann fühlen sie sich betrogen, ja diskriminiert. Also entwickeln sie Rachegelüste gegenüber dem europäischen Mann. Die enttäuschten und wütenden arabischen Männer rächten sich jetzt in Köln und Hamburg an den deutschen Männern, vertreten durch ihre Frauen. Als Syrer, der einen aufgeklärten Islam vertritt und für Respekt gegenüber Frauen einsteht, sage ich: Das war ein kulturell verankerter Racheakt, der in einem großen Kontext steht.
Bassam Tibi
Die Unterwerfung findet nicht freiwillig statt
Islam heißt Frieden. Das behaupten jedenfalls die Islamverbände gern. Übersetzt heißt Islam allerdings Unterwerfung oder völlige Hingabe (an Gott). Diese Unterwerfung wird allen Gläubigen abverlangt, insbesondere aber Frauen. Die im Zuge dieser Unterwerfung mehr und mehr aus dem öffentlichen Leben verschwinden.
Der Journalist Samuel Schirmbeck, der 10 Jahre lang, bis 2001, für die ARD aus Algerien berichtete und viele Jahre in den Maghreb-Staaten zubrachte, beschreibt diesen Prozess für Marokko folgendermaßen:
Mit der zunehmenden Islamisierung Algeriens und Marokkos kann schon das Tragen eines Rockes zu Übergriffen führen. So geschehen in Inezgane bei Agadir: Im Juni 2015, einen Tag vor Beginn des Ramadans, gingen zwei junge Marokkanerinnen namens Sanaa und Siham im Soukh (Basar) von Inezgane einkaufen. Die beiden Frauen trugen Röcke, die etwas oberhalb der Knie endeten. Als ein Händler die beiden erblickte, bemerkte er zu den Umstehenden, diese Art der Kleidung verletze das Schamgefühl aller Marokkaner, worauf sich sogleich eine Menschenmenge um die beiden Frauen scharte, sie als Schlampen beschimpfte, junge Männer sich an die beiden Mädchen drängten, sie anfassten und vulgäre Gesten machten.
Die von einem anderen Händler zum Schutz der Frauen herbeigerufenen Polizisten fanden die Kleidung Sanaas und Sihams gleichfalls schamlos. Sie nahmen die beiden Frauen fest und überstellten sie am nächsten Morgen dem Staatsanwalt. Im selben Soukh wurden wenige Tage später zwei für homosexuell gehaltene Männer zusammengeschlagen und gleichfalls festgenommen. Kein Ulema protestierte im einen wie im anderen Fall, während im Touristenort Agadir Schilder mit der Aufschrift 'Respect Ramadan. No Bikinis' auftauchten, um Marokkanerinnen und Ausländerinnen daran zu hindern, sich am Strand zu bräunen.
FAZ
Die französische Journalistin Caroline Sinz von France 2 TV zeichnete in einem Beitrag diese Entwicklung auch für Frankreich nach. Ihr Fazit: In bestimmten Vierteln, z. B. in einem Vorort von Lyon, seien "Frauen aus der Öffentlichkeit getilgt" worden. Sinz spricht von "Selbstzensur", die Frauen sich auferlegt haben, und nach der die einen sich unterordnen, die anderen diese Plätze und Viertel meiden.
Die Journalistin wurde Ende November 2011 auf dem Tahirplatz in Kairo von einer Gruppe von ca. 70 Männern umzingelt und sexuell belästigt. Sie habe gedacht, dass sie das nicht überleben werde, sagte sie später.
Auch deutsche Musliminnen spüren diesen Druck, und die zunehmend aggressiver werdende Stimmung. Die "Scharia-Polizei", mit der der als Abu Adam bekannte Salafistenprediger Sven Lau mediale Aufmerksamkeit erregte, wurde bestenfalls ignoriert, größtenteils jedoch verspottet. Die zum Christentum konvertierte Ex-Muslima Sabatina James beschreibt in ihrem Buch "Scharia in Deutschland - wenn die Gesetze des Islam das Recht brechen", wie "er (Lau) und seine Mitstreiter nachts durch Wuppertal zogen und versuchten, Jugendliche am Besuch von Discos und Spielhallen zu hindern. Jungen Frauen rieten sie, sich keuscher zu kleiden, Kopftuch zu tragen und am besten zu Hause zu bleiben".
James berichtet, dass diese Aktion Nachahmer in anderen Städten gefunden hätte, und Frauen in Berlin oder Hamburg von selbst ernannten Sittenwächtern angehalten werden, sich "helal", also erlaubt, dem Islam genehm, ehrbar zu kleiden.
