Die grüne Straße
Spritsparendes Navigationsgerät
Routenberechnungsprogramme und Navigationssysteme erlauben üblicherweise die Wahl zwischen der schnellsten und der kürzesten Verbindung. Ein neues System soll als dritte Wahlmöglichkeit auch noch die sparsamste Verbindung anbieten.
GPS-Navigationssysteme werden üblicherweise aus Bequemlichkeitsgründen gewählt: Man muss nicht mehr umständlich in Straßenkarten nachschlagen und bekommt notwendige Fahrmanöver automatisch angesagt. Wenn dadurch jene Umwege entfallen, die angeblich die Ortskenntnis erhöhen sollen, sofern man sich nicht bei Postleitzahl oder Ortsnamen vertippt, dann wird außerdem auch Treibstoff gespart. Doch ist dies eher ein unbeaufsichtigter Nebeneffekt: Sowohl die schnellste als auch die kilometermäßig kürzeste Route sind üblicherweise nicht besonders sparsam.
Wie der New Scientist in seiner aktuellen Ausgabe berichtet, hat Eva Ericsson vom Lund Institute of Technology nun ein Satelliten-Navigationssystem entwickelt, in dem nicht nur Geschwindigkeitsklassen für die hinterlegten Straßen abgespeichert sind, sondern auch der Spritverbrauch von drei verschiedenen Autoarten auf insgesamt 22 gespeicherten Teststraßen. Grundlage dieser Klassifizierung sind neben physikalischen und gesetzlichen Grenzdaten der Straße wie Breite, Spurenanzahl sowie der erlaubtne Höchstgeschwindigkeit auch der übliche Verkehrsfluss innerhalb und außerhalb der Rush Hour.
Als Ericson nun mit ihren Kolleginnen Hanna Larson und Karin Brundell-Freij das solchermaßen programmierte Gerät praktisch ausprobierte, konnte sie gegenüber anderen Methoden der Reiseplanung typischerweise 8,2% Benzin einsparen. Wie sie im Transportation Research C, DOI: 10.1016/j.trc.2006.10001 berichtet, war dabei allerdings keine der im Test inbegriffenen Straßen besonders stark befahren. In der Praxis, mit Stoßverkehr, dürfte die Spritersparnis auf 4% absenken, so Ericsson.
Weniger erfolgreich war der Versuch, dem System außerdem noch die aktuelle Verkehrslage beizubringen: dazu wurde ein Messwagen auf die Reise geschickt, der eben jene 22 Straßen abfahren und die dabei in Echtzeit ermittelte Verkehrslage den anderen Satelliten-Navigationssystemen weiterschickten sollte. Dies sollte die Wahl der Straßen weiter verbessern, doch waren dazu die Daten von nur einem Messwagen unzureichend: er konnte nur 26% der Staus entdeckten, doch wäre eine Quote von mindestens 50% notwendig, um aufgrund dieser Daten verstopfte Straßen vemeiden zu können.
In die heutigen Navigationssysteme den Straßen auch noch die Verbrauchsdaten verschiedener Autotypen zuzuordnen, dürfte zu viel Aufwand verursachen, um rentabel zu sein. Doch die schwedischen Wissenschaftler denken, dass dies gar nicht notwendig wäre: Würde jeder Wagen, der das neue Navigationssystem benutzt, gleichzeitig auch als Messwagen fungieren und seine eigenen Geschwindigkeitsdaten und Benzinverbrauchsdaten an den Zentralrechner funken, der sie dann den anderen Navigationssystemen mitteilt, wäre es gar nicht mehr nötig, Daten über den Benzinverbrauch in der Straßenkarte selbst abzulegen. Und auch die dadurch zusätzlich anfallenden Mobilfunkgebühren, um die Straßendaten zu senden und zu empfangen, wären nicht so hoch, dass die Spritersparnis damit wieder hinfällig wäre.