Der Treibstoffverbrauch ist (nicht?) von Bedeutung

Der VW L1 mit einem Verbrauch von 1,4 Litern. Bild: RudolfSimon / CC-BY-SA-3.0

So genannte Umweltgesetzgebungen machen Autos eher umweltschädlicher. Wie können Autos umweltfreundlich gemacht werden? Ein Kommentar

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Nominell sind die Autos im Durchschnitt seit beispielsweise den 1970er Jahren sparsamer geworden. Wird jedoch die zunehmende Diskrepanz zwischen Verbrauchsangaben berücksichtigt, sind sie im Gegenteil tatsächlich heute durstiger.

Der alltägliche Mehrverbrauch der PKW gegenüber den im NEFZ-Zyklus ermittelten Herstellerangaben lag im Jahr 2006 bei 10%. Im Jahr 2013 lag er bereits bei 25%. Gegenwärtig bzw. im Jahr 2016 lag der reelle Mehrverbrauch gegenüber den Herstellerangaben bei satten 42%. Im Durchschnitt, versteht sich.

Hinzu kommt, dass in der Zwischenzeit die Anzahl der Autos pro Einwohner ebenso erheblich zugenommen hat, wie auch die mit jedem Auto jährlich zurückgelegte Strecke. Der Gesamtverbrauch an Energie für unsere individuelle Mobilität hat also über die Jahrzehnte stetig in enormem Maße zugelegt.

Woran liegt das und wie könnten wir bewirken, dass der Verbrauch zurückgeht?

Technisch gesehen sind Autos im Schnitt heute merklich schwerer als zu fast allen früheren Zeiten. Sie verfügen über erheblich mehr Motorleistung, dementsprechend ist ihre Höchstgeschwindigkeit höher. Das heutige Straßennetz erlaubt das Fahren hoher Geschwindigkeiten und ein hohes Verkehrsaufkommen. Das seit Jahrzehnten kontinuierliche Wirtschaftswachstum ermöglichte Bürgern den Kauf dieser aufwändigen technischen Produkte und moderne Straßen sowie Autos erlauben den Nutzern das Fahren großer Distanzen mit hohen Geschwindigkeiten bei im Vergleich zu früher niedriger körperlicher Belastung und gefühlter Gefährdung.

In früheren Beiträgen haben Peter Mühlbauer und ich bereits auf die missbräuchliche Verwendung des so genannten "Dieselskandals" mit faktisch verbrauchssteigernder Wirkung hingewiesen. Peter Mühlbauer über die Sinnhaftigkeit der Stickoxyd-Grenzwerte. Mein Artikel zu Zusammenhang zwischen Treibstoff-Verbrauch und "Diesel-Skandal".

Wesentlich detaillierter berichtet meine Homepage über politische Aktivitäten zur Verhinderung sparsamer Autos und über mögliche Sparkonzepte.

Ferner möchte ich noch auf eine von mir soeben gestartete Petition gegen Stickoxyd-begründete Fahrverbote hinweisen.

Diese gesamte Entwicklung vollzog sich im Rahmen einer allgemein verkündeten Wirtschaftsphilosophie des so genannten Wirtschaftswachstums, welches angeblich zwingend erforderlich sei, um Arbeitslosigkeit und Armut für einzelne Bürger zu vermeiden. Wir müssen also immer größere Autos und andere Produkte in immer größeren Mengen kaufen, um nicht Not zu leiden? Das klingt absurd und das ist es auch. Aber es ist leider wahr. Wahr ist das allerdings nur im Kontext eines Geldsystems, welches diese unsinnige Verknüpfung mit sich bringt.

Würden die Euros so, wie wir es in der Schule gelernt haben, wie es das Grundgesetz und wie es beispielsweise wohl auch die amerikanische Verfassung vorsieht, ausschließlich von einer Notenpresse in Hand eines oder mehrerer Staaten "gedruckt", gerne auch "aus dem Nichts", dann bestünde dieser verhängnisvolle und unsinnige Zwang zum Wirtschaftswachstum nicht. Wir hätten es leicht, uns zu ernähren, weniger zu arbeiten und entspannt alle Annehmlichkeiten des Lebens zu genießen (außer natürlich den übergroßen Konsum an Dingen, die wir nicht zwingend zum Leben benötigen). Mehr Informationen hierzu gibt es im Handelsblatt oder auf Telepolis.

Politik, Medien und Industrie werden zu einem Wirksystem gefügt, welches uns die scheinbar süße Pille schlucken lässt, dass wir selbst glauben, wir hätten das Bedürfnis nach immer größeren, schnelleren und durstigeren Autos. Die Menschen sind mehr Schafe, als dass sie Egoisten wären. Die primäre Motivation zum Kauf eines großen SUVs ist für einen wohlhabenden Menschen weniger das in Wirklichkeit gar nicht so einzigartige Fahrerlebnis, welches mit einer kleinen Mittelklasselimousine eher besser wäre. Sie besteht auch nicht in der Notwendigkeit, in relevanter Häufigkeit Geländestrecken zu bewältigen.

Die Motivation zum Kauf solcher Autos besteht im dadurch erzielten "Frieden" mit einer Peer-Group, welche dieses Verhalten gut heißt, anerkennt oder gar bewundert.

Auch die Peer-Group SUV-fahrender Bürger unterliegt in dieser Bewertung weitgehend einer Fremdsteuerung, welche sich aus vorbildlichem Verhalten von Filmschauspielern und Werbedarstellern sowie aus Meinungsvorgaben der Automobilpresse zusammenstellt.

Würden Medien das Idealbild des fahrradfahrenden Gigolos vermitteln, welchem aufgrund seiner körperlichen Ausdauer am Baggersee von süßen Miezen aufgelauert wird, oder würden Minivans und SUVs oder allgemein Autos mit über einer Tonne Gewicht von Umweltverbänden mit Schmähungen überzogen, wie vor einigen Jahrzehnten Pelzmäntel, dann wäre es mit dem PS- und Übergewichts-Wahn der Automobilbesitzer rasch vorbei und ein nachhaltiges Verhalten wäre gesellschaftsfähiger.

Aber wenden wir uns im Folgenden den technischen Aspekten nachhaltiger Automobilität zu. An welchen Stellhebeln wird in technischer Hinsicht der Verbrauch hoch gehalten bzw. wie könnte der Verbrauch von Autos verringert werden? Die wichtigsten zwei Stellhebel sind das Gewicht und der Luftwiderstand.