"Die Zinsen sollten bei Null liegen"
Dampfplauderer Roubini - eine Kritik an Mr. Doom
So langsam muss man sich um den Geisteszustand von Nouriel Roubini, prominenter Ökonomie-Professor an der New York University, ernsthafte Sorgen machen. Der Mann, der als Mr. Doom den Untergang propagiert (Link auf /tp/blogs/8/121060, empfiehlt als Medizin allen Ernstes, dass Europa die Zinsen auf Null senkt. Dies ist in etwa so als ob man einem Drogensüchtigen den Entzug mit einer Überdosis Heroin ermöglichen will.
Wenn Herr Roubini in einem Interview mit dem Stern meint, dass die deutsche Wirtschaft in schlechterer Verfassung ist als die der USA, so mag dies hinsichtlich der starken Exportabhängigkeit und des Rückgangs des Bruttosozialproduktes zwar richtig sein, aber faktisch ist es falsch.
"Rechnet man die aktuellen Zahlen für das vierte Quartal 2008 aufs Jahr hoch, dann fällt die Wirtschaftsleistung im Moment um acht Prozent. Damit geht es Deutschland zurzeit schlechter als den USA.
Nouriel Roubini
Deutschland hatte keine Sparquote von minus 2 Prozent und die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Industrie ist bei weitem besser als die der amerikanischen. Entscheidend für den zukünftigen Aufschwung ist nicht der Rückgang des Bruttosozialproduktes, auch wenn er bei einer exportabhängigen Nation mehr als 8 % betragen könnte, sondern die Adaptionsfähigkeit der Schulden und die Innovationsfähigkeit der Schlüsselindustrien. Und hier zeigt sich bei den Amerikanern aktuell das finanzielle Armageddon.
Wenn Roubini meint, er könne die USA mit einem Rückgang von 3,8% des BSP gegenüber Europa mit voraussichtlich minus 6 % und Japan mit minus 12 % gesundrechnen, dann hat er nicht begriffen, dass in Amerika nicht nur der Häusermarkt, sondern auch alle Bundesstaaten völlig marode sind und kurz vor dem Kollaps stehen. Die völlig abgewirtschafteten Infrastrukturen sind hierbei noch gar nicht berücksichtigt.
Deshalb sollten wir nicht auf die USA und ein Obama-Wunder hoffen, um die Weltwirtschaft aus der Krise zu führen, sondern einzig und allein auf China. Nach dem Crash 1987 war es Japan, welches für Stabilität sorgte. 1990 war es die USA, welches nach dem Platzen des Nikkei-Bubbles den Weg aus der Krise wies. Und jetzt wird die entscheidende Stimulans für die Weltwirtschaft weder von den USA noch von Japan oder Europa kommen, sondern von China. Nicht von ungefähr hat sich der dortige Aktienmarkt seit November 2008 als der stabilste erwiesen. Diese Divergenz ist beeindruckend und zeigt in aller Klarheit auf, wo das zukünftige Wachstumszentrum der Weltwirtschaft liegen wird.
Richtig an Roubinis Aussagen ist, dass wir uns in einer Phase der Deflation befinden, doch diese dürfte sehr schnell durch das ausufernde Schuldenmachen in eine Inflationsphase übergehen. Richtig ist auch, dass eine Phase der Massenarbeitslosigkeit die führenden Industrienationen ergreifen wird. Falsch ist jedoch, dass die Amerikaner die Krise richtig einschätzen würden und die richtigen Maßnahmen ergriffen hätten.
Der Kontinent hängt bei der Krisenbekämpfung nicht hinterher, wie Roubini meint, wenn er die Zinsen nicht auf Null senkt. Er hängt dann hinterher, wenn die Europäer die gleichen Krisenbekämpfungsstrategien wie die Amerikaner wählen. Europa sollte seinen eigenen Weg gehen und dies bedeutet, die Zinsen anzuheben, Banken nicht mehr zu unterstützen und lieber Direktkredite an die Industrie zu geben. Im Gegensatz zu Roubinis Ansichten wären Steueranhebungen für Reiche, das Aussetzen von Hilfen für bankrotte Banken und anstatt von Konjunkturpaketen eine Erneuerung der Wirtschaft hin zu innovativen Technologien zu forcieren. In diesem Kontext ist eine verstärkte Zusammenarbeit mit China zu suchen, da dort die Zukunft für die Weltwirtschaft liegen wird.