Der Treibstoffverbrauch ist (nicht?) von Bedeutung
Seite 2: Der Fahrtwiderstand
Vereinfacht ausgedrückt benötigt ein Auto in der Stadt ausschließlich Energie, um das Gewicht bzw. die Masse des Fahrzeugs zu bewegen. An das Gewicht gekoppelt sind der Rollwiderstand und die zur Beschleunigung des Fahrzeugs erforderliche Energie.
Der Luftwiderstand spielt für ein Auto in der Stadt eine absolut untergeordnete Rolle für den Verbrauch. Auf der Landstraße und insbesondere auf der Autobahn kehrt sich das Verhältnis um. Das Gewicht bzw. der Roll- und Beschleunigungswiderstand spielen eine nachgeordnete Rolle. Der Luftwiderstand bestimmt maßgeblich den Energieverbrauch. Dies liegt daran, dass der Rollwiderstand bei allen Geschwindigkeiten gleich bleibt, der Luftwiderstand jedoch quadratisch mit der Geschwindigkeit steigt. Bei niedriger Geschwindigkeit beispielsweise unterhalb 60 km/h ist der Luftwiderstand nahezu verschwindend gering (gemessen an Gesamtwiderstand). Bei ca. 80 km/h überholt der Luftwiderstand den Rollwiderstand und oberhalb 120 km/h wird der Rollwiderstand gegenüber dem Luftwiederstand eher marginalisiert.
Für das typische Nutzerverhalten von Autofahrern wird im Allgemeinen angenommen, dass Gewicht und Luftwiderstand in etwa einen gleich großen Anteil am Gesamtverbrauch haben. Der NEFZ-Zyklus berücksichtigt kaum Fahrten mit hoher Geschwindigkeit und berücksichtigt den Luftwiderstand mit etwa 25% am Gesamtverbrauch, was von Experten als nicht repräsentativ für die Realität erachtet wird.
Es sei noch der Steigungs-"Widerstand" erwähnt, der natürlich auch wieder 1:1 an das Gewicht gekoppelt ist.
Es bedarf keiner großen Phantasie, dass Leichtbau und Aerodynamik ein enormes Potential zur Energieeinsparung haben.
In besonderer Form haben dieses Potential die beiden alltagstauglichen und aus automobilistischer Sicht halbwegs vollwertigen Fahrzeugkonzepte Volkswagen L1 und der Loremo demonstriert. Ihre angegebenen Verbräuche von 1,4 Litern bzw. 2 Litern Diesel je 100 km wurden im Wesentlichen nicht durch sparsamere Motoren erzielt, sondern ausschließlich durch den niedrigen Fahrtwiderstand (sprich: Gewicht und Luftwiderstand).
Es gibt ganz offenkundig ein enormes Potential, Autos leichter, kleiner, flacher, schmaler und aerodynamischer zu gestalten. Die bekannteste Erklärung, warum dies nicht geschieht, verweist auf bequemes Verbraucherverhalten, welches anderes nicht akzeptieren würde. Ich habe bereits angedeutet, dass aus meiner Sicht die Medien und die über diese verbreiteten Idealbilder für unser Leben die größere Rolle spielen. Aus meiner Sicht wären Bürger bzw. Autofahrer rasch bereit, sich nachhaltiger in der Kaufentscheidung und im Fahrverhalten anzupassen, wenn dies über die Medien nahe gelegt werden würde.
Dem gesamten Thema zur Verhinderung sparsamer Autos habe ich eine eigene Website gewidmet. Hier sind auch die genannten Fahrzeugkonzepte eingehender beschrieben.
Bis jetzt sprachen wir vom mechanischen Energieverbrauch ab der angetriebenen Achse und haben noch nicht den Motoren- und Getriebewirkungsgrad berücksichtigt.