Der irakische Luftraum ist voller Drohnen
Das Pentagon hat im Irak Hunderte von unbemannten Flugzeugen eingesetzt, nun zeigen sich manche der daraus resultierenden Risiken und Probleme
Der Irak ist zu einem Testfeld für neue militärische Technologien geworden. Das gilt insbesondere für Robotfahrzeuge und Drohnen. Zwar werden Drohnen schon seit geraumer Zeit vom Militär zur Überwachung verwendet. Doch seit 2002 sind erstmals bewaffnete unbemannte Flugzeuge im Einsatz und im Irak treten mit der Vielzahl und den unterschiedlichen Typen von Drohnen neue Probleme auf.
Wie die New York Times berichtet, sind gegenwärtig mehr als 700 bewaffnete und unbewaffnete Drohnen von den kleinen Ravens über die Predators bis hin zu den Global Hawks im Irak im Einsatz, um Aufständische aufzuspüren und zu verfolgen, Bomben an den Straßen zu entdecken, Truppenbewegungen zu schützen und gelegentlich auch wirkliche oder vermeintliche Gegner aus der Ferne zu beschießen, beispielsweise mit Hellfire-Raketen von den Predator-Drohnen. Allein die US-Luftwaffe hat angekündigt, die jetzt im Irak befindlichen drei Predator-Staffeln durch 15 weitere zu ergänzen.
Mit Drohnen lassen sich gefährliche Gebiete Tag und Nacht über lange Zeit hinweg kontinuierlich erkunden und die eigenen Truppen schützen, die wertvolle und pünktliche Informationen durch sie gewinnen. Noch sind die US-Truppen, die über derartige Hightech-Systeme verfügen, im Vorteil, das aber könnte sich auch bald umdrehen, wenn Drohnen oder andere Roboterfahrzeuge billig auf dem Waffenmarkt angeboten werden und leicht zu bedienen sind. Das Pentagon setzt massiv auf die weitere Entwicklung von Drohnen und will in den nächsten Jahren Milliarden investieren. Dabei werden wohl im Zuge des Wettrüstens in diesem Bereich auch Anti-Drohnen-Drohnen und andere Waffen gegen Drohnen immer wichtiger werden.
Wie der Einsatz im Irak aber zeugt, geht nicht nur das Personal aus, das die Drohnen fernsteuern kann, sondern es gibt auch bislang noch keine allgemeinen Strategien für deren Einsatz. Drohnen, die von verschiedenen Einheiten eingesetzt werden, können sich nicht nur gegenseitig gefährden, sondern auch den Luftraum so bevölkern, dass das Risiko von Zusammenstößen mit anderen Flugzeugen erheblich zunimmt. So ist beispielsweise letzten November eine Raven-Drohne mit einem Hubschrauber zusammen gestoßen. Da die Drohne aber so klein war, ist kein größerer Schaden entstanden. Allerdings berichten Soldaten von mehreren Beinahe-Unfällen.
Zudem können Drohnen auch gefährlich werden, wenn sie abstürzen . Letzte Woche sind in der Nähe von Bagdad wieder zwei Predator-Drohnen im Wert von jeweils 5 Millionen US-Dollar abgestürzt. Angeblich sind damit im "Krieg gegen den Terror" in Afghanistan und im Irak 25 durch Feindbeschuss, Fehler der Piloten oder Mängel abgestürzt.
Unklar scheint zu sein, ob die Armee, die Luftwaffe oder die Marine führend für die Strategie und den Einsatz von unbemannten Flugzeugen haben soll, um eine bessere Koordination zu gewährleisten. Auch die CIA oder die Spezialeinheiten setzen Drohnen ein. Das Government Accountability Office (GAO) hatte im März in einem Bericht kritisiert, dass das Pentagon bislang weder ausreichend langfristige Entwicklungspläne noch umfassende strategische Ziele vorgelegt hat, obwohl einige Probleme durch den vermehrten Einsatz bekannt geworden seien.
So seien manche Drohnen nicht mit anderen Drohnen, mit bemannten Flugzeugen oder mit Truppeneinheiten kompatibel. Erforderlich sei ein gemeinsames Betriebssystem, bislang haben Luftwaffe, Marine und Armee jeweils unabhängige Entwicklungen verfolgt. Drohnen benötigen zudem eine steigende Bandbreite, was auf Kosten anderer Informations- und Kommunikationsanwendungen geht. Unter schlechten Wetterbedingungen wie Sandstürme oder eisigem Wetter können sie nicht eingesetzt werden. Probleme der Art wie im Irak wird es auch geben, wenn mehr Drohnen in den USA vom Heimatschutzministerium eingesetzt werden sollten, beispielsweise zur Überwachung der Grenzen. Und wenn schließlich bewaffnete Drohnenverbände oder gar Schwärme von autonomen Flugrobotern in den Einsatz geschickt werden, dürften die bislang bekannten Probleme noch von der kleineren Art sein.