Die in Italien gefundene Lenkrakete war 1994 von Katar an Spanien verkauft worden
Wie die Rakete in die Hände der Rechtsextremen gekommen ist, bleibt unklar, Salvini versucht, den Fund in den Kontext einer Anschlagsdrohung gegen ihn zu stellen
Noch ist unbekannt, wie die drei am Montag in Italien festgenommenen Rechtsextremen an die Luft-Luft-Lenkrakete Matra Super 530F gekommen sind und wer daran interessiert sein könnte oder gewesen war (Wie Medien Falsches berichten, weil es ins Narrativ passt). Nach Angaben von La Repubblica sei ein "Funktionär eines ausländischen Staates" interessiert gewesen.
Es könnten auch Sammler sein. So hatte 2013 ein Schweizer Waffennarr drei Matra 530 aus Katar erworben, offenbar legal. Die Rakete, die speziell für die Mirage F1 entwickelt wurde und 1980 auf den Markt kam, dürfte kaum mehr von einer Luftwaffe gebraucht werden, da kaum noch Mirage F1 in Gebrauch sind. Es könnte in der Mittelmeerregion noch in Libyen, Marokko, oder Iran noch einsatzfähige F1 geben.
Auch nicht klar ist, ob die drei selbst in der Ukraine gegen die Separatisten gekämpft hatten oder nur im Rahmen von Ermittlungen gegen rechtsextreme Kämpfer im Netz hängenblieben. Angeblich haben Festnahme und die Beschlagnahmung der immerhin 250 kg schweren und nach der Polizei auch funktionsfähigen Rakete nichts mit der Ukraine zu tun. Sie waren erfolgt, nachdem Fabio Del Bergiolo, Ex-Zollbeamter und Anhänger von Forza Nuova, diese auf WhatsApp für 470.000 zum Verkauf angeboten hatte.
Innenminister Matteo Salvini erklärte am Dienstag, die Polizei sei den Neonazis durch einen Hinweis auf einen angeblich auf ihn geplanten Anschlag auf die Spur gekommen. Dank der Sicherheitskräfte werde er weiter ohne Angst voranschreiten: "Beleidigungen und Drohungen geben mir nur mehr Kraft!"
Und er sagte auch, dass er diese Bedrohung der Polizei gemeldet habe, es sei eine von vielen gewesen, die er täglich erhalte. Seine Meldung habe dazu gedient, "das Waffenarsenal einiger Demenzkranker aufzudecken." Salvini steht Russland nahe, plädiert schon mal für eine Ende der Sanktionen und die Aufgabe der Krim als ukrainisches Territorium.
"Ich bin nur Sammler"
Die Polizei will offenbar keine Verbindung mit dieser angeblichen Drohung herstellen, es wäre auch absurd, mit einer Luft-Luft-Rakete einen Anschlag auszuführen. Sie war einfach auf dem Schwarzmarkt dem Meistbietenden angeboten worden. Allerdings heißt es in einem Bericht des Corriere auch, dass die Polizei über einen ehemaligen KBG-Agenten, der von Anschlagsplänen auf Salvini sprach, vor einem Jahr auf die Spur der Rechtsextremen gekommen war, die zusammen mit den ukrainischen Nationalisten gegen die Separatisten in der Ostukraine gekämpft haben. Die italienischen Rechtsextremen seien mit dem Rechten Sektor vernetzt. Der Ex-KBG-Agent gab die Vermutung weiter, dass die Mitglieder des Rechten Sektors im Waffenhandel tätig sein könnten.
Als Fabio Del Bergiolo das Raketenangebot machte, hätten die italienischen Ex-Kämpfer dies aber abgeschlagen. Seinem Anwalt sagte er im Gefängnis: "Ich bin kein Rechtsextremist, ich bin ein Freund Israels und für die Nato, ich bin nur ein Sammler." Er sei nur gebeten worden, die Rakete zu schätzen. Die sei eh nur ein Simulakrum. Er habe keine Unterlagen erhalten. Die Rakete habe kein Radarsystem und keinen Antrieb, sie wäre auch nicht funktionsfähig gewesen, wenn man sie von einem Flugzeug aus gestartet hätte. Nach Angaben der Polizei habe sie keinen Sprengstoff enthalten, hätte aber von einem Spezialisten bewaffnet werden können.
Die Staatspolizei Digos fand in dem Hangar in Rivanazzano Terme, der den beiden Verhafteten Alessandro Monti und Fabio Bernardi von der Firma Star Air Service gehört, nicht nur die große Rakete, sondern noch zwei weitere Raketenbehälter, die als Waffen für das italienische Kampfflugzeug MB339 verwendet werden. Es könnte nach gründlicher Durchsuchung noch mehr herauskommen.
Rakete wurde von Katar nach Spanien verkauft
Interessant wird es sein, wie die Matra Super 530F aus französischer Herstellung nach Italien gekommen ist. Sie stammt von der Luftwaffe Katars und war für französische Kampfflugzeuge des Typs Mirage F1 vorgesehen. Katar hatte von Frankreich 1980 Mirage-Kampfflugzeuge und Raketen gekauft. Verkauft wurde sie von Katar bereits 1994 nach Spanien. Das Außenministerium bestätigte den Verkauf von 40 Raketen des Typs, sagte aber nicht, an welches Land, sondern sprach nur von einem freundlichen Land. Auch die jetzt in Italien gefundene Rakete sei Teil des Verkaufs vor 25 Jahren gewesen.
Dass die Raketen nach Spanien gingen, scheint der Verkauf von 18 Mirage-Flugzeugen aus Katar im Jahr 1994 an Spaniens Luftwaffe nahezulegen, auch wenn im Bericht von El Pais aus dem Jahr 1994 von Raketen nicht ausdrücklich die Rede ist, allerdings wird allgemein von mitgekaufter Munition gesprochen. Die Mirage wurden bald stillgelegt und schließlich 2017 an eine amerikanische Firma verkauft. Auf Nachfrage von defensa.com erklärte das spanische Verteidigungsministerium, dass alle 40 Matra-Raketen von Luftwaffe "demilitarisiert" worden sein. Es sei Aufgabe der italienischen Polizei, die Herkunft der Rakete festzustellen. Matra habe davon 4000 hergestellt, die von der Luftwaffe von mehr als 10 Ländern verwendet worden seien. Man will also nichts damit zu tun haben.
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