Deutsche Banken finanzieren Infrastruktur für LNG-Export in den USA
Energie und Klima – kompakt: Seit Jahren pumpen Kreditinstitute hierzulande Geld in die US-Flüssiggasinfrastruktur. Es geht um große Summen und ein schmutziges Geschäft. Was die Investitionen über die Klimaziele verraten.
Laut Recherchen von urgewald, Deutscher Umwelthilfe (DUH) und Andy Gheorghiu Consulting haben deutsche Banken und Technologieunternehmen in den vergangenen zehn Jahren mit Krediten in Höhe von vier Milliarden Euro den Bau von LNG-Exportterminals in den USA finanziert. Über die Hälfte der Kreditsumme wurde dabei innerhalb des letzten Jahres vergeben.
Die Exportterminals …
verschärfen nicht nur direkt den anhaltenden Klimanotstand, sondern zerstören auch die Lebensgrundlagen der Menschen vor Ort. Auch Feuchtgebiete, die in natürlicher Art und Weise vor wiederkehrenden Wirbelstürmen schützen und Heimat vieler Arten sind, werden durch die Projekte zunehmend vernichtet. Die meisten Projekte sind in Louisiana oder Texas angesiedelt, wo die Gas-, Öl- und zugehörige Petrochemie und Plastikindustrie schon einen enormen Impact hat. Des Weiteren handelt es sich bei den betroffenen Anwohnenden oft um People of Color, Indigene oder Latine Bevölkerungsgruppen,
… sagt Andy Gheorghiu, Campaigner und Hauptautor des Berichts.
Die größten Geldgeber waren dabei die Deutsche Bank mit 1,7 Milliarden an Krediten und Anleihen in Höhe von 480 Millionen Euro sowie die Landesbank Baden-Württemberg mit Krediten in Höhe von 1,3 Milliarden Euro. "Mit den Geldern wurden nicht nur Arbeiten an sieben LNG-Exportstandorten in den USA ermöglicht. Auch die amerikanische Fracking-Industrie wurde damit massiv unterstützt, weil die Terminals den gesteigerten Verkauf von Fracking-Gas ermöglichen – mit den entsprechenden Konsequenzen für Klima und Umwelt sowie die Gesundheit der örtlichen Bevölkerung", heißt es in dem Bericht.
Über die Umweltschäden der Gasförderung mit Fracking in den USA und die Verletzung indigener Rechte hat Telepolis kürzlich ausführlich berichtet.
Die Autor:innen des Berichts haben sich auch bereits abgeschlossene Lieferverträge, ausgehend von den US-amerikanischen Exportterminals, angeschaut. Verträge wurden mit EnBW, RWE, Conoco Philips und Ineos abgeschlossen, zum größten Teil mit einer Laufzeit von zwanzig Jahren und einer Verlängerungsoption.
Als damit verbundene Importterminals werden die Standorte Brunsbüttel, Stade, Wilhelmshaven, Lubmin und Rügen genannt. Wenn allerdings LNG-Lieferverträge mit einer Laufzeit von zwanzig Jahren bestehen, und zwar erst ab 2026 oder 2027, dann würde im Jahr 2045 immer noch fossiles Frackinggas eingeführt werden, also zu einem Zeitpunkt, zu dem sich Deutschland bereits zur Klimaneutralität verpflichtet hat. Hier sind also deutsche Banken an einem massiven fossilen Lock-in beteiligt.
Da die Deutsche Bank mit diesen und anderen Projekten weiterhin den Ausbau fossiler Energien fördert, hat der Dachverband der kritischen Aktionärinnen und Aktionäre einen Gegenantrag für die Hauptversammlung der Deutschen Bank am Mittwoch formuliert.
2022 finanzierte die Deutsche Bank nach Angaben des Dachverbands die fossile Industrie mit 7,5 Milliarden US-Dollar. Europaweit sei sie der sechstgrößte Finanzier der fossilen Industrie, weltweit steht sie auf Platz 31. Ihre Finanzierungen des Flüssiggasgeschäfts hat die Deutsche Bank von 2021 auf 2022 verdreifacht.
Die Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre halten außerdem die Anpassung der Kohlerichtlinie der Deutschen Bank für unzureichend. Die Bank hatte ihre neuen Richtlinien am 2. März bekannt gegeben.
Unter die Kohlerichtlinie fallen nun Unternehmen, "die mehr als 30 Prozent ihres Umsatzes mit Kraftwerkskohle erwirtschaften" (und nicht wie zuvor mehr als 50 Prozent). Damit diese Unternehmen dennoch Kredite erhalten können, müssen sie "nachvollziehbare Transformationspläne vorlegen". Und weiter heißt es:
Von Unternehmen aus OECD-Ländern wird erwartet, dass sie bis 2030 vollständig aus dem Geschäft mit Kraftwerkskohle aussteigen; für Unternehmen aus Nicht-OECD-Ländern muss der Ausstieg bis 2040 erfolgen.
Weiterhin wird beklagt, dass die Deutsche Bank fossile Unternehmen finanziert, die mit ihren Projekten die Lebensgrundlagen lokaler Bevölkerungen zerstören und gegen die Rechte Indigener verstoßen. Genannt wird hier die Beteiligung von TotalEnergies am Ausbau der Vaca-Muerte-Gasfelder in Argentinien und die Finanzierung von Glencore, Betreiber der Kohleminen El Cerrejón, La Jagua und Calenturitas in Kolumbien auf den Gebieten der indigenen Yukpa und Wayuu.
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