Von der deutschen Mehrheitsgesellschaft wird das Problem größtenteils ignoriert oder verharmlost. Schließlich leben wir seit Jahrzehnten mit Frauen mit Kopftuch, und Niqab oder gar Burka bekommen wir kaum zu Gesicht. Terre des Femmes hat unmissverständlich klargestellt, dass dies nicht zu dulden sei:
Das Kopftuch ist ein Symbol der Vorherrschaft des Mannes über die Frau. Bereits in unserem Positionspapier zum Kopftuch sowie in unserer Pressemitteilung zum Kopftuch-Bericht von Human Rights Watch haben wir diese Haltung klar zum Ausdruck gebracht. Alle Formen des Körperschleiers und des Gesichtsschleiers, sind Ausdruck religiösen Fundamentalismus, der Missachtung und Erniedrigung der Frau und ihrer Degradierung zu einem Objekt. Der Schleier, wie auch das Kopftuch, unterteilt Frauen in so genannte "ehrbare" und "nicht ehrbare" Frauen und ist somit eng mit dem Themenkomplex der Gewalt im Namen der Ehre verbunden.
Terre des Femmes
Der Vorsitzende der kurdischen Gemeinde, Ali Ertan Toprak, warnt:
Kommt es wirklich auf die Zahl der Burka-Trägerinnen an? Wie viele Burka-Trägerinnen gab es in den 1960'ern in Afghanistan? Und heute? Wie viele Tschador-Trägerinnen gab es in den 1970'ern in Iran? Und heute? Die Burka ist ein Kampfanzug der Islamisten. Wir sollten uns mit der Ideologie die dahinter steckt beschäftigen, nicht mit der Zahl! Dann könnte ja Jemand demnächst mit dem Argument kommen, wie viele Nazis gibt es in Deutschland? Sollen wir deswegen, weil die Nazis so gering sind, nicht mehr die Ideologie der Nazis bekämpfen?
Ali Ertan Toprak
Kopftuch und Burka sind keine religiösen Symbole, sondern Markenzeichen des radikalen Islams. Das Kopftuch ist das Markenzeichen - die Burka der Kampfanzug. Das Kopftuch war der Test, was die deutsche Mehrheitsgesellschaft zu akzeptieren bereit ist, jetzt werden zunehmend vollverschleierte Frauen in den sanften Dschihad geschickt. Die Frauen sind quasi die lebenden Schutzschilde. Sie werden vorgeschickt, aus purer Berechnung, dass westliche Gesellschaften nicht wagen werden, die vermeintliche Würde muslimischer Frauen anzutasten. Dieser Plan geht auf. Weitestgehend jedenfalls.
Burka-Feministinnen
Wenn das nicht reicht, treten muslimische "Feministinnen" auf den Plan, deren "Feminismus" darin besteht, scheinbar selbstbewusst ihr Recht auf individuelle Kleidung durchzusetzen. Selbstbewusste Frauen wie Khola Maryam Hübsch oder Nora Illi, Tochter eines deutschen Konvertiten die eine, Schweizer Konvertitin die andere. Beide werden gern durch die Talkshows gereicht, Hübsch schreibt und schrieb als Journalistin zahlreiche Artikel für namhafte Medien.
In der Öffentlichkeit geben sie sich gern aufgeschlossen und vertreten angeblich einen moderaten Islam. Wer aber einen Blick hinter die Kulissen wirft, wird schnell feststellen, dass es mit "moderat" nicht ganz weit her ist. Nora Illi berät u.a. Eltern, deren Kinder, insbesondere Töchter, vorhaben, in den Dschihad zu ziehen. Auf die Frage, "Was raten Sie Eltern, deren Töchter nach Syrien wollen?", antwortete Illi gegenüber der Schweizer Zeitung Blick:
Sie sollten für ihre Kinder Verständnis zeigen. Sie können zum Beispiel einen Deal machen und sagen: Wenn du unbedingt einen Mann heiraten willst, der in Syrien kämpft, dann können wir ihn uns in der Türkei anschauen. Aber ich will, dass du erst die Schule fertig machst.
Nora Illi
So schreibt Thomas Baader, Sprecher von "peri - Verein für Menschenrechte und Integration", zu Khola Maryam Hübsch:
Sexismus ist sicherlich ein gemeinmenschliches Problem, aber auch eines, das durch religiöse oder kulturelle Faktoren entweder verstärkt oder abgeschwächt werden kann. Dass der Islam Letzteres vermag, dagegen spricht die Alltagsrealität der islamischen Länder. Vielleicht sollte man in diesem Zusammenhang auf Ausführungen verweisen, die man auf der Website der Ahmadiyya-Gemeinde, der Frau Hübsch angehört, finden kann. Eine davon hört sich so an:
"Eine Muslima, die Kopftuch oder Schleier trägt, wendet sich somit bewusst von allem ab, was ihre spirituelle Entwicklung beeinträchtigen könnte. Sie will erkannt werden als eine Frau, die zu innerem Frieden gelangt, indem sie den Geboten Gottes folgt. Darüber hinaus möchte sie nicht belästigt werden… "
Hier aber wird als einer der Gründe des Kopftuchtragens der Wunsch genannt, nicht belästigt zu werden. Was soll man daraus schließen? Dass die Frau, die kein Kopftuch trägt, dann auch kein eindeutiges Zeichen gegen Belästigung gibt? Dass sie belästigt werden darf? Diese Schlussfolgerung ist sicherlich nicht zwingend. Andererseits: Dass so mancher muslimische Mann einen solchen Schluss zieht, dürfte angesichts der Formulierung dann auch nicht weiter überraschen. Immerhin wird hier klargestellt, wie eine anständige Frau, die nicht belästigt werden möchte, sich anzieht. Und die anderen?
