Die Plastiktüten-Verteufelung
Noch ein Sommer-Nonsens: Plastiktüten sollen verboten werden. Ein Kommentar
Die Erderwärmung scheint auch den Gehirnen mancher Politiker mehr und mehr zuzusetzen. Jedenfalls überbieten sich die Volksvertreter derzeit mit originellen Thesen und pseudo-radikalen Vorschlägen zum Thema Klimaschutz und Ökologie-Schonung.
Allerneueste Idee: Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) möchte ein bundesweites Plastiktütenverbot per Gesetz verordnen. Diese Forderung ist noch nicht mal populistisch, denn viele Menschen nervt der grassierende Öko-Rigorismus zunehmend. Sie ist einfach dumm. Denn was nützt es, Plastiktüten zu verbieten, wenn Plastik in jeder anderen Form erlaubt ist?
Warum sollte man Plastik verbieten, wenn es hinter der Grenze zur Schweiz, zu Frankreich, zu Polen einfach erlaubt ist? Und was könnte ein Plastikverbot bringen, selbst wenn es in der gesamten EU gelten würde, angesichts des Plastiktüten-Verbrauchs in China, Russland und Indien. Zum Beispiel?
"Plastiktüten sind ein Randphänomen"
Dass es sich bei der Plastiktüten-Verteufelung um Symbolpolitik handelt, belegt das Bundesumweltministerium selbst: Denn ein Sprecher des Ministeriums hatte erst im Mai erklärt, "Plastiktüten sind ein Randphänomen." Sie machten weniger als 1 Prozent des Verpackungsaufkommens aus Kunststoff aus. Da gehe es "im Grunde genommen um Peanuts."
Aber denken wir mal weiter ganz konkret und praktisch. Bevor man Plastiktüten verbietet, die immerhin noch einen ziemlich praktischen Zweck erfüllen, genau wie der Plastiklöffel beim Eis, der im Gegensatz zum Holzstäbchen keinen Nebengeschmack hat, könnte man bei Plastikfolien um Gurken und anderem, ähnlich sinnlosem Zeugs anfangen.
Außerdem: Was ist eine Plastiktüte und was ist eine Kunststofftüte? Die meisten Menschen können nicht mal zwischen Plastik und Kunststoff unterscheiden. Oder sollen alle Kunststoffe verboten werden? Dabei sind Glasflaschen für das Klima erwiesenermaßen schädlicher als Plastikflaschen.
Rausch der Öko-Korrektheit beim Klassenprimus in Sachen Weltrettung
Bevor sich die deutsche Gesellschaft wieder mal zum Klassenprimus in Sachen Weltrettung erklärt und sich an der eigenen Öko-Korrektheit berauscht, bevor man einen Zwang zur Jutetasche ausruft, könnte man stattdessen Sinnvolleres tun. Man könnte Kunststoffe entwickeln, die selbst-abbaubar sind. Sie könnte auf Bioplastik oder Maisstärke setzen, um traditionelles Plastik zu vermeiden. Für all das müsste man allerdings eine Vorstellung von Fortschritt besitzen, in Forschung und Technik investieren, statt immer wieder nur auf Verbote zu vertrauen.
Man müsste auch die Wirtschaft an die Kandare nehmen, statt die Bürger, könnte einen Exportstopp von Plastikabfällen verhängen. Denn wenn in Afrika und Asien die Müllhalden der westlichen Welt verschwinden, würde das viel mehr gegen die Meeresverschmutzung durch Plastik helfen als die Plastik-Askese in deutschen Supermärkten.
Das hat wieder mal nicht die SPD, sondern die frisch ergrünte CSU vorgeschlagen: Entwicklungsminister Gerd Müller forderte die Europäische Union solle sich ein Beispiel an der australischen Regierung nehmen: "Die Australier machen es uns vor und wollen zukünftig Abfälle aus Plastik, Papier und Glas nicht mehr exportieren." "Wollen" ist hier allerdings das wichtigste Wort. Noch ist nichts passiert. Trotzdem Jede Wohlstandsgesellschaft sei für ihren eigenen Müll selbst verantwortlich, so Müller. "Die Entwicklungsländer dürfen nicht länger die Abfallhalde Europas sein."
Aber wohin dann mit dem ganzen Kram? Würde man es ernst meinen mit der Verbesserung der Zustände und sich nicht nur an Symbolpolitik berauschen, dann müssten bittere Einsichten folgen: Denn einfach nur "plastikfrei" ist nicht genug. Immer neue Papier- und Baumwolltaschen schaden der Umwelt genauso - nur an anderer Stelle.
Woher diese deutsche Lust an Verboten und Vorschriften?
Die Alternative: Zwang zur Wiederverwendung, "bis der Arzt kommt". Aber auch sie berührt prinzipielle Fragen: Muss man den Bürger zu seinem Glück zwingen? Woher diese deutsche Lust an Verboten und Vorschriften, natürlich immer nur "als letztes Mittel"?
Beispiele für Politiker-New-Speak: Schulze sagte der "Bild am Sonntag", die existierende freiwillige Vereinbarung mit dem Handel sei bereits sehr erfolgreich, darum "sichere" man die jetzt mit dem Verbot ab. Angeblich wurden 2019 2 Milliarden Tüten ausgegeben, 64 Prozent weniger im Vergleich zu 2015.
Tatsächlich hat der Eifer der Svenja Schulze ganz andere Gründe: Man will bei der SPD nicht hinter der CDU/CSU zurückbleiben. Söder und AKK wollen den Grünen ein paar Prozentpunkte abjagen. Die jetzigen Pläne zur Verbotspolitik sind aber nur ein Zeichen der allgemeinen Umwelthysterie, die besonders die Berlin-Mitte-Blase im Regierungsviertel erreicht hat.
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