Deutschland: Zahl der registrierten Schutzsuchenden stieg 2017 um 83.000
Das Statistische Bundesamt berichtet von insgesamt 1,7 Millionen Ausländern mit anerkanntem, offenem oder abgelehntem Schutzstatus. Bei 78 Prozent der Personen mit Ablehnungsbescheid wurde die Abschiebung ausgesetzt
Ende 2017 verzeichnete das Ausländerzentralregister 1,7 Millionen Schutzsuchende. Das waren 83.000 mehr als im Vorjahr und bedeutet eine Steigerung von 5 Prozent, wie das Bundesamt für Statistik am Freitag mitteilte. Auf den Monat gerechnet wären das durchschnittlich 7.000 Schutzsuchende, die hinzugekommen sind.
Deutlich spiegelt sich der Statistik der Zuzug vieler Flüchtlinge über die Balkanroute in den Jahren 2015 und 2016 wieder: Rund die Hälfte der 1,7 Millionen registrierten Schutzsuchenden wurde in diesen beiden Jahren erstmals registriert (53 %).
Schutzsuchende, Asyl und humanitäre Gründe
Als Schutzsuchende definiert das Bundesamt für Statistik Ausländerinnen und Ausländer, die sich "unter Berufung auf humanitäre Gründe in Deutschland aufhalten". Erfasst werden somit bei der Zahl der 1,7 Millionen sowohl Personen, denen Asyl bewilligt wurde, wie auch Personen, bei denen noch über den Antrag entschieden wird und auch die Personen mit abgelehnten Asylantrag werden dazugezählt.
Die humanitären Grunde gehen über das hinaus, was als politisches Asyl gilt. Dieses erfasst zum Beispiel nicht Flucht und Asylsuche, die mit Krieg im Herkunftsland begründet wird. Für die weiter gefassten "humanitären Grundlagen" ist die Flüchtlingseigenschaft nach der Genfer Konvention entscheidend. Nachzulesen sind die einzelnen Schutzgründe etwa beim Bamf.
Ausführlicher werden die humanitären Gründe bei Pro Asyl dargelegt, wo auch der subsidiäre Schutz, der seinerseits Lücken der Genfer Konvention füllen soll (etwa mit der Berücksichtigung der Todestrafe), erklärt wird. Der wesentliche Inhalt des humanitären Schutzes wird bei Pro Asyl zusammengefasst als "Zusicherung, jemanden nicht in den Staat abzuschieben, in dem ihm Gefahr droht".
Verfolgung ist ein kennzeichnendes Element. Wirtschaftliche Not - Stichwort "Armutsflüchtlinge" - wird zumindest nicht direkt berücksichtigt. Auch der Mitteilung des statistischen Bundesamts ist nicht zu entnehmen, aus welchen Gründen der zumeist zeitlich befristete Schutzstatus bewilligt wurde (bei 77 Prozent der anerkannt Schutzsuchenden war der Schutzstatus zeitlich befristet, wie das Statistikamt berichtet).
Auch 2017 war die Flüchtlingseigenschaft nach der Genfer Konvention weiterhin der häufigste Schutztitel unter den anerkannt Schutzsuchenden (44 %). Allerdings stieg der Anteil subsidiär Schutzberechtigter von 10 % Ende 2016 auf 17 % Ende 2017.
Statistisches Bundesamt
Weniger Schutzsuchende mit offenem Schutzstatus
Auffallend am Zahlenwerk der Statistikbehörde ist einmal, dass 2017 viele Asylanträge bearbeitet wurden. Die Zahl der Schutzsuchende mit offenem Schutzstatus, wie dies amtlich heißt, ist im Jahr 2017 um 226.000 gesunken. Ende des letzten Jahres warteten demnach noch 349.000 auf die Entscheidung. Ihr Anteil an allen Schutzsuchenden ging von 36 % auf 21 % zurück. Jeder fünfte wartete auf seinen Asylbescheid.
Die meisten offenen Asylanträge stammten von Personen aus Afghanistan (84.000), die größte Abnahme bei Personen mit offenen Schutzstatus wurden bei den Syrern verzeichnet (minus 71 Prozent). Bei 28.000 Syrern ist die Situation noch ungeklärt. Der größte Zuwachs bei den Schutzsuchenden mit offenem Schutzstatus wird bei türkischen Staatsbürgern verzeichnet. Die Zahl wuchs von 7.500 Ende 2016 auf 10.400 Ende 2017.
Mehr Schutzsuchende mit anerkanntem Schutzstatus
Infolge der Arbeit der Bamf-Mitarbeiter, die 2017, wie geschildert, eine Menge Asylanträge erledigt haben, ist die Zahl der Schutzsuchenden mit anerkanntem Schutzstatus gegenüber dem Vorjahr um 287.000 gestiegen (plus 33 Prozent). Ihre Gesamtzahl beträgt 1,2 Millionen. Das sind mehr als zwei Drittel (69%) der anfangs genannten 1,7 Millionen, die, wie beschrieben, alle Schutzsuchenden umfasst, die anerkannten wie die mit offenen Status und die abgelehnten.
Die Aufschlüsselung bestätigt, worüber oft berichtet wird: Den Großteil machen Flüchtlinge aus Syrien, Irak und Afghanistan aus. Aus den drei Herkunftsländern stammen 61 Prozent der der Schutzsuchenden mit anerkanntem Schutzstatus, wobei Personen aus Syrien mit 476 000 den allergrößten Anteil ausmachen. Aus dem Irak stammen 127 000 Schutzsuchende mit anerkanntem Schutzstatus, aus Afghanistan 105 000.
178.000 Schutzsuchende mit einem "abgelehnten Schutzstatus"
Bemerkenswert bei der letzten Kategorie, den Personen mit abgelehntem Asylbescheid, ist, dass einerseits ihre Zahl gestiegen ist und anderseits der Anteil derjenigen sehr hoch ist, die geduldet werden und nicht abgeschoben.
"Bei der großen Mehrheit der abgelehnt Schutzsuchenden war die Abschiebung durch eine Duldung vorübergehend ausgesetzt (78 %)", heißt es in der Destatis-Mitteilung.
Insgesamt werden 178.000 Schutzsuchende mit einem "abgelehnten Schutzstatus" verzeichnet. Im Vergleich zum Vorjahr sind das 23.000 mehr. Das macht zwar 15 Prozent mehr aus, fällt aber im größeren Rahmen niedrig aus. Der Anteil der Abgelehnten an allen Schutzsuchenden ist im Vergleich zum Vorjahr um einen Prozentpunkt - von 10 % auf 11 % - gestiegen.
Die meisten Personen mit abgelehntem Schutzstatus stammen aus Afghanistan (16.000), dem folgt Serbien (14 000) und Albanien (12 000). Herausgestellt wird von den Statsitikern, dass sich die Zahl der abgelehnten Schutzsuchenden aus Westafrika gegenüber 2016 beinahe verdoppelt habe (plus 98 %). Eine absolute Zahl nennt die Pressemitteilung nicht.