Thomas Baader
Baader offenbart auch noch einen Blick hinter die Kulissen der Ahmadiyya-Gemeinde, der Khola Maryam Hübsch angehört:
Die Ahmadiyya-Gemeinde ist mitnichten jene progressive religiöse Kraft, als die Hübsch sie darstellen möchte. Der Menschenrechts- und Integrationsverein "peri", dem ich angehöre, engagiert sich seit seiner Gründung für die Rechte vor allem muslimischer Frauen und Mädchen. Als vor diesem Hintergrund die Rechtsanwältin Brigitta Biehl im vergangenen Jahr für den Verein als Prozessbeobachterin im Fall Ehepaar Khan fungierte - die Khans gehören der Ahmadiyya-Gemeinde an und hatten ihre Tochter getötet - , kamen einige Äußerungen ans Licht, die man sich sehr genau ansehen sollte. Der als Zeuge geladene Vorsitzende der Gemeinde, Uwe Abdulla Wagishauser, machte deutlich, welche Pflicht gläubige Eltern hätten, wenn die Tochter eine voreheliche Beziehung eingeht: "Sie müssen ihre Tochter dann verstoßen, als Tochter musst Du wählen zwischen der Beziehung oder der Familie." Es verwundert dann auch nicht, dass es in der siebten Bedingung des Treuegelöbnisses der Ahmadiyya-Gemeinde heißt, der Glaube müsse als kostbarer erachtet werden als die eigenen Kinder. Und so bestätigte auch Frau Khan vor Gericht: "Kinder sind, bis sie 18 sind, Eigentum der Ahmadiyya-Gemeinde".
Thomas Baader
Wenn die Moralkeule nicht reicht, dann wählen Burka-Feministinnen den Rechtsweg, z. B. um das Kopftuch auf dem Arbeitsplatz durchzusetzen - finanziert von den reaktionären Islamverbänden oder reichen Geschäftsmännern, die der Jahreszeit angemessen edel westlich leger gekleidet frech in die TV-Kameras grinsen, während sie ihre Kreditkarte zücken, um den Preis für ihren Kulturkampf zu begleichen.
Diese "Feministinnen" treten aber ansonsten nirgendwo in Erscheinung, wo es um Frauenrechte geht. Um das Recht auf ein selbstbestimmtes Leben von Frauen. Für freien Zugang zu Bildung, freie Berufswahl, gleiche Bezahlung, sexuelle Selbstbestimmung und das Recht auf Schwangerschaftsabbruch, z.B. und - wie ich von (ex)muslimischen Frauen weiß - auch nicht in Debattier-Gruppen zur feministischen Exegese des Koran.
Ihr "Feminismus" besteht einzig und allein darin, das Bild der "guten", der devoten, züchtig bekleideten Frau als gesellschaftliches Ideal zu implantieren. Sie sind aktiver Teil eines erbitterten Kulturkampfes, um Werte und Normen, vor allem aber um die Kontrolle über weibliches Leben.
Wer jedoch die Verschleierung von Frauen akzeptiert, akzeptiert damit Ehrenmord, Zwangsheirat und Polygamie. Dabei beharren sie auf ihrem Recht, sich zu verhüllen. Und bemühen dabei ohn Unterlass die Vokabel "freiwillig". Aber jede Frau, die sich freiwillig verhüllt, kann es freiwillig auch nicht tun. Aus Solidarität mit all denen, die dazu gezwungen werden.
Schleier und Kopftuch sind das seidene Band des Dschihad, das den Nahen Osten mit dem Rest der Welt verbindet, und immer länger wird. Es liegt an uns, wie lang dieses Band noch werden wird.
Literatur:
Sabatina James, Scharia in Deutschland - wenn die Gesetze des Islam das Recht brechen, Knaur Verlag, 142 S.
Ahmad Mansour, Generation Allah - Warum wir im Kampf gegen religiösen Extremismus umdenken müssen, Fischer Verlag, 271 S.
Hamed Abdel-Samad, Der islamische Faschismus - Eine Analyse, Droemer Verlag, 222 S.