Die Mueller-Dämmerung
Die BreakingFakeNews-Fraktion der Russiagater ist erschüttert. Rettet Lügenbold Donald jetzt die Reste der Demokratie? - Ein Kommentar
Die Mueller-Dämmerung ist nunmehr perfekt: 19 Juristen, 40 FBI-Agenten, 2.800 Vorladungen, 500 Zeugenverhöre, 500 Durchsuchungen, 50 Telefonwanzen, 13 Anfragen an ausländische Geheimdienste, mindestens 25 Millionen Dollar Kosten - Ergebnis: Zero, Null, Nada, Nothing, Niente. "Mueller findet keine Russland-Trump-Verschwörung" musste das ehemalige paper of the record "New York Times" am Montag titeln - nachdem es mehr als zwei Jahre den Russiagate-Sturm im Medienwald angeführt hatte, der diese Verschwörungstheorie mit täglich neuen Fake News fütterte.
In unserem Buch "Wir sind immer die Guten" zitieren wir den Chefkolumnisten der NYT, Thomas Friedman, der im MSNBC-Fernsehen sagte: "Russland hat unsere Wahlen gehackt, das war ein Anschlag wie der 11. September ('a 9/11-scale event') auf den Kern unserer Demokratie, ein Ereignis wie Pearl Harbor." Dramatischer und kriegstreiberischer kann man eine Verschwörungstheorie kaum auftischen - und wenn ein zweiter Senior-Kolumnist der einst angesehensten Zeitung des Landes, Prof. Paul Krugman, sekundiert: "There's really no question about Trump/Putin collusion" hat jeder brave Leser guten Grund, dies für wahr zu halten - wie die Massenvernichtungswaffen des Irak, wie die Golf von Tonkin-Attacke, wie den "Überraschungsangriff" am 11. September.
Noch klammern sich die verzweifelten Russiagater an den Strohhalm, dass die smoking gun in der Gesamtfassung des nur in Auszügen veröffentlichten Mueller-Reports verborgen sein könnte und von dem korrupten (oder von Putin gesteuerten !) Justizminister geheim gehalten wird. Doch auch diese Offenlegung wird nichts enthüllen, was den Kern und das Ziel der Ermittlung - die Trump/Putin-Absprachen - betrifft und allenfalls noch ein wenig "Beifang" wie die 39 Mueller-Anklagen wegen Steuerhinterziehungen, Geldwäsche, Falschaussagen usw. bescheren. Also das Übliche im Washingtoner Sumpf, aber nichts über die Trump/Putin-Connection, die mehr als zwei Jahre auf allen Kanälen beschworen wurde.
Auch Muellers Anklagen gegen Putins Koch und die Wilde Dreizehn - jene ominösen "russischen Trolle" und "Hacker", die mit Anzeigen in den sozialen Netzwerken brave Wähler verwirrten (und dafür sage und schreibe 4.000 $ bei Google und 70.000 $ bei Facebook investierten, während Clinton und Trump 2,3 Milliarden verballerten) gibt als Anschlag auf den "Kern der Demokratie" nicht mehr viel her.
Aber immerhin können sich all die verzweifelten Schurnalisten, die zwei Jahre Breaking Fake News verkündet und gesendet haben, wegen solcher Peanuts jetzt darauf berufen, dass sich ja tatsächlich irgendwelche "Russen" in den US-Wahlkampf eingemischt haben. Ein schlechter Witz, eine faule Ausrede, aber man muss das verstehen, im Zustand der kognitiven Dissonanz werden selbst Strohhalme zum Fels in einer Brandung, die mit unpassenden Fakten fundamentale Überzeugungen bedroht - und jede halbwegs demokratische Partei und jedes halbwegs journalistische Medium in den Grundfesten erschüttern müsste. Wer mehr als zwei Jahre lang haltlose Anschuldigungen, vage Verdächtigungen und unbewiesene Verschwörungsgerüchte als "Nachrichten" und politische Wahrheit verkauft, ist als Politiker und als Journalist definitiv disqualifiziert - untragbar als Volksvertreter an den Schalthebeln der Macht ebenso wie als Kontrolleur derselben und "vierte Säule der Demokratie".
Und während diese unerträglichen Pseudo-Journalisten ihre Verschwörungs-Fakenews am laufenden Band produzierten, konnte man hier schon vor zwei Jahren - und kurz darauf in "König Donald, die unsichtbaren Meister und der Kampf um den Thron" oder auf Telepolis: Real Game of Thrones - nachlesen, was da in den Tiefen des exzeptionalistischen Königreichs eigentlich ablief - und um welche Posse es sich bei "Russiagate" handelte:
"Dass Donald gegen alle Vorhersagen der Kaffeesatzleser, gegen die Gilde der Herolde und Lautsprecher und gegen Hillarys doppelt so schwere Kriegskasse den Sieg errang, hatte das unterlegend Lager so tief getroffen, dass es sich ein demokratischen Spielregeln entsprechendes Eingeständnis dieser Niederlage nicht abringen konnten. Weil Hillary mit Betrug den alten Bernie aus dem Rennen geboxt hatte, der die Massen anzog und auch Donald besiegt hätte, trug sie die eigentliche Hauptschuld.
Und wie das so ist, wenn man ein Versagen vor sich selbst nicht eingestehen kann - "Das habe ich getan" sagt mein Gedächtnis. Das kann ich nicht getan haben — sagt mein Stolz und bleibt unerbittlich. Endlich — gibt das Gedächtnis nach", hatte einst der Psychologe Nietzsche dieses Procedere beschrieben - sucht man die Schuld bei anderen. So kam König Wladimir als Watschenmann und "Ultraböser" in Spiel: er soll Hillarys Post gestohlen, ihren Betrug öffentlich gemacht und so seine "Marionette" Donald auf den Thron gebracht haben. Diese zwar unbewiesene und nur behauptete "Einmischung" in das heilige Ritual der exzeptionalistischen Demokratie, die Wahlen, wurde sodann als "kriegerischer Akt" bezeichnet, mit dem der Ultraböse das Königreich angegriffen habe und nun mittels seines Agenten Donald zerstören will. Dass das unterlegene Hillary-Lager für diese haarsträubenden Verschwörungstheorie nicht umgehend ausgelacht wurde, verdankte es nur seiner engen Verbindung mit den "Mainstreammedien" genannten Lautsprechern, die diese Gruselgeschichte als "Nachrichten" verbreiteten und damit am laufenden Band das produzierten, was im Königreich neuerdings "Fake News" genannt wurde.
Da König Donald schon dafür berüchtigt war, heute dies und morgen das zu erzählen und es beim Zwitschern mit Präzision und Wahrheit nicht so genau zu nehmen, wurde auch ihm im vorgeworfen am laufenden Band "Fake News" zu produzieren. Was dann zu der absurden Situation geführt hatte, dass auf der öffentlichen Bühne nur noch kreischende Antagonisten auftauchten, die sich gegenseitig der Lüge, der Fälschung, des Betrugs bezichtigen.
Man schrieb das 21. Jahrhundert und kam sich doch vor wie bei Richard III. und Großmeister Shakespeare: "Ich tu das Böse und schreie selbst zuerst. Das Unheil, das ich angestiftet, leg ich den andern dann zu schwerer Last." Oder wie im Puppentheater mit einer betrügerischen Hexe ("Crooked Hillary") einem falschen Clown ("Lying Donald") und einem gar schrecklichen Krokodil ("Tarantula Putin"). Sowie dem Chor der Herolde und Lautsprecher die die ganze Saga atemlos kolportierten und kommentierten, wobei ihnen aus dem Souffleurskasten von den Meistern der Intelligence stets neue Stichworte geflüstert wurden."
... die nun wirklich schaurige Pointe dieser Posse haben wir dann im Januar 2019 in "Wir sind immer die Guten" so zusammengefasst:
"Wäre das Ganze nicht gefährlicher Ernst, könnte man über die plumpen und offensichtlichen Fälschungen, aus denen die 'Russiagate'-Story gestrickt ist, nur lachen. Doch was hier geschieht, ist fatal: Um einen gewählten Präsidenten zu vertreiben, wird die Gewaltenteilung des demokratischen Systems aufgehoben: Geheimdienste (CIA, NSA, MI6), Polizei (FBI) und Medien arbeiten Hand in Hand, und die vom Horrorclown Donald Trump nachhaltig geschockten Demokraten, Liberalen, Linken feuern diese polizeistaatlichen, totalitären Methoden sogar noch an. Und so erleben wir die surreale Situation, dass es nicht der monströse Meteorit Trump ist, dessen Einschlag die Grundfesten der freiheitlichen Demokratie erschüttert, sondern seine Gegner, die abseits aller rechtsstaatlichen Regeln und mit einer nahezu uniformen Medienfront gegen ihn vorgehen."
Das wären die Anklagepunkte, an dem eine neue Ermittlung über "geheime Absprachen" (collusion) und Einmischung in die Wahlen jetzt ansetzen müsste - es waren keine Russen, sondern die Regierung Obama, die US-Geheimdienste, das FBI und die Großmedien, die im US-Wahlkampf mit illegalen Methoden einen unerwünschten Kandidaten bekämpften. Den rüden, großmäuligen, stillosen, unberechenbaren Horrorclown Donald loszuwerden - für diesen Zweck war für Demokraten, Liberale und Progressive offensichtlich jedes undemokratische, polizeistaatliche, totalitäre Mittel recht.
Als Trockenübung, wie man auch den "kritischen" Teil der Bevölkerung auf Linie bringen kann, war der Russiagate-Zirkus und Muellers Null-Ergebnis durchaus erfolgreich: Um ein Narrativ zu schaffen und zu kontrollieren braucht es keinerlei Fakten, die multimediale und dauerhafte Wiederholung von Gerüchten reicht vollkommen aus.
Noch ist die Übung aber nicht abgeschlossen. Als Fortsetzung steht an, wie man diese faktenfreie Großerzählung jetzt im Erinnerungsloch verschwinden lassen kann. Um weiter als irgendwie glaubwürdiger Politiker oder unabhängiger Journalist aufzutreten, selbst wenn man bei McMedien zwei Jahre lang Breaking Fake News serviert hat. Coaching-Kurse für "Rumeiern", "Drehen und Winden" und "Lügen ohne Rotwerden" können mit Überbuchung rechnen, ebenso wie das bekannte "Wendehals"-Yoga. Schon zittern die Russiagater beim Spiegel vor "Trumps Rachefeldzug" - und das wäre nun wirklich ein krachender Höhepunkt dieser ganzen Farce: dass ausgerechnet der irre König mit der Eichhörnchenfrisur, dass der Lügenbold Donald die letzten Reste der Demokratie rettet, indem er die Verschwörung von Geheimdiensten, Polizei und Medien gegen einen Kandidaten und einen amtierenden Präsidenten ermittelt und die Akteure vor Gericht bringt.
Zahlreiche Indizien für eine solche "collusion" liegen schon jetzt vor - und Trump hat noch Zeit, denn etwas Besseres konnten ihm seine Gegner als Wahlkampfmunition für die zweite Amtszeit gar nicht liefern. Er muss nicht einmal lügen und braucht nur zwei Worte "Hexenjagd " und "Fake News".