Die verborgenen Kosten von Hurrikanen und Taifunen
Hurrikansaison 2023 endet, aber Risiken bleiben: Rekordstürme, Klimawandel verstärkt Intensität, langfristige wirtschaftliche Folgen. Sind wir bereit?
Die atlantische und pazifische Hurrikansaison neigt sich in dieser Woche dem Ende zu. Offiziell dauert die Zeit des höchsten Hurrikanrisikos von Anfang Juni bzw. Mitte Mai bis Ende November.
Dass sich dann in der Region tatsächlich keine Stürme mehr bilden, ist nicht garantiert, denn die Temperaturen an der Meeresoberfläche in der Karibik und vor den Küsten Mittelamerikas und Mexikos liegen weiterhin über den 26 Grad Celsius, ab denen sich tropische Wirbelstürme bilden können.
Hurrikansaison 2023: Eine Bilanz
Der Hurrikandienst der US-Wetterbehörde NOAA zählte bis Ende Oktober 21 tropische Stürme, der erste davon außerhalb der Saison im Januar. Sieben Stürme entwickelten sich zu Hurrikane, die schwersten Schäden richtete Idalia Ende August an, die Kategorie 5 erreichte Lee im September.
Im östlichen Pazifik zählte die NOAA bis Ende Oktober 16 tropische Stürme, davon zehn Hurrikane, von denen wiederum acht mindestens die Kategorie 3 erreichten. Schwere Schäden verursachte der Hurrikan Dora in der ersten Augusthälfte, dessen starke Winde die Brände anfachten, die die Stadt Lāhainā auf Hawaii verwüsteten und mehr als hundert Todesopfer forderten.
Hurrikan Otis: Ein Beispiel für mangelnde Vorbereitung
Und in Acapulco leidet die Bevölkerung noch immer unter den Zerstörungen, die der Hurrikan Otis Ende Oktober angerichtet hat. Otis war ein außergewöhnlicher Hurrikan, der sich innerhalb von nur zwölf Stunden von einem Tropensturm zu einem Hurrikan der höchsten Kategorie entwickelte.
Das ließ den Menschen kaum Zeit, sich vorzubereiten – aber es fehlte auch an Zivilschutzmaßnahmen wie Schutzräumen, hurrikansicheren Fenstern oder besserer Aufklärung, wie Marjory González, Koordinatorin des mexikanischen Netzwerks von Klimawissenschaftlern, gegenüber Latinapress erklärte.
Klimawandel und seine Rolle bei der Intensivierung von Stürmen
Was die Anzahl der Stürme betrifft, so lag die Saison im Pazifik leicht über dem Durchschnitt, aber die Anzahl der schweren Hurrikane war doppelt so hoch wie der Durchschnitt. Die atlantische Saison wies eine höhere Anzahl von Stürmen auf. Die Bilanz der Hurrikansaison hätte schlimmer ausfallen können, aber glücklicherweise trafen viele der Stürme nicht auf Land.
Otis könnte dennoch ein Vorgeschmack auf die Zukunft sein: Wissenschaftler haben Daten von Hurrikane im Atlantik und im Golf von Mexiko ausgewertet und kommen zu dem Schluss, dass sich die Stürme seit 2001 aufgrund des menschengemachten Klimawandels schneller intensivieren als im Zeitraum 1971 bis 1990.
Taifune im pazifischen Raum: Eine wachsende Bedrohung
Die pazifischen Taifune, also die Wirbelstürme im westlichen Pazifik, lagen sowohl in ihrer Anzahl als auch in ihrer Intensität über dem langjährigen Durchschnitt. Die Taifune Mawar, Talim, Doksuri, Khanun, Saola, Haikui, Koinu und Sanba verursachten jeweils Schäden in zwei- bis dreistelliger Millionenhöhe. Der extrem starke Sturm mit enormen Regenmengen forderte mindestens 137 Todesopfer.
Doch Wirbelstürme bringen nicht nur kurzfristig Menschenleben und Zerstörung, sondern haben auch langfristige wirtschaftliche Folgen, wie Wissenschaftler des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) jetzt berechnet haben. Studienautor Hazem Krichene sagte:
Unsere Analyse zeigt, dass schwere tropische Wirbelstürme die wirtschaftliche Entwicklung eines Landes für mehr als ein Jahrzehnt ausbremsen können. Mit der globalen Erwärmung wird sich der Anteil der schwersten tropischen Wirbelstürme erhöhen. Dadurch wird es wahrscheinlicher, dass sich betroffene Volkswirtschaften zwischen aufeinanderfolgenden Stürmen nicht mehr vollständig erholen können.
Langfristige wirtschaftliche Folgen von Wirbelstürmen
Diese langfristigen Kosten würden bisher nicht ausreichend berücksichtigt. Würden die langfristigen wirtschaftlichen Folgen der Wirbelstürme in die Folgekosten des CO₂-Ausstoßes eingerechnet, stiegen diese von bisher 173 US-Dollar auf 212 US-Dollar pro Tonne CO₂ und damit die weltweiten Folgekosten um 20 Prozent.
Betrachtet man nur die von den Stürmen betroffenen Länder, so stiegen die sozialen Kosten der Emissionen dort um über 40 Prozent. Die deutlich höheren Kosten, die in dieser Studie berechnet wurden, sind hauptsächlich auf einen Anstieg der Schäden in den großen Volkswirtschaften Indien, USA, Taiwan und China zurückzuführen.
Anders ausgedrückt: Wenn Länder mit niedrigem Einkommen betroffen sind, schlägt ein wetterbedingter Ausfall von Wirtschaftswachstum dort in absoluten Zahlen nicht so stark zu Buche. Die Berechnungsmethode hat also ihre Grenzen. Die Autoren betonen in der Pressemitteilung, dass ihre Berechnungen den Nutzen von Klimaschutzmaßnahmen belegen. Co-Autor Christian Otto erklärt:
Wenn es um Extremereignisse geht, liegt das Hauptaugenmerk oft auf den unmittelbaren wirtschaftlichen Schäden. Es ist jedoch ebenso wichtig, die Gesamtkosten dieser Ereignisse zu beziffern, um die Gesellschaft über die tatsächlichen Kosten des Klimawandels und die Klimafolgen, die durch ambitionierten Klimaschutz verhindert werden können, zu informieren.
Die Studie weist darauf hin, dass hier nur die langfristigen Folgen von tropischen Wirbelstürmen betrachtet wurden, andere Extremwetterereignisse wie Überschwemmungen und Dürren aber ähnliche langfristige Auswirkungen auf Volkswirtschaften haben können.
Empfohlener redaktioneller Inhalt
Mit Ihrer Zustimmmung wird hier eine externe Buchempfehlung (Amazon Affiliates) geladen.
Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen (Amazon Affiliates) übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.