Die pädophile Rechte

Seite 2: "Häufung von Fällen rechtsextremer Gesinnung und pädophiler Neigung"

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Die Neue Züricher Zeitung hält es für wahrscheinlich, dass die Nazis einen pädophilen Zuhälterring aufbauten, um sich durch die "Vermittlung von Frauen und Kindern an Freier" zu finanzieren. Gelernt ist gelernt: Gerade Böhnhardt war bis 1998 "Mitglied in einer Bande, die unter anderem mit Prostitution Geld verdiente". Die Übergänge zwischen kriminellen Racket, Pädophilenring und rechtsextremer Bande scheinen in diesem brauen Sumpf fließend zu sein.

Yavuz Narin, einer der Opferanwälte im NSU-Prozess, der das Thema eingehend recherchiert hat, bezeichnete gegenüber der Deutschen Welle (DW) die Häufung der Fälle von Kindesmissbrauch im rechten Milieu als "frappierend": "Zahlreiche Personen aus dem Umfeld des NSU-Trios sind bereits in der Vergangenheit mit sexuellem Missbrauch von Kindern oder der Verbreitung kinderpornographischen Materials in Erscheinung getreten. Wir haben dort einen Sumpf, der sich bis nach Bayern und Sachsen erstreckt."

Er habe eine eindeutige "Häufung von Fällen rechtsextremer Gesinnung und pädophiler Neigung" festgestellt, erklärte der Opferanwalt. Diese Erkenntnisse wurden von Opfergruppen pädophiler Gewalt bestätigt. Nachdem Narin seine Rechercheergebnisse publik gemacht habe, sei er von Betroffenen und Opfer-Verbänden kontaktiert worden: "Ich bekam mitgeteilt, dass sexueller Missbrauch von Kindern gerade in der rechten Szene sehr gängig sei und dass ich deshalb nicht überrascht sein sollte."

Der Aufruf zur Gewalt gegen "Kinderschänder", die offene Drohung mit Lynchjustiz gegenüber Pädophilen, gehört zum Standardrepertoire rechtsextremistischer Agitation. Doch zugleich sind auffällig viele Neonazis selber in pädophile Umtriebe verstrickt. Narin zählte in dem Interview eine Reihe von entsprechenden Vorfällen auf.

Die beste Freundin von Zschäpe ist während des Prozesses in Tränen ausgebrochen, als sie berichtete, wie ihre Tochter vom eigenen Vater sexuell missbraucht worden sei. Auch der Neonazi und Waffennarr Hans S. habe seine eigenen Kinder vergewaltigt. Bei einem anderen Zeugen aus der Szene, bei Henning H., seien "Zeichnungen von sexuell bedrängten und zerstückelten Kindern entdeckt worden", so Narin.

Hang zum "Machtmissbrauch und Respektlosigkeit"

Auch rechte Funktionäre üben oftmals pädophile Gewalt aus. Dominique O. saß für die NPD fünf lange Jahre im Siegburger Kreistag. Nun sitzt er eine Haftstrafe von dreieinhalb Jahren wegen "sexuellen Missbrauchs von Kindern und Schutzbefohlenen" ab. Der NPD-Kader Thorsten E. wurde zu einer Bewährungsstrafe wegen der "Verbreitung kinderpornografischen Materials" verurteilt. 2013 wurde der Wahlkampfhelfer der NPD in Pirmasens zu einer Haftstrafe von zwei Jahren und acht Monaten verurteilt, nachdem er ein 13-jähriges Mädchen schwängerte. In Sachsen wiederum legte der NPD-Abgeordnete Matthias P. sein Amt nieder, nachdem gegen ihn in Zusammenhang mit einem Kinderpornoring Ermittlungen aufgenommen wurden.

Bislang gibt es keine verlässlichen wissenschaftlichen Studien, die den evidenten empirischen Zusammenhang zwischen pädophiler Gewalt und rechter Weltanschauung beleuchten würden. Eine Sprecherin eines Verbandes der Opfer von Pädophilen, der Zartbitter e.V., erklärte gegenüber DW, dass der unter Rechtsextremen verbreitete Hang zum "Machtmissbrauch und Respektlosigkeit" dafür verantwortlich sein könnte. Der Kindesmissbrauch scheint hier somit ein perverser, sexualisierter Machtrausch zu sein, dem sich die rechten Möchtegern-Führer hingeben.