Discounter statt Bioladen: Wie die steigende Inflation das Einkaufen verändert

Unter den Deutschen wächst der Pessimismus, der Grund ist die galoppierende Inflation. Um Geld zu sparen, kaufen sie inzwischen anders ein. Zu Weihnachten könnten auch weniger Geschenke unterm Baum liegen.

Steigende Preise in fast allen Lebensbereichen bereiten den Menschen in Deutschland zurzeit mehr Sorgen als andere Themen. Selbst der Krieg in der Ukraine bereitet ihnen weniger Kopfzerbrechen, genauso der Klimawandel oder die Coronapandemie.

Das gehe aus einer am Samstag veröffentlichten repräsentativen Umfrage der Unternehmensberatung McKinsey hervor, heißt es bei der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Von den knapp 1.000 Befragten gaben rund 57 Prozent an, ihre größte Sorge sei aktuell die Inflation.

Die Inflation habe in den vergangenen Monaten alle anderen Sorgen fast vollständig in den Hintergrund gedrängt, urteilten die Experten von McKinsey. Zum Vergleich: Nur 18 Prozent der Befragten nannten noch den Krieg in der Ukraine als größte Sorge, sechs Prozent den Klimawandel und drei Prozent die Coronapandemie.

Die Sorgen sind nicht unbegründet: Die hohen Gas- und Strompreise ließen die Inflation in der Eurozone im Oktober auf einen Rekord von 10,7 Prozent steigen. Seit Beginn der Berechnungen für die Eurozone im Jahr 1997 sei dies nun der höchste Wert, teilte die Statistikbehörde Eurostat am Montag mit.

Die Energiepreise stiegen den Angaben von Eurostat zufolge um 41,0 Prozent. Die Preise für Lebensmittel, Alkohol und Tabakwaren verzeichneten einen Anstieg von 13,1 Prozent.

Innerhalb der Länder der Eurozone fielen die Preissteigerungen allerdings unterschiedlich aus. In den drei baltischen Staaten erreichte die Inflation die höchsten Werte: In Estland belief sich die Teuerungsrate auf 22,4 Prozent, in Lettland in 21,8 Prozent und in Litauen stiegen die Preise um 22 Prozent. In Frankreich belief sich die Inflation dagegen nur auf 7,1 Prozent.

"Die Inflationsrate hat wahrscheinlich noch immer nicht den Höhepunkt erreicht", erklärte Christoph Weil, Volkswirt bei der Commerzbank, gegenüber dpa. Das Ziel der Europäische Zentralbank (EZB), die Inflationsrate wieder nachhaltig auf knapp zwei Prozent zu drücken, rücke in weite Ferne.

Für die Menschen in Deutschland bedeuten die steigenden Preise inzwischen: Verzicht. Bei immer mehr von ihnen lasse "das Portemonnaie aktuell keinen Spielraum mehr für Konsum über das unbedingt Notwendige hinaus", berichtete McKinsey-Experte Marcus Jacob. Mehr als ein Drittel müsse sich bereits deutlich einschränken. Mehr als die Hälfte könne nichts mehr auf die hohe Kante legen.

"Es ist einiges in Bewegung: Vier von fünf Menschen in Deutschland verändern aktuell bewusst ihr Einkaufsverhalten angesichts der von ihnen wahrgenommenen und auf dem Konto spürbaren neuen Realität", sagte Jacob.

Die Leute kaufen nun häufiger beim Discounter und dann vermehrt deren preiswerte Eigenmarken. Rund 16 Prozent der Befragten gab an, einen Urlaub storniert zu haben. Und mehr als 60 Prozent gaben an, daheim bewusst Energie zu sparen.

Auch das Weihnachtsgeschäft im Einzelhandel könnte beeinträchtigt werden: 53 Prozent der Befragten gaben an, weniger Weihnachtseinkäufe tätigen zu wollen. Zwölf Prozent wollen darauf sogar komplett verzichten.